Die Filme der Woodfall Film Productions stehen vor allem für die Klassiker des britischen Kinos der 1960er Jahre, die das Leben der Arbei- terklasse im Norden Englands in fast dokumentarischer Art porträtieren. Sie liegen nun in restaurierten Fassungen vor. Von Dienstag, 12. März, bis Mittwoch, 3. April, zeigt das Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, acht Spielfilme, von Tony Richardsons Debüt „Look Back in Anger“ (1959) über Karel Reisz‘ „Saturday Night and Sunday Morning“ (1960) bis hin zu „Kes“ (1969), dem ersten Kinofilm von Ken Loach.
Richard Burton ist als Jimmy Porter in „Look Back in Anger“ (1959) der Prototyp der sogenannten „angry young men“, einer Reihe von zornigen jungen Männern, die als Teil der „working class“ meist im Norden Englands leben und mit dem tristen Arbeitsalltag in Fabriken, beengten Wohnverhältnissen und wenig Zukunftsaussichten ein unterprivilegiertes Leben führen. Diese Themen und das Setting in Industrielandschaften waren neu im britischen Nachkriegskino. Die unabhängige Produktionsfirma Woodfall Film Productions brachte ab 1958 vor allem Vorlagen der „kitchen sink literature“ (Spülsteinliteratur) von Autoren wie Alan Sillitoe, Shelagh Delaney und John Osborne auf die Leinwand, die sich mit den Schattenseiten der englischen Gesellschaft beschäftigten: soziale Ungerechtigkeit, Teenagerschwangerschaften, Abtreibungen und häusliche Gewalt. Gefilmt waren diese Adaptionen von ambitionierten Kameraleuten wie Walter Lassally, die gerne im Freien drehten, improvisierten und mit Einstellungen und Licht experimentierten. Vor ihren Linsen standen oft Laiendarsteller – unvergesslich der junge David Bradley als Billy in „Kes“ – und junge ausdrucksstarke, unbekannte Schauspielerinnen wie Rita Tushingham, die für „A Taste of Honey“ (1961) erstmals für einen Film gecastet wurde. Tom Courtenay hinterließ einen tiefen Eindruck als jugendlicher Strafgefangener Colin in „The Loneliness of the Long Distance Runner“ (1962), der als „britischer Marlon Brando“ gefeierte Albert Finney ging mit seinem rebellischen Arthur Seaton in „Saturday Night and Sunday Morning“in die Filmgeschichte ein. Für zahlreiche junge Darsteller waren die Woodfall-Filme ein Sprungbrett für ihre weitere Karriere. Mit Richardsons farbigem Historienfilm „Tom Jones“ (1963) und dem im London der„Swinging Sixites“ spielenden „The Knack … and How to Get It“ (1965) von Richard Lester wurden die Filme leichter, hipper und bunter. Was blieb, war der Fokus auf das Leben und den Blickwinkel der jungen Leute.
Alle Filme werden in der englischen Originalfassung gezeigt (Kes mit deutschen Untertiteln).
Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Karten können vorbestellt werden unter Telefon 233-9 64 50.