Kann man Weihnachtsbäume mit gutem Gewissen kompostieren?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Herbert Danner, Anna Hanusch und Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen – rosa liste) vom 29.1.2019
Antwort Kommunalreferentin Kristina Frank:
In Ihrer Anfrage vom 29.1.2019 erbitten Sie Auskunft dahingehend, ob man Weihnachtsbäume mit gutem Gewissen kompostieren kann und begründen Ihre Anfrage wie folgt:
„Eine Studie des Bund Naturschutz (BN) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) hat Ende 2017 ergeben, dass an 13 von 17 Weihnachtsbäumen Rückstände von Pestiziden nachgewiesen wurden. Insgesamt wurden in dieser Studie 9 verschiedene Pestizide nachgewiesen, teilweise bis zu 4 Pestizide gleichzeitig mit besonders signifikanten und gefährlichen Wirkstoffen.
Diese Pestizide finden ihren Weg in das Grundwasser oder geraten über Komposterde in den Nahrungskreislauf.
Allein die Abfallwirtschaftsbetriebe München (AWM) sammeln pro Saison rund 200 Tonnen Weihnachtsbäume, die einer ordnungsgemäßen Verwertung zugeführt werden. Überwiegend werden diese kompostiert. Wie groß die Menge der übrigen Weihnachtsbäume ist, die in Münchner Haushalten jede Saison anfallen, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass auch ein großer Teil von diesen kompostiert wird.“
Sie bitten in diesem Zusammenhang um die Beantwortung der folgenden Fragen:
Frage 1:
Kann man die Weihnachtsbäume, die überwiegend Rückstände von Pestiziden enthalten, mit gutem Gewissen kompostieren?
Antwort:
Diese Frage ist so pauschal nicht zu beantworten. Beim Kauf ist nicht ersichtlich, ob und wie stark der Weihnachtsbaum mit Pestizidrückständen belastet ist. Die Belastung hängt auch vom Zeitpunkt des Spritzens ab. Wer sichergehen will, dass keine Belastung vorliegt, sollte deshalb Bäume aus ökologischem Anbau wählen.
Frage 2:
Gab es Messungen von Seiten des Kompostierbetriebes in Hinblick auf Schadstoffe/Rückstände im Kompost? Wenn ja, liegen die Werte dem Kommunalreferat vor?
Antwort:
Seit einigen Jahren führt die Bundesgütegemeinschaft Kompost neben den Regeluntersuchungen für gütegesicherte Komposte und Gärprodukte zusätzlich ein systematisches Untersuchungsprogramm auf Spurenstoffe (Monitoring) durch. Im Rahmen dieses Monitorings werden Komposte und Gärprodukte u.a. auch auf Pflanzenschutzmittel (gesamt 504 Wirkstoffe), darunter Glyphosat, Neonikotinoide und Thiabendazol, untersucht.
Der Vertragspartner des AWM hat im Jahre 2018 freiwillig an einem Monitoring teilgenommen.
Das aktuelle Ergebnis aus dem Monitoring 2018 bezüglich der Pflanzenschutzmittel war nach Auskunft der Bundesgütegemeinschaft wie folgt:
„Von den 504 Wirkstoffen der Pflanzenschutzmittel (PSM) lagen 99% der Ergebnisse unterhalb der Bestimmungsgrenze. Wirkstoffe wie z.B. Glyphosat, AMPA, Tebuconazol (Fungizide), Thiabendazol und Imazalil (Imprägnieren von Obst) waren nachweisbar. Grenz- oder Orientierungswerte für Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln in Kompost oder Gärprodukten sind nicht bekannt.“
Von Seiten des Vertragspartners des AWM wurde hierzu folgendes ausgeführt:
„Dieser Eintrag von Pestiziden wird unserer Auffassung nach überwiegend von belastetem Biomüll und Gewerbeabfällen (Großmarkt) hervorgerufen, die ganzjährig angeliefert werden, und nicht von saisonal angelieferten Christbäumen.“
Frage 3:
Ist der Kompost biozertifiziert?
Antwort:
Der Kompost des Vertragspartners des AWM ist nicht biozertifiziert, die Aufsichts- und Genehmigungsbehörde, das Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, erhält jedoch alle Untersuchungsergebnisse der Kompostbeprobungen nach den Güte- und Prüfbestimmungen der Bundesgütegemeinschaft Kompost und gemäß behördlichen Auflagen.