Am internationalen Tag gegen Rassismus, haben die Städte München und Nürnberg gemeinsam in Nürnberg zum fünften Mal den „Mosaik Jugendpreis – Mit Vielfalt gegen Rassismus“ verliehen. Die Jury entschied, das Preisgeld von 9.000 Euro auf insgesamt drei Preisträgerinnen und -träger aufzuteilen. Geehrt wurden ein Projekt aus Nürnberg und zwei aus München.
Den ersten Preis erhielt das Bildungsprojekt „Gemeinsam gegen Antiziganismus!“ aus Nürnberg. Um für diese weitgehend unberücksichtigte Form des Rassismus zu sensibilisieren, engagieren sich junge Sinti und Roma aktiv als Gruppenleiter in diesem Projekt, indem sie ihre eigenen Erfahrungen mit anderen Jugendlichen teilen und ihr Wissen über die Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma in Deutschland weitergeben.
Im Rahmen des Projekts, dessen Träger der Verband deutscher Sinti und Roma ist, sollen sich Jugendliche mit den Mechanismen und Erscheinungsformen antiziganistischer Vorurteile auseinandersetzen und ihre eigene Einstellung gegenüber Sinti und Roma überprüfen. Die Jury vergab ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, um dieses Projekt zu unterstützen.
Den zweiten Preis erhielt das Theaterprojekt „Queer‘s up“ für seine Interpretation der Tragödie „Romeo und Julia“. Unter dem Titel „Ramiz und Julietta“ präsentieren neun Jugendliche aus verschiedenen Herkunftsländern – unter anderem Afghanistan, Spanien und Libyen – ein eigenes Theaterstück, welches zusätzlich zur bekannten Liebesgeschichte eine Vielzahl von kulturellen Differenzen und Vorurteilen thematisiert. So soll bei den Zuschauern ein Überdenken der eigenen Normalitätsvorstellungen ausgelöst werden. Das Theaterstück, welches sich besonders gegen Alltagsrassismus wendet, vermeidet bewusst die Erfüllung von Klischees, wie das des armen Flüchtlings oder des weißen Retters, und betont somit die Würde eines jeden Charakters, nicht dessen Defizite. Dieses Projekt erhält von der Jury ein Preisgeld von 3.000 Euro.
Als dritter Preisträger wurde das Projekt „Planspiel Asyl“ ausgewählt. Im Rahmen dieses Projekts entwickelten 30 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule zur Berufsintegration und des Adolf-Weber-Gymnasiums ein Planspiel, das die Erfahrungen von Geflüchteten während ihrer Asylverfahren in Deutschland für Menschen ohne Fluchterfahrung begreiflich und erlebbar macht. Das wesentliche Element bei der Durchführung des Spiels ist der Perspektivenwechsel in die Sichtweise eines Geflüchteten. Dadurch gelingt es, Jugendliche zu sensibilisieren, sodass diese wiederum in ihrem Umfeld für Verständnis und Toleranz eintreten. Somit bekommt das Planspiel auch einen präventiven Charakter. Die Möglichkeit, dass interessierte Gruppen dieses Planspiel buchen können, macht es außerdem besonders nachhaltig. Die Schülerinnen und Schüler, die zusammen mindestens 15 Sprachen sprechen, erhalten für ihr Projekt ein Preisgeld von 1.000 Euro.
Der Mosaik Jugendpreis wurde im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ins Leben gerufen und wird im jährlichen Wechsel federführend von Nürnberg und München vergeben. Die beiden Städte wollen mit dem interkulturellen Jugendpreis einen Beitrag dazu leisten, dass die menschenverachtenden Verbrechen des NSU weiter im öffentlichen Blick bleiben. Der NSU-Prozess wurde mittlerweile nach über fünf Jahren im Juni 2018 abgeschlossen. Die Hauptangeklagte, Beate Zschäpe, wurde als ehemaliges Mitglied des NSU unter anderem wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der interkulturelle Jugendpreis hat das Ziel, langfristig einen Beitrag zur Prävention zu leisten und dabei vor allem die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Initiativen zu betonen, öffentlich zu würdigen und zur Nachahmung anzuregen.
Mit dem Mosaik Jugendpreis ausgezeichnet werden können Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in München und Nürnberg bis zum Alter von 25 Jahren. Neben Familienangehörigen der fünf bayerischen Opfer wurden drei Jugendliche aus München und zwei Jugendliche aus Nürnberg in die Jury berufen. Zudem gehören jeweils eine Vertretung des Migrationsbeirates München und des Integrationsrates Nürnberg der Jury an.
Die Organisation des interkulturellen Jugendpreises wird gemeinsam vom Menschenrechtsbüro Nürnberg, der Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München und dem Fachbereich Politische Bildung des Pädagogischen Instituts München übernommen. Auf der Internetseite www.muenchen.de/mosaik-jugendpreis ist bereits die Ausschreibung für 2020 zu finden. Bewerbungsschluss ist der 18. Oktober.