Bevölkerungsprognose für München
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Dr. Michael Mattar, Gabriele Neff, Thomas Ranft und Wolfgang Zeilnhofer (Fraktion FDP – HUT) vom 27.3.2019
Antwort Stadtbaurätin Professorin Dr.(l) Elisabeth Merk:
Mit Schreiben vom 27.3.2019 haben Sie gemäß Paragraph 68 GeschO folgende Anfrage an Herrn Oberbürgermeister gestellt, die vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung wie folgt beantwortet wird.
In Ihrer Anfrage führen Sie Folgendes aus:
„Die Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Landesamtes für Statistik‘ wurde in der Sitzung des Regionalen Planungsverbandes vom 12.3.2019 vorgestellt. Nach dieser Prognose fällt das Wachstum für die Region München und für München nicht mehr so stark aus wie in den ver- gangenen 10 Jahren.“
Die Bevölkerungsprognose der Landeshauptstadt München, die Grundlage für den Ausbau der Infrastruktur ist, geht von einem stärkeren Einwohnerwachstum aus.
Sie fragen nach einer fundierten und seriösen Prognose des Bevölkerungswachstums, die für alle wichtigen Fragen der Kommunalpolitik entscheidend ist, und stellen hierzu konkrete Fragen:
Frage 1:
Wie sieht die bisherige Bevölkerungsprognose der LH München bis 2037 aus, insbesondere für die kommenden zehn Jahre also für die Jahre 2019 bis 2028?
Antwort:
Für die Antworten verwenden wir die Daten der Bevölkerungsprognose 2017 bis 2040, die im Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung am 2.5.2019 bekanntgegeben wurden (Sitzungsvorlage-Nr. 14-20/V 14639). Die Ergebnisse der Planungsprognose 2017 bis 2040 zeigen ein moderates Einwohnerwachstum in Höhe von durchschnittlich 0,75 Prozent pro Jahr. Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Haupt- oder Nebenwohnsitz wird 2037 bei 1,81 Millionen liegen. Gegenüber 2017 ist das ein Wachstum bis 2037 von 254.700 Personen bzw. 16,4 Prozent.Der jährliche Einwohnerzuwachs der letzten fünf Jahre schwankte aufgrund variierender Wanderungssalden sehr stark. Ursache ist die Überlagerung von mehreren Migrationsströmen mit zum Teil gegenläufigen Entwicklungen. Nach Jahren mit stärkeren Einwohnerzuwächsen zeigt sich aktuell ein weniger starkes Wachstum, das auf eine gemäßigte Wanderungsdynamik hinweist.
Bereits 2017 zeichnete sich die zu erwartende Reduzierung der europäischen Migration aus Ländern mit Eurokrise und aus Ländern der EU-Osterweiterung ab. Daneben war ein deutlicher Rückgang der Zugänge von Schutzsuchenden zu beobachten. Demgegenüber zeigten andere Migrationsströme auch eine wachsende Wanderungsdynamik, die zukünftig zu den Wanderungsgewinnen aus dem Ausland beitragen. Hierzu zählt beispielsweise die Migration aus Ländern Asiens oder aus europäischen Ländern außerhalb der Europäischen Union.
Nach der Planungsprognose 2017 bis 2040 werden für die kommenden fünf Jahre 2019 bis 2023 insgesamt 65.750 Einwohnerinnen und Einwohner in München mehr erwartet. Das sind durchschnittlich 13.000 bis 13.350 Personen pro Jahr. In den folgenden Jahren 2024 bis 2028 liegt aufgrund leicht rückläufiger Wanderungsannahmen das zu erwartende Einwohnerwachstum mit 63.235 Personen nur geringfügig niedriger. Das sind durchschnittlich 12.500 bis 12.850 Personen pro Jahr Zuwachs. Für die kommenden zehn Jahre werden insgesamt knapp 130.000 Einwohnerin-
nen und Einwohner mehr in München erwartet.
Das jährliches Einwohnerwachstum der letzten fünf Jahre; ZIMAS, Statistisches Amt:
-2014: +26.338
-2016: +22.500
-2017: -16.653 (theoretischer Wert ohne Registerbereinigung*: +13.347) -2018: +15.367
*Im Jahr 2017 führte das Kreisverwaltungsreferat Registerbereinigungen auf Grund von unzustellbaren Wahlbenachrichtigungen durch. Dadurch sind im Jahr 2017 schätzungsweise 30.000 Ausbuchungen vergangener Wegzüge oder Sterbefälle zu verzeichnen.
Das zu erwartende Einwohnerwachstum für die kommenden 10 Jahre
nach der Planungsprognose 2017 bis 2040:
-5 Jahre 2019 bis 2023; (Einwohnerstand 31.12.2018 - 31.12.2023): +65.750, durchschnittlich +13.000 bis +13.350 pro Jahr-5 Jahre 2024 bis 2028; (Einwohnerstand 31.12.2023 - 31.12.2028): +63.235, durchschnittlich +12.500 bis +12.850 pro Jahr
jeweils für Einwohnerinnen und Einwohner mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in München.
Frage 2:
Wie beurteilen Oberbürgermeister und Verwaltung die Bevölkerungsprognose des Freistaats?
Antwort:
Die Prognose des Landesamtes für Statistik gibt für München im Zeitraum 2017 bis 2037 ein Wachstum von 11,6 Prozent an. Dieser Wert liegt zwischen dem Prognosewert des unteren Szenario und der Planungsprognose der Stadtverwaltung. Im direkten Vergleich der Wachstumszahlen ist zu berücksichtigen, dass die Bevölkerungsprognose des Landesamtes auf einer rechnerischen Ableitung der Parameter basiert, die durch die Entwicklung im gewählten Stützzeitpunkt beeinflusst wird.
Insgesamt unterscheidet sich die Vorausberechnung des Landesamtes von der Planungsprognose vor allem hinsichtlich niedriger Wanderungsannahmen, so dass die zukünftig zu erwartende Einwohnerentwicklung konservativer eingeschätzt wird.
Hingegen wird der hohe Anteil der Geburtenüberschüsse an dem Wachstum ebenfalls prognostiziert. Allein aus den Geburtenüberschüssen resultierend, beträgt das Einwohnerwachstum von 2017 bis 2037 für München nach der Vorausberechnung des Landesamtes 7,5 Prozent und nach der Planungsprognose der Stadtverwaltung 7,9 Prozent.
Die „Regionalisierte Bevölkerungsprognose für Bayern“ des Landesamtes für Statistik hat als übergeordnete Vorausberechnung den Fokus auf der Bereitstellung einer vergleichbaren Informationsbasis. Die Bevölkerungsprognose des Landesamtes eignet sich als Trendaussage für Gesamtbetrachtungen. Dabei scheint das bayernweite Bild zur Einwohnerentwicklung mit Schwerpunkten in Oberbayern und dem Großraum München insgesamt stimmig.
Frage 3:
Besteht die Absicht, dass die Stadt mit dem Freistaat zu einer gemeinsamen Prognose des Bevölkerungswachstums der kommenden 10 bzw. 20 Jahre für München und die Region gelangt?Antwort:
Die Bevölkerungsprognosen des Landesamtes und der Stadtverwaltung bestehen nebeneinander. Bei beiden Prognosen handelt es sich um
Wachstumsprognosen, die sich hinsichtlich Datenbasis, Methodik und Fokus grundsätzlich aber unterscheiden und zwangsläufig zu abweichenden Ergebnissen führen. In nur einer gemeinsamen Prognose könnten die unterschiedlichen Anforderungen und Zielsetzungen der jeweiligen Prognose unserer Einschätzung nach nicht ausreichend umgesetzt werden.
Die Bevölkerungsprognose der Stadt München basiert auf der kommunalen Einwohnerstatistik des Statistischen Amtes. Im Gegensatz zur amtlichen Einwohnerstatistik der Landesämter liefert nur die Einwohnerstatistik der Kommunen detaillierte und teilräumliche Zahlen und ist Grundlage für die kommunale Praxis und Planung. In der Prognose der Stadtverwaltung wird der Einwohnerbegriff der wohnberechtigten Bevölkerung verwendet, um im Rahmen der infrastrukturellen Planungen auch der Nutzung durch Einwohnerinnen und Einwohnern mit Nebenwohnsitz gerecht zu werden. Darüber hinaus erfolgt eine inhaltlich orientierte Annahmensetzung für die Wanderungsannahmen (räumlich differenzierte Migrationsströme). Dies betrifft insbesondere die Zuwanderung aus dem Ausland und die daraus resultierenden Weiterwanderungen.
Die Bevölkerungsprognose der Landeshauptstadt München wird regelmäßig aktualisiert, um aktuelle demografische Entwicklungen zu berücksichtigen und die Berechnung auf einen aktuellen Einwohnerstand zu stellen. Sie wird als das bestmögliche Planungsinstrument für die Stadtentwicklungsplanung eingeschätzt.