Open Air Tanz in München fördern
Antrag Stadtrats-Mitglieder Ulrike Grimm und Thomas Schmid (CSU-Fraktion) vom 11.10.2019
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Zunächst danke ich Ihnen für die gewährte Fristverlängerung.
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Mit Ihrem Antrag Nr. 14-20/A 06046 vom 11.10.2019 beauftragen Sie die Stadtverwaltung, Open Air Tanz in München zu fördern. Sie fordern dazu auf, geeignete Standorte für nicht-kommerzielle Tanz-Treffs unter freiem Himmel zu finden und diese gegebenenfalls mit der notwendigen Infrastruktur auszustatten. Die Förderung von Tanz in all seinen Facetten und an unterschiedlichen Orten ist laufendes Geschäft des Kulturreferats in den Abteilungen 1/Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Film, Literatur, Musik, Geschichte, Wissenschaft, der Abteilung 2/Stadtteilkultur, Regionale Festivals, Kulturelle Infrastruktur, Veranstaltungstechnik und der Abteilung 3/Kulturelle Bildung, Internationales, Urbane Kulturen. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft damit eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs.1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt. Eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Bezugnehmend auf Ihren Antrag kann ich Ihnen Folgendes mitteilen: Wie schon in der Beantwortung Ihrer Anfrage „Tanzveranstaltungen in Parks und Grünanlagen – was kann die Stadt tun, um das Konzept in München zu etablieren?“ (Anfrage Nr. 14-20/F 01532) vom 19.6.2019 ausführlich dargestellt, hat das Kulturreferat im Rahmen seiner Zuständigkeit in der Vergangenheit immer wieder Tanz und Mittanzangebote im Öffentlichen Raum organisiert, initiiert oder gefördert – unter anderem zur Stärkung der Stadtteilkultur, der bayerischen und internationalen Volkskulturen und der niederschwelligen interkulturellen Begegnung.
Ihrem Anliegen, nicht-kommerziellen Open-Air-Tanz in München zu fördern und geeignete Standorte zu finden, entspricht das Kulturreferat daher gerne und möchte in den nachfolgenden Ausführungen bereits bestehende und unkompliziert nutzbare Möglichkeiten darstellen:
Potentielle Standorte für nicht-kommerzielle Tanztreffs unter freiem Himmel finden sich bei einzelnen Stadtteilkulturzentren, die über vorgelagerte oder zum Haus gehörende Open-Air-Flächen verfügen. Diese sind allesamtöffentlich gut erreichbare Orte und bieten auch für Open-Air-Tanz nützliche Infrastruktur wie Stromanschluss oder Toilettenanlagen, die mitbenutzt werden können. Als besonders geeignet erscheinen das Kulturhaus Milbertshofen, das Kulturhaus 2411 im Hasenbergl, der Giesinger Bahnhof und die LUISE, das zukünftige Stadt
teilkulturzentrum für die Stadtbezirke
Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Sendling.
Zur Planung und Realisierung mögen sich die Tanz-Akteurinnen und Akteure mit den oben genannten Stadtteilkulturhäusern in Verbindung setzen. Gemeinsam und in Kooperation können Lösungen zu Fragen der Veranstalterschaft (Versicherung, Genehmigung, Infrastrurkturbedarf) geklärt werden. Die genannten Stadtteilkulturhäuser haben dem Kulturreferat ihre diesbezügliche Kooperationsbereitschaft in Vorgesprächen signalisiert.
Unter den Vorgaben von Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Handeln und aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht und den damit einhergehenden, erheblichen Investitions- und Personalbedarfen wird von eigens und zusätzlich zu errichtenden Tanzboden-Anlagen und Überdachungen abgesehen, sondern die Nutzung der ohnehin bereits vorhandenen, witterungsbeständigen Open-Air-Flächen priorisiert.
Über die positive Beantwortung Ihres Antrages hinaus erlaube ich mir, Ihrem Anliegen entsprechend, den Hinweis auf die Planung zum zukünftigen Stadtteilkulturzentrum im 16. Stadtbezirk. Durch die Kooperation mit dem Verein Fokus Tanz/Tanz und Schule e.V. eröffnet sich die Möglichkeit, die Präsenz von Tanz innerhalb einer multifunktional konzipierten Stadtteilkultureinrichtung zu stärken. Dieses stadtweite Alleinstellungsmerkmal, so habe ich es bereits in meinem Vortrag im Kulturausschuss vom 5.12.2019 dargestellt, könnte Ausgangspunkt für eine Platzgestaltung sein, die Tanz in allen seinen Formen nicht nur im Gebäude, sondern auch draußen erlaubt. Wenn der öffentliche Raum am Hanns-Seidel-Platz unkompliziert und niederschwellig für vielfältige Aktivitäten und damit auch für Open-Air-Tanz genutzt werden kann, ist eine Belebung in einer Qualität möglich, die der Bedeutung des Platzes entspricht. Welche Bedeutung der dort entstehenden „neuen Mitte Neuperlachs“ mit all ihren Herausforderungen an die Qualität von Kommunikation und Begegnungen im urbanen Quartier zukommt, hat Stadtbaurätin Professorin Elisabeth Merk in der Jubiläumspublikation von 2018 „Neuperlach ist schön. Zum 50. einer gebauten Utopie“ betont.
Das Kulturreferat teilt diese Einschätzung, insbesondere auch aus stadtteilkultureller Sicht, und wird den Austausch mit den befassten Referatensuchen. Angesichts des mehr denn je gültigen Grundsatzes der Sparsamkeit und der Wirtschaftlichkeit gilt es zu klären, ob für die Planung und Errichtung einer derartigen Fläche in der sogenannten „neuen Mitte Neuperlachs“ der Einsatz von Städtebaufördermittel im zukünftigen Sanierungsgebiet des Programms Soziale Stadt in Frage kommt.
Wir bitten Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffen, dass Ihr Antrag damit zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.