Trambahngleise reaktivieren – Betriebsqualität bei der Trambahn erhöhen
Antrag Stadträte Richard Quaas und Sebastian Schall (CSU-Fraktion) vom 17.2.2020
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrem o.g. Antrag bitten Sie um Prüfung und Darstellung, an welchen Stellen im Münchner Stadtgebiet alte noch vorhandene Trambahngleise reaktiviert werden können. Außerdem solle dargestellt werden, wo Betriebsgleise möglich und nötig sind, um den Fahrbetrieb stabil zu halten und zu unterstützen.
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Die o.g. Thematik fällt jedoch nicht in die Zuständigkeit des Stadtrates oder als laufende Angelegenheit in die Zuständigkeit des Oberbürgermeisters, sondern in den operativen Geschäftsbereich der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG). Daher wird der Antrag im Folgenden als Brief beantwortet.
Wir haben die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) um Stellungnahme gebeten, die uns auch im Namen der Stadtwerke München GmbH (SWM) nun Folgendes mitteilte:
„Die Gleisinfrastruktur des Münchner Trambahnnetzes besteht aus verschiedenen Streckentypen. In erster Linie sind dies Gleisanlagen mit Linienbetrieb und entsprechender Linienkonzession. Um diesen Linienbetrieb aufrechtzuerhalten, werden überdies weitere Gleisanlagen für das Ein- und Ausrücken benötigt, die teilweise ohne Linienbetrieb (Betriebsstrecken) täglich genutzt werden müssen. Diese Strecken werden auch im Umleitungsverkehr je nach planrechtlicher Genehmigung im Linienbetrieb genutzt.
Am 9. April wurde beispielsweise ein Antrag für ein Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern eingereicht, um auf den heutigen Betriebsgleisen in der Parzivalstraße künftig einen Linienbetrieb durchführen zu können. Ziel ist es, den Streckenabschnitt zwischen Scheidplatz und Parzivalplatz künftig mit den Linien 12 und oder 28 so zu befahren, dass die Parkstadt Schwabing direkt an den Scheidplatz angebunden werden kann, um so den Hauptbahnhof mit einmaligem Umstieg zu erreichen. Gerade den Gewerbetreibenden ist diese Maßnahme ein hohes Anliegen.Zudem kann so das Fahrplanangebot Richtung Schwabing Nord (und später entlang der Neubaustrecke über das Neubaugebiet Bayern-Kaserne bis Kieferngarten) erheblich erweitert werden. Auch im Störungs- bzw. Umleitungsverkehr kann dann rascher und flexibler reagiert werden.
Weiter besteht das Netz aus betrieblich erforderlichen Wendegleisanlagen für eine Zugabstellung, wie zum Beispiel an der Olympia Wendeschleife (Ackermannbogen). Neben weiteren Betriebshof- und Werkstattgleisen, vornehmlich im Betriebshof 2 an der Einsteinstraße und in der Hauptwerkstätte inklusive deren Zuführungsstrecken, befinden sich noch kleinere Wendeanlagen entlang der Gleisanlagen mit Linienbetrieb, wie etwa an der Karlstraße oder Hackerbrücke. Bei diesen Anlagen, von denen es mehrere im Netz gibt, sind grundsätzlich zwei Typen zu unterscheiden. Erstgenanntes Beispiel ist als klassische Umfahrungsschleife ausgebildet. Im zweiten Fall handelt es sich um ein Wendegleis für so genannte Dreieckswenden. Diese können jedoch nur mit einem gewissen Rangieraufwand befahren werden. Beide Anlagentypen werden regelmäßig bei geplanten und ungeplanten Streckensperrungen genutzt.
Es bestehen auch Überlegungen, einen Ausbau der Anlagen vorzunehmen. Gerade vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Fahrgastnachfrage und der geplanten Netzausbauten sind leistungsfähige Betriebsanlagen zwingend erforderlich. Im Zusammenhang mit der derzeit laufenden Untersuchung für ein mittelfristiges und langfristiges Schienennetz von U-Bahn und Tram in München werden dafür erforderliche Aus- und Neubauten von Infrastrukturanlagen entsprechend bewertet. Neben erforderlichen Abstell- und Wartungsanlagen genießt auch die Ertüchtigung der Infrastruktur im Zentrum der Landeshauptstadt eine hohe Priorität. Hierzu zählen neben einer zusätzlichen Gleisverbindung an der Wörthstraße der Aus- bzw. Umbau der Anlagen an der Hackerbrücke, der Herrnann-Lingg-Straße und des Wettersteinplatzes mit dem Ziel, dort künftig mit längeren und breiteren Fahrzeugen flexibler im Linienausbau oder bei Umleitungen agieren zu können. Ferner stehen sämtliche heute bereits hoch ausgelasteten Anlagen im Fokus eines Ausbaus. Basierend auf einer Erweiterung der Gleisanlagen am Bahnhofsvorplatz sind zwingend auch Ertüchtigungen im Bereich Karlsplatz (Stachus), Lenbachplatz und Sendlinger Tor (inklusive Sonnenstraße) notwendig.
Schließlich gibt es noch Fragmente stillgelegter Strecken, die jedoch nicht mehr genutzt werden können, da sie nicht mehr an das restliche Streckennetz angebunden sind oder keinen ausreichenden betriebsfähigen Zustand aufweisen. Möglicherweise können partiell vorhandene Flächen,die ursprünglich mit Gleisanlagen ausgerüstet waren, künftig wieder in ein modernes Trambahnnetz integriert werden. Konkrete Aussagen, welche Flächen dies sein können, können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden; dies ist aber Gegenstand der laufenden Untersuchung für ein mittel- bzw. langfristiges Schienennetz in München.
Weitere mögliche Ausbaumaßnahmen vor allem im Bestandsnetz hängen von der derzeit laufenden verkehrlichen Bewertung und Priorisierung von möglichen Neubaustrecken ab. Das weitere Vorgehen muss Schritt für Schritt in einem engen Austausch mit der Verwaltung, den politischen Gremien und den Bezirksausschüssen festgelegt werden.“
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen der MVG Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.