NS-Dokuzentrum: Wie kann man Schulklassen zum Besuch animieren?
Anfrage Stadträte Manuel Pretzl und Richard Quaas (CSU-Fraktion) vom 7.11.2019
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Das NS-Dokumentationszentrum bittet die wegen Überlastung des zuständigen Bereichs nicht fristgerecht erfolgte Beantwortung Ihrer Anfrage und die unterbliebenen Anträge auf Fristverlängerung vielmals zu entschuldigen.
Sie haben gefragt, auf welche Weise möglichst viele Schulkinder und Jugendliche zum Besuch des NS-Dokumentationszentrums München animiert werden können.
Zu Ihrer Anfrage vom 7.11.2019 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Frage 1:
Wie viele Münchner Schülerinnen und Schüler haben das NS-Dokuzentrum im letzten Jahr besucht? Wie hoch ist der Anteil prozentual an allen Schülerinnen und Schülern der Landeshauptstadt?
Antwort:
2018 haben rund 8.000 und 2019 knapp 10.000 Schülerinnen und Schüler aus München das NS-Dokumentationszentrum besucht. Das sind gut 4% bzw. 5% der Gesamtschülerinnenzahl und Gesamtschülerzahl (rund 190.000).
Dazu gibt es anzumerken:
-Die Gesamtschülerinnenzahl und Gesamtschülerzahl gibt die Zahl der Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen aller allgemeinbildenden und beruflichen Schulen auf Münchner Stadtgebiet wieder.
-Wie viele Schülerinnen und Schüler von städtischen Schulen das NS-Dokumentationszentrum besucht haben, lässt sich nicht genau sagen. Schulklassen, die das Haus über eines der vielen (für Schulen gebührenfreien) Vermittlungsangebote besuchen, werden mit der Adresse erfasst. Schulklassen, die „unangemeldet“ gekommen sind, wurden bis Ende April 2019 an der Kasse zumindest mit der Postleitzahl (nicht aber mit dem Schultyp und der Klassenstufe) erfasst. Mit dem freien Eintritt seit Ende April 2019 gibt es keine Kassen und folglich auch keine Erfassung der Herkunft mehr.
-Auch wenn Schülerinnen und Schüler aller Schultypen und Klassenstufen das NS-Dokumentationszentrum besuchen: Der Nationalsozialismus steht speziell für die 8./9. Klassen der Mittelschulen sowie die 9. Klassen der Realschulen und die 9. und 11. Klassen der Gymnasien auf dem Lehrplan. Von dieser Gruppe (rund 18.000 Schülerinnen und Schüler) haben 2018 gut 30 % und 2019 deutlich über 40 % Schülerinnen und Schüler Münchner Schulen das NS-Dokumentationszentrum besucht (viele – auch Münchner – Klassen besuchen aktuell ausschließlich die KZ-Gedenkstätte Dachau).
Frage 2:
Was kann getan werden, um die Anzahl der Besucherinnen und Besucher im jugendlichen Alter noch zu erhöhen?
Antwort:
Die zielgruppengerechten Vermittlungsangebote des NS-Dokumentationszentrums erreichen bereits heute ein breit gefächertes jugendliches Publikum von Viertklässlern, Schülerinnen und Schülern aller weiterführenden Schulformen, Auszubildenden und Studierenden.
In thematisch, sprachlich und zeitlich zugeschnittenen Programmen werden die unterschiedlichen Zielgruppen didaktisch fundiert angesprochen und mit den Inhalten des Hauses vertraut gemacht. Alle Vermittlungsformate stellen Bezüge zur Gegenwart her, regen Diskussion und Meinungsbildung an und leisten so einen Beitrag zur politischen Bildung.
Über 40 Mal setzen sich im Jahr Auszubildende der Landeshauptstadt München in ganztägigen Seminaren mit dem Phänomen des Antisemitismus und mit der Rolle der Stadtverwaltung in der NS-Zeit auseinander.
Eine regelmäßig stattfindende Kooperation mit den Lesefüchsen e.V. führt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums in Grundschulklassen, wo die Lesung eines Kinderbuchs über Anne Frank die Schülerinnen und Schüler auf einen anschließenden Rundgang durch die Dauerausstellung im NS-Dokumentationszentrum vorbereitet.
Bereits seit mehreren Jahren begleitet das NS-Dokumentationszentrum Tanz-Theater-Projekte, in denen sich Schülerinnen und Schüler auf künstlerisch-kreative Weise an Themen wie Ausgrenzung und Rassismus annähern.Die Erfahrung zeigt, dass besonders längerfristige Projekte für eine fundierte und verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Formen des Rechtsextremismus erfolgreich sind.
Um sicherzustellen, dass das NS-Dokumentationszentrum auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur historisch-politischen Bildungsarbeit leisten und möglichst viele junge Menschen erreichen kann, werden zusätzliche Ressourcen benötigt:
-Die Einrichtung weiterer Stellen in der Vermittlungsabteilung, um zusätzliche innovative und zeitintensive Vermittlungsangebote konzipieren und durchführen zu können.
-Die Bereitstellung von zusätzlichen Seminarräumen, um mit Gruppen diskutieren und arbeiten zu können.
-Die Möglichkeit für Schulen, auch mehrtägige Programmangebote wahrzunehmen, wie zum Beispiel ein gemeinsam mit der KZ-Gedenk-
stätte Dachau konzipiertes zweitägiges Seminar.
Aufgrund der aktuellen Haushaltslage ist jedoch noch nicht abzusehen, wann diese Maßnahmen realisiet werden könnten.