Die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ nach München holen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Jutta Koller, Sabine Krieger, Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) vom 17.2.2020
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist.
Sie beantragen, die Wanderausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“, in der deutsche Sportlerpersönlichkeiten jüdischer Herkunft und ihre Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchtet werden, nach München zu holen und an einem geeigneten Ausstellungsplatz im öffentlichen Raum zu präsentieren.
Gem. § 4 Nr. 9 b der GeschO entscheidet der Stadtrat über Angelegenheiten, welche die kulturelle Entwicklung der Stadt entscheidend berühren. Ein solcher Sachverhalt liegt bei der vorgenannten Ausstellung nicht vor. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft damit eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt. Eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Zu Ihrem Antrag vom 17.2.2020 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Die Ausstellung, bestehend aus überlebensgroßen Silhouetten, wurde anlässlich der European Maccabi Games 2015 in Berlin konzipiert und war auf dem Vorplatz des Berliner Hauptbahnhofs und später in anderen Städten zu sehen. Das Jüdische Museum München wurde bereits 2017 wegen einer Übernahme der Ausstellung angefragt und war zu diesem Zeitpunkt an der Konzeption des Erinnerungsortes Olympia-Attentat München 1972 beteiligt, der den zwölf Opfern des Terroranschlags bei den XX. Olympischen Sommerspielen gewidmet ist. Begleitend zeigte das Jüdische Museum München eine exponatreiche Jahresausstellung zu jüdischen Identitäten im Sport. Zugehörigkeit und Anerkennung im Sport waren ebenso Themen wie Ausgrenzung und Verfolgung – bis in die Gegenwart. Besonders wichtig war es für das Ausstellungskonzept, Sportlerinnen und Sportler jüdischer Herkunft in ihrer Selbstwahrnehmung zu präsentieren und nicht nur in ihrer Fremdzuschreibung. Die Olympiasiegerin im Fechten, Helene Mayer, eine Offenbacherin jüdischer Herkunft, definierte sich beispiels-weise nicht als jüdische, sondern immer als deutsche Sportlerin. Die Zuschreibungen aus der rassistischen Perspektive der Nationalsozialisten war eine andere. Ergänzend veröffentlichte das Jüdische Museum München den Katalog NEVER WALK ALONE – Jüdische Identitäten im Sport.
Das Jüdische Museum München hat sich gegen eine Übernahme der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ entschieden, da zum einen die Thematik bereits hinlänglich behandelt wurde, zum anderen die gegenständliche Ausstellung nicht jene Maßstäbe an Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibung ansetzt, die das Jüdische Museums München vertritt. Aus diesen Gründen ist eine Übernahme nicht vorgesehen.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.