Umweltreferentin Stephanie Jacobs hat den Stadtrat über die Werte der städtischen NO2-Messungen während des Corona-Lockdowns bis zum 17. Mai informiert. „Auch wenn wir anfangs eine für die Luftreinhaltung negative Wetterlage hatten, sind die NO2-Werte während des Corona-Lockdowns aufgrund der reduzierten Verkehrsmengen erwartungsgemäß deutlich zurückgegangen. Die gesetzlich entscheidenden Jahreswerte sind jedoch abzuwarten und sind insbesondere von der weiteren Entwicklung der Verkehrsmengen abhängig“, so Jacobs.
Aus den Messwerten, der Wetterlage und den Verkehrszahlen können für den Zeitraum vom 9. März bis zum 17. Mai folgende Erkenntnisse und Schlüsse gezogen werden:
Ab dem Zeitpunkt der verschärften Ausgangsbeschränkungen am 21. März war stadtweit ein deutlicher Rückgang des Verkehrsaufkommens im zweiwöchigen Mittel von minus 39 Prozent bis minus 58 Prozent zu beobachten, an den Wochenenden bis hin zu minus 80 Prozent. Trotz allmählicher Wiederzunahme erreichte der Verkehr allerdings bis zum 17. Mai noch nicht wieder seine ursprüngliche Stärke.
Trotz der entgegengesetzt wirkenden Wetterlagen zeigten die Mittelwerte der Messungen im Zeitraum 9. März bis 17. Mai – mit insbesondere im Zeitraum vom 21. März bis 19. April deutlich geringerem Verkehrsaufkom- men – durchgehend eine geringere NO2-Luftbelastung. Nur an zwei Standorten lagen die NO2-Werte über 40 µg/m³, nämlich am Mittleren Ring an der Chiemgaustraße 140 mit 45 µg/m³ und der Tegernseer Landstraße 150 mit 41 µg/m³. Ansonsten konnte an allen Standorten teilweise sehr deutlich der Wert von 40 µg/m³ unterschritten werden. Zu beachten ist, dass der Messzeitraum der städtischen Passivsammler eine Woche mit regulärem Verkehrsaufkommen beinhaltet.
Auch an der LÜB-Station Landshuter Allee, der Standort mit dem 2019 höchsten gemessenen NO2-Wert in München (63 µg/m³), ist während des Corona-Lockdowns ein deutlicher Rückgang der NO2-Belastung bei – insbesondere im Zeitraum vom 21. März bis 19. April – stark verringertem Verkehrsaufkommen zu beobachten (Mittelwert 50 µg/m³ 9. März bis 17. Mai). Am niedrigsten lagen die Werte am ersten Wochenende (21./22. März) als sogar an der Landshuter Allee nur 11 µg/m3 gemessen wurden. Führte das windige, wechselhafte Wetter in den Wintermonaten eher zu einer schnellen Durchmischung und einem schnellen Austrag der Schadstoffbelastung aus der bodennahen Atmosphäre und somit zu tendenziell niedrigen Schadstoffkonzentrationen und -messwerten, hatte das ab dem Lockdown wetterbestimmende Hochdruckgebiet eher die entgegenge-
setzte Wirkung und führte zur Aufkonzentration der bodennah emittierten Schadstoffe und somit zu tendenziell hohen NO2-Konzentrationen und -Messwerten.
Um eine belastbare Aussage über die Effekte der Corona-Krise auf den gesetzlich entscheidenden Jahresmittelwert treffen zu können, sind die weiteren Verkehrsentwicklungen, die Meteorologie und die weiteren Messwerte 2020 zu beobachten und abzuwarten.
Auch in der Prinzregentenstraße machte sich die Verkehrsreduzierung während des coronabedingten Lockdowns bemerkbar. Im Zeitraum vom 9. März bis 17. Mai ergab sich an den beiden Messstellen auf Höhe der Hausnummern 74 und 115 ein mittlerer Messwert in Höhe von jeweils 32 µg/ m³, im für das Jahr bereits vorliegenden Messzeitraum vom 30. Dezember 2019 bis 17. Mai 2020 ein Mittelwert in Höhe von 41 µg/m³ (Hausnummer 74) bzw. 35 µg/m³ (Hausnummer 115). Im Vorjahr wurde ein Jahresmittelwert von 48 µg/m³ (Hnr. 74) bzw. 43 µg/m³ (Hnr. 115) gemessen. In der Paul-Heyse-Straße auf Höhe der Hausnummer 8 ergab sich im Zeitraum vom 9. März bis 17. Mai 2020 ein mittlerer Messwert in Höhe von 37 µg/m³, im bisher für das Jahr 2020 vorliegenden Messzeitraum vom 30.12.2019 bis 17. Mai ein Mittelwert in Höhe von 45 µg/m³. Der Jahresmittelwert 2019 lag bei 56 µg/m³. Abzuwarten bleibt, wie sich die Messwerte im weiteren Jahresverlauf entwickeln und sich der veränderte Verkehrsfluss infolge der Baustellensituation − in und im Umfeld der Paul- Heyse Straße – in der zweiten Jahreshälfte auf die Messwerte auswirken wird.
Die einzelnen Werte der insgesamt 43 Standorte können online unter www.muenchen.de/messergebnisse abgerufen werden.