Im Rahmen der aktuellen Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums München „Tell me about yesterday tomorrow“ hat der Künstler Sebastian Jung eine Intervention zum NSU-Prozess an der Fassade des Strafjustizzentrums München in der Nymphenburger Straße installiert, die heute der Öffentlichkeit übergeben wurde. Bei dem Pressetermin sprachen Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Justizminister Georg Eisenreich und die Vizepräsidentin des Oberlandesgerichts München, Ursula Schmid-Stein, Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, sowie Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums Münchens.
Von 2013 bis 2017 hat vor dem Oberlandesgericht München das Hauptverfahren gegen die fünf Angeklagten im Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) stattgefunden. Die rechtsextremistische Terrorgruppe hatte über Jahre hinweg in Deutschland gemordet, Attentate und Überfälle verübt. Vor einigen Wochen wurde das mehr als 3.000 Seiten umfassende Urteil in dem nun in erster Instanz abgeschlossenen Strafprozess vorgelegt. Trotzdem sind viele Fragen zum NSU-Komplex nach wie vor unbeantwortet.
Der Künstler Sebastian Jung begleitete das Verfahren gegen den NSU vor dem Oberlandesgericht München mit Bleistift und Zeichenblock, seine Skizzen spiegeln den Blick des Beobachters. Aus den im Gerichtssaal des Strafjustizzentrums München angefertigten Zeichnungen zum Prozessgeschehen hat Sebastian Jung ein 2 mal 4 Meter großes Relief für die Fassade des Gebäudes geschaffen. Das Kunstwerk thematisiert die unbeantworteten Fragen, die der Prozess hinterlassen hat und den grundsätzlichen Umgang mit den Taten des NSU.
Das Kunstwerk macht den Außenraum zum neuen Austragungsort und fordert damit zu einer dringend notwendigen öffentlichen Weiterbeschäftigung auf. Darüber hinaus regt die künstlerische Arbeit ein Nachdenken über die noch nicht absehbaren, langfristigen politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des NSU-Komplexes an. Während den Künstler besonders die strukturellen Fragen hinter dem Komplex beschäftigen, will das NS-Dokumentationszentrum München mit der Intervention auch auf das Fehlen eines zentralen öffentlichen Orts hinweisen, an dem an diese größte rechtsextremistische Mordserie der bundesdeutschen Geschichte erinnert wird.
Die Intervention am Strafjustizzentrum München ist Teil der aktuellen Ausstellung „Tell me about yesterday tomorrow”, die das NS-Dokumentationszentrum München noch bis zum 18. Oktober zeigt.
Achtung Redaktionen: Fotos der Veranstaltung können ab heute Nachmittag per E-Mail an presse.nsdoku@muenchen.de angefordert werden.