Am Donnerstag, 23. Juli, 10.30 Uhr, übergibt Oberbürgermeister Dieter Reiter am Bavariaring 15 gemeinsam mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, für deren Großmutter Albertine Neuland, geborene Lehmann, ein Erinnerungszeichen an die Öffentlichkeit.
Albertine Neuland wurde am 30. Januar 1866 in Schornweisach geboren. Sie heiratete am 24. Januar 1888 in Nürnberg den Textilkaufmann Salomon Neuland, genannt Sali. Das junge Paar zog bald nach der Hochzeit von Neustadt an der Aisch nach Bayreuth. Dort führte Sali Neuland zusammen mit seinem Bruder Simon ein Modewaren- und Damenkonfektionsgeschäft. 1889 wurde Siegfried geboren, den alle Fritz nannten. Zwei Jahre später erblickte der zweite Sohn Willi das Licht der Welt. Albertine Neuland engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde Bayreuths. Von 1911 bis 1939 war sie im Vorstand des Israelitischen Frauenvereins aktiv.
Mit der Machtübernahme veränderte sich das Leben von Albertine und Sali Neuland massiv. Im Januar 1936 zwangen die Nationalsozialisten Sali Neuland dazu, sein Geschäft aufzugeben. Es wurde von Karl Krämer und Karl Hacker „arisiert“, die es unter dem Namen Modehaus Krämer&Hacker weiterführten. Nach dem Novemberpogrom 1938 mussten Albertine und Sali Neuland aus ihrem Haus Alexanderstraße 4 in die Erlanger Straße 33 in die Wohnung ihrer Schwester Ida umziehen. Sali Neuland verkraftete die zahlreichen Demütigungen und Angriffe auf seine Existenz nicht. Am 24. Mai 1939 verstarb er. Seine Witwe war nun gezwungen, das Haus zu verkaufen und zog zu ihrem Sohn Fritz nach München. Sie kümmerte sich mit liebevoller Fürsorge um ihre kleine Enkelin Charlotte, die sie wie zuvor ihre Söhne in den jüdischen Traditionen unterwies.
Im Juli des Jahres 1942 erhielt Albertine Neuland den Deportationsbefehl. Fritz Neuland versuchte vergeblich seine Mutter zu retten. Am 23. Juli 1942 verschleppte die Gestapo Albertine Neuland in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 19. Januar 1944 leidvoll verhungerte. An sie erinnern eine Inschrift am Grab ihres Ehemannes auf dem Jüdischen Friedhof in Bayreuth und eine Page of Testimony in Yad Vashem in Jerusalem.
Für Dr. h.c. Charlotte Knobloch war ihre Großmutter Albertine Neuland eine der wichtigsten Bezugspersonen in ihrem Leben. Die Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden aufrechtzuerhalten, ist für sie ein elementarer Teil ihrer Arbeit als amtierende Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Ihre Großmutter nimmt dabei eine für sie ganz besondere Rolle ein. Die Veranstaltung ist aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen nicht öffentlich, wird aber unter www.erinnerungszeichen.de/live als Livestream übertragen. Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de. (Siehe auch unter Terminhinweise)