Die Landeshauptstadt München und das NS-Dokumentationszentrum München trauern um den Zeitzeugen Peter Höllenreiner. Mit Peter Höllenreiner hat München einen der letzten Zeitzeugen der NS-Zeit verloren. Während sein ältester Bruder Hugo schon früh anfing, als Zeitzeuge über die Verfolgung im Nationalsozialismus zu sprechen, begann Peter erst in den vergangenen Jahren, über die Erfahrungen seiner Familie und seine eigenen Erinnerungen zu berichten. Er hoffte, damit vor allem bei Jugendlichen Gehör zu finden, um eine Fortsetzung der Diskriminierungen in Zukunft zu verhindern.
Als jüngstes von sechs Kindern wurde Peter Höllenreiner 1939 im Münchner Klinikum in der Maistraße geboren. Sein Vater Josef hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient und war nach Kriegsende mit der Familie nach Obergiesing gezogen, wo er ein Fuhrunternehmen eröffnete. Auch Peters Großeltern und viele seiner Verwandten lebten in München. Doch weil die Höllenreiners deutsche Sinti waren, wurden sie seit der Machteroberung der Nationalsozialisten 1933 ausgegrenzt und verfolgt. Im März 1943 verhafteten Kriminalpolizisten die Familie und deportierten sie mit weiteren 140 Münchner Sinti und Roma in das „Zigeunerlager Auschwitz“. Nach dem Gefangenenaufstand von Mai 1944 brachte die SS die Familie in andere Konzentrationslager, zunächst nach Ravensbrück, dann nach Mauthausen und 1945 nach Bergen-Belsen. Dort wurde Peter Höllenreiner am 15. April als Sechsjähriger aus der KZ-Haft befreit.
Auch seine Eltern und Geschwister überlebten, doch 36 Verwandte der großen Familie Höllenreiner wurden ermordet. Nach Kriegsende wohnte Peter Höllenreiner wieder in Obergiesing. Als Schuljunge musste er erneut Diskriminierungen ertragen. Gleichzeitig kämpfte seine Familie lange Zeit vergeblich um eine Anerkennung als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung. Mit 21 Jahren heiratete Peter Höllenreiner, gründete eine eigene Familie und wurde zu einem erfolgreichen Antiquitätenhändler. Jetzt starb er im Alter von 81 Jahren in seiner Münchner Heimatstadt.