München Klinik V Arbeitsumfeld verbessern – schon während der Bauarbeiten
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Tobias Ruff und Johann Sauerer (ÖDP) vom 10.3.2020
Antwort Stadtkämmerer Christoph Frey:
In Ihrem Antrag vom 10.3.2020 führen Sie Folgendes aus:
„Die Stadtverwaltung prüft, wie bereits während der Bauarbeiten an den München Kliniken ausreichend ansprechende Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten für das Personal geschaffen werden können und wie das Arbeitsumfeld schnell verbessert werden kann.
Zudem soll geprüft werden, ob in den geplanten oder im (Um-)Bau befindlichen Klinikgebäuden ausreichende und angemessene Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten für das Personal berücksichtigt wurden und ggfs. hier nachgebessert werden.“
Begründung:
„Jeder kennt die Situation: Baustellenlärm, Staub und teilweise einge- schränkt nutzbare Räume führen zu Stress und Unwohlsein. Die München Kliniken werden noch die nächsten Jahre über von Grund auf saniert und umgebaut.
Zwar soll nach Abschluss der Baumaßnahmen das Klinikgelände für Patienten und Personal schöner und angenehmer werden, jedoch muss auch während der Bauarbeiten sichergestellt werden, dass den Mitarbeitern der Klinik ausreichend Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Im stressigen Schichtdienst müssen wenigstens die Pausen möglichst erholsam sein. Kurzfristig sollen daher Maßnahmen ergriffen werden, die schon jetzt das Arbeitsumfeld verbessern und für die Zukunft in Bauprojekten größerer Wert auf eine Arbeitsumgebung gelegt werden, die neben Kosteneffizienz auch Raum für Regeneration und Erholung bietet.“
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt des Antrags fällt jedoch nicht in die Zuständigkeit des Stadtrats oder als laufende Angelegenheit in die Zuständigkeit des Oberbürgermeisters, sondern in den operativen Geschäftsbereich der München Klinik (MüK). Eine beschlussmäßige Behandlung der Angelegen-heit im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich. Insofern wird der Antrag im Folgenden als Brief beantwortet.
Ich habe die Geschäftsführung der München Klinik gGmbH (MüK) zu Ihrem Anliegen befragt und folgende Stellungnahme erhalten:
1. Überblick der aktuellen und geplanten Baumaßnahmen
Die Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen an den Standorten der München Klinik folgen einem einzigen Ziel: Wir wollen unseren Patientinnen und Patienten eine noch bessere Medizin und Pflege und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz bieten. Der Neubau ist Teil eines der größten Projekte im deutschen Gesundheitswesen. Landeshauptstadt und Freistaat investieren rund eine Milliarde Euro in Modernisierung und Neubauten der München Klinik.
Im Folgenden findet eine kurze Darstellung der Bauvorhaben der München Klinik an den jeweiligen Standorten statt. Ziel dieser Darstellung ist es, die Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mögliche, daraus resultierende Beeinträchtigungen zu erörtern. Ebenfalls wird die jeweilige Reaktion der München Klinik in Bezug auf die Thematik der Ruhezonen während dieser Bauvorhaben dargestellt.
1.1 München Klinik Bogenhausen
Im Rahmen des Großbauprojektes Bogenhausen werden die folgenden baulichen Ziele verfolgt:
-Sanierung des Bestandsgebäudes mit den bettenführenden Stationen -Umsetzung eines Neubaugebäudes zur Erweiterung der Kapazitäten der München Klinik Bogenhausen
Die Bestandssanierung der bettenführenden Stationen wird in Bogenhausen im laufenden Klinikbetrieb durchgeführt, um die notwendige Patientenversorgung während der gesamten Maßnahmen vollumfänglich aufrecht zu erhalten. Da die Sanierung in der bestehenden Gebäudestruktur stattfindet, wird es hier eine zusätzliche Lärmbelastung geben. Für den Standort Bogenhausen liegt ein Schallschutz-Gutachten vor, das die entsprechenden Lärmbelastungen und Gegenmaßnahmen aufzeigt.
Die München Klinik setzt eine strikte Trennung von Baubereichen und regulären Arbeitsbereichen durch. Dadurch wird die Belastung durch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen so minimal wie möglich gehalten. Ergänzend werden die Bereiche, in welchen Bauarbeiten stattfinden, mittels Schallschutzwänden von den regulären Bereichen abgetrennt.Die München Klinik verfolgt die folgende Strategie zur Lärmreduzierung und Reduzierung von Beeinträchtigungen für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden:
-Frühzeitige Kommunikation von Baumaßnahmen und Bautätigkeiten zur Information und Vorbereitung der Mitarbeitenden
-Strikte Trennung von Baubereichen und regulären Betriebsbereichen zur Reduzierung der Beeinträchtigungen – inklusive umfangreicher Schallschutzmaßnahmen und weiterer Maßnahmen, die im Bedarfsfall kurzfristig zusätzlich umgesetzt werden können
Neben den regulären Ruhezonen können die Mitarbeitenden am Standort Bogenhausen zum Ausgleich auf die folgenden Bereiche zurückgreifen:
- Cafeteria/Speisesaal
- Kapelle
- Gebetsräume
- Umgestaltung des öffentlichen Internetterminals in KB zur Ruhezone - Aufenthaltsecken im Erdgeschoss mit Massagestühlen
- Außenbereiche mit Sitzbänken
1.2 München Klinik Schwabing
Am Klinikum Schwabing findet derzeit ein Neubau statt, dieser ist strikt vom Bestandsbereich getrennt. Dadurch werden die baulichen Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Patientinnen und Patienten deutlich verringert.
Auch bei diesem Bauprojekt verfolgt die München Klinik die bereits dargelegte Gesamtstrategie: Frühzeitige Information der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über bauliche Tätigkeiten, die strikte Trennung von Baubereich und Bestandsgebäude ist bereits gegeben. Die auf Lärm zurückzuführende Beeinträchtigung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist über einen Schallschutznachweis registriert und reduziert worden.
Innerhalb dieses Nachweises zeigt sich, dass am Klinikum Schwabing die Schallschutzvorgaben mittels passiver Schallschutzmaßnahmen eingehalten werden. Durch das Ergreifen von Maßnahmen, wie etwa passiver Schallschutz und Veränderungen in den Organisationsstrukturen, werden die Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soweit wie möglich reduziert.
Ergänzend zu den bereits existierenden Ruhezonen und -Bereichen, ist eine Nutzung der Patientenbücherei in Schwabing möglich, ebenfalls kanndie hausinterne Cafeteria zur Erholung genutzt werden. Hier ist über einen geschlossenen Wintergarten eine ganzjährige Nutzung möglich. Durch die weitläufige und flächenreiche Architektur des Klinikums Schwabing ist eine Nutzbarkeit der Außenbereiche mit entsprechenden Sitzgelegenheiten zur Erholung gegeben. Diese Grünflächen können, bei passender Witterung, zum Ausruhen und zur Erholung von den Mitarbeitenden genutzt werden.
1.3 München Klinik Harlaching
Am Standort Harlaching der München Kliniken finden folgende Großbaumaßnahmen statt: Abriss des leeren Altgebäudes und Umsetzung des Neubaus auf der danach freien Baufläche.
Durch die Platzierung des Neubaus auf einer Freifläche entfernt vom Bestandsgebäude ist bereits eine Reduktion der Auswirkungen der Neubautätigkeiten auf die Mitarbeitenden gegeben. Die Ausrichtung des Bestandsgebäudes (Haus B), trägt darüber hinaus dazu bei, dass der größte Teil der Patientenversorgung auf baustellenabgewandten Seiten stattfindet. Auch die weiteren Behandlungsgebäude befinden sich nicht in unmittelbarer Nähe zum Baufeld. Daneben werden bereits ergänzend Lärmschutzmaßnahmen in Form von Schallschutzwänden umgesetzt.
Durch das Bauvorhaben ist nur ein geringer Bereich auf der Seite des Haupteinganges des Klinikums Harlaching von Baulärm betroffen. Dadurch sind für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausreichend Ruhezonen vorhanden. Ferner können die Mitarbeitenden die Kantine mit Terrasse nutzen und derzeit ist geplant, einen Teil des Gartens für die Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten als Ruhezone aufzubereiten.
Insbesondere die Abbrucharbeiten werden durch die Anbringung von Baugerüsten, welche außenseitig mit Schallschutzmatten behängt werden, deutlich in ihrer Staub- und Lärmemission reduziert.
2. Aktueller Stand bezüglich Ruhezonen und Lärmbeeinträchtigung
In Schwabing und Harlaching ist eine strikte Trennung der Baubereiche und der Bestandsbereiche gegeben. Ferner können die großzügigen Außenbereiche und Grünflächen und unternehmensinternen Räumlichkeiten wie Cafeteria, Speisesaal, Bibliothek zur Erholung genutzt werden.
Am Standort Bogenhausen bestehen ebenfalls zusätzliche Räumlichkeiten, die eine Nutzung als Ruhezone erlauben.Des Weiteren wurde die bauliche Lärmbelastung an den Standorten mittels Baulärmgutachten kritisch verfolgt und überprüft. Im Zuge dieser Gutachten wurden bereits Strategien zum Schallschutz umgesetzt und weitere Möglichkeiten zur Reduzierung von Beeinträchtigungen vorgeschlagen, die im Bedarfsfall kurzfristig zusätzlich umgesetzt werden können. Ergänzend zu den bereits vorhandenen Ruhezonen besteht die Möglichkeit, aktuell ungenutzte Räumlichkeiten in Ruhezonen umzuwandeln und daraufhin anzupassen.
3. Zusammenfassung
Die München Kliniken verfolgen die folgende bereits dargelegte Strategie zur Umsetzung der Reduktion von Beeinträchtigungen:
-Frühzeitige Kommunikation der Bauvorhaben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betroffenen Bereiche zur proaktiven Information. -Benennung und Kommunikation einer Ansprechperson für Rückfragen und weitere Anregungen am jeweiligen Standort, welcher verantwortlich für die Konzeption und Implementierung von Gegenmaßnahmen ist. Diese Aufgabe wird die jeweilige Projektleitung der MüK übernehmen. -Strikte Trennung von Baubereichen und Bestandsbereichen über eine Anpassung der Wegeführung, Installation von Bauzäunen und Schallschutzwänden und weiteren Trennungsinstrumenten.
-Nutzbarkeit von bestehenden Räumlichkeiten wie Cafeteria, Bistro, Kiosk, Bücherei und Außenflächen als zusätzliche Ruhezonen.
Neben dieser übergeordneten Strategie bestehen bauseitig die folgenden weiteren Möglichkeiten zur Reduzierung von Baulärm:
-Beschränkung der Arbeitszeiten werktags von 7.00 bis 20.00 Uhr
-Verwendung von lärmreduzierten Baugeräten über das Label „Blauer Engel“
-Nutzung von Zangenbrechern bei Abbrucharbeiten (anstelle lärmintensiver Pressluftarbeiten)
-Sofortiger Abtransport des Abbruchmaterials
-Reduktion der Anzahl wartender Baustellenfahrzeuge auf ein Minimum und Abstellung der Motoren bei wartenden Fahrzeugen
-Errichtung temporärer Abschirmungen im Nahbereich der Schallquelle über Lärmschutzmatten oder Schwerfolien an Bauzäunen und/oder am Gerüst
-Bei Sägearbeiten Einhausung dieser Bereiche und Verwendung spezieller Sägeblätter
-Platzierung der temporären Baubüro-Container zwischen den Baustellen und den maßgeblichen Immissionsorten-Gezielte Platzierung der Baugerüste vor Aufenthaltsräumen und weiteren Bereichen der Erholung, um gerade diese sensitiven Bereiche vor Lärm zu schützen
-Anbringung von Lärmschutzmaßnahmen direkt an der Schallquelle
-Möglichkeit der Bewässerung zur Staubreduktion, falls staubintensive Tätigkeiten im Außenbereich durchgeführt werden müssten
Je nach aktueller Situation wird auf diese Möglichkeiten zurückgegriffen. Im Rahmen der großen Solidarität der Bevölkerung während der laufenden Pandemie werden neben Sachspenden wie zusätzliche Essens- und Getränkeangebote auch Veranstaltungen wie beispielsweise Kleinkonzerte des BR-Symphonieorchesters in kleiner Besetzung in Außenbereichen der Kliniken für die Mitarbeitenden angeboten. Zusätzliche Ruheräume, psychosoziale Unterstützungsangebote, Obstkörbe oder gesundheitsfördernde Angebote durch das betriebliche Gesundheitsmanagement sind beispielhaft weitere Angebote und Zeichen der Wertschätzung, um die Erholung der Mitarbeitenden zu unterstützen. Eine Weiterführung bzw. der gezielte Ausbau solcher Angebote ist vorgesehen.“
Ich möchte Sie um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen bitten und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.