Die touristische Halbjahresbilanz für die ersten sechs Monate dieses Jahres fällt erwartungsgemäß ernüchternd aus. Die coronabedingten Einschränkungen im Reiseverkehr, in der Beherbergung und im öffentlichen Leben bedingten drastische Rückgänge. Die Angst vor Ansteckung hat den Rückgang bei Geschäfts- wie Urlaubsreisen noch verstärkt. Von Januar bis Juni wurden insgesamt 1,63 Millionen Ankünfte (Vorjahr 4,02 Millionen) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben verzeichnet. Sie generierten 3,62 Millionen Übernachtungen (Vorjahr 8,29 Millionen). Dies entspricht einem Rückgang von 59,3 Prozent bei den Ankünften und 56,4 Prozent bei den Übernachtungen.
In die touristische Halbjahresbilanz werden auch die Monate vor dem krisenbedingten Lockdown einberechnet. Von Januar bis Mitte März konnte noch ein relativ normales Reiseaufkommen registriert werden. Ein Bild der aktuellen Situation zeigen jedoch die Werte für Juni 2020. Daran ist erkennbar, dass sich der Inlandsmarkt erst allmählich wiederbelebt und der Pandemie-Verlauf auf allen Kontinenten sich nach wie vor einschneidend auf die Münchner Tourismusbilanz auswirkt.
Für Juni 2020 wurde ein Minus von 76,9 Prozent bei den Ankünften und von 73,6 Prozent bei den Übernachtungen registriert.
„Die Zahlen sind nicht überraschend, aber dramatisch“, betont Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München. „Die Krise führt uns vor Augen, welche Wertschöpfung mit allen touristischen Leistungen zu normalen Zeiten erarbeitet wird. Die Verluste sind erheblich und schwächen eine für München wichtige Branche mit vielen Arbeitsplätzen.“
Die schnellste Erholung nach der Lockerung im Reiseverkehr kann erwartungsgemäß aus dem Inlandsmarkt gemeldet werden. Ein Minus von insgesamt 54,3 Prozent im ersten Halbjahr (Juni 2020: - 65,3 Prozent) bei den Ankünften führte zu einem Rückgang bei den Übernachtungen deutscher Gäste von - 50,1 Prozent (Juni 2020: - 59,3 Prozent).
Allmählich kommen auch Touristen aus den europäischen Nachbarländern wieder zurück. Jedoch sind auch hier die Rückgänge erheblich: Allein im Juni wurden 74,7 Prozent weniger Ankünfte aus Österreich (- 71,4 Prozent bei den Übernachtungen) und 77,3 Prozent weniger Ankünfte aus der Schweiz (- 78,1 Prozent bei den Übernachtungen) verzeichnet. Noch weniger Reisende kommen bislang aus Frankreich (Juni 2020: - 88 Prozent bei den Ankünften, - 87 Prozent bei den Übernachtungen) nach München. Anhand der traditionell starken europäischen Quellmärkte, wie Italien (Juni 2020: - 85,3 Prozent bei den Ankünften, - 82,4 Prozent bei den Übernachtungen), Russland (Juni 2020: - 95,9 Prozent bei den Ankünften, - 94,4 Prozent bei den Übernachtungen) oder Spanien (Juni 2020: - 95 Prozent bei den Ankünften, - 93,1 Prozent bei den Übernachtungen) wird ebenfalls deutlich, wie langsam sich das Reiseaufkommen in der Landeshauptstadt erholt.
Fast vollständig zum Erliegen kam bis heute der Überseetourismus. München hatte bis zur Corona-Krise ein nahezu ausgewogenes Gästeaufkommen zwischen Inlands- und Auslandsmarkt und dabei noch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Überseemärkten. Dadurch ist München von der Pandemie und ihrem Verlauf auf allen Kontinenten wirtschaftlich besonders stark betroffen. Auf die Kaufkraft von Gästen aus USA (Juni 2020: - 96,8 Prozent bei den Ankünften, - 97,1 Prozent bei den Übernachtungen), den arabischen Golfstaaten (Juni 2020: - 97 Prozent bei den Ankünften, - 96,3 Prozent bei den Übernachtungen) oder China (Juni 2020: - 98,2 Prozent bei den Ankünften, - 97,4 Prozent bei den Übernachtungen) müssen die touristischen Leistungsträger in München zur Zeit fast gänzlich verzichten.
Von Mitte März bis Anfang Mai 2020 bestanden aufgrund der notwendigen Einschränkungen im öffentlichen Leben zur Eindämmung der unmittelbaren Pandemie-Gefahren für einen Großteil der Unternehmen und Selbständigen kaum oder gar keine Möglichkeiten, Umsätze zu generieren. Mit der schrittweisen Lockerung der Einschränkungen seit dem 5. Mai in Bayern ging keine Wiederbelebung des touristischen Aufkommens einher, die die wirtschaftliche Tragfähigkeit in der Tourismuswirtschaft sichern würde. Seit 30. Mai dürfen in Bayern wieder Urlauber in Hotels beherbergt werden, doch war in den ersten Monaten nach Öffnung nur eine äußerst geringe Steigerung des Buchungsaufkommens feststellbar. Aktuell (Stand Juli 2020) liegt die Auslastung der Hotels im Durchschnitt in München bei rund 35 Prozent (29,4 Prozent für gesamten Juli, 34,1 Prozent für die letzte Juliwoche, 36 Prozent am 31.Juli). Im Vorjahr lag die Auslastung bei 87 Prozent. Das Geschäftsreisesegment fehlte zur Jahresmitte noch immer zu einem sehr großen Teil.
Zur Förderung des Tourismus und der Veranstaltungswirtschaft hat das Referat für Arbeit und Wirtschaft in Abstimmung mit dem Tourismus Initiative München e.V. frühzeitig eine Recovery Strategie erarbeitet und verabschiedet. Die Prognosen, die der Konzeption der Recovery Strategie zugrunde lagen, haben sich weitgehend und teils sehr konkret bewahrheitet, sodass ohne nennenswerten Zeitverlust eine sofortige Reaktion auf die ersten Ankündigungen zur Wiedereröffnung des Reiseverkehrs erfolgen konnte. Die aktuellen werblichen Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, die Gäste anzusprechen, die derzeit für München gewonnen werden können. Diese befinden sich in der Metropolregion München bis hin zum gesamten deutschsprachigen Markt. Da viele Bewohner dieser Region in diesem Jahr − anders als sonst − nicht verreisen werden, ergibt sich ein erhebliches Potenzial für einen „Urlaub dahoam“. So schafft zum Beispiel das Programm „Sommer in der Stadt“ aktivierende Reiseanreize für Tagesgäste und Reisende, die derzeit im Umland von München Urlaub machen.
Weiterführende Informationen zu Ankunfts- und Übernachtungszahlen für München stehen unter www.einfach-muenchen.de/statistik bereit.
Hintergrund
München Tourismus ist als kommunale Tourismusorganisation im Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München angesiedelt. München Tourismus entwickelt gemeinsam mit seinen Partnern aus der Privatwirtschaft, dem Tourismusinitiative München TIM e.V., Marketing- und PR-Maßnahmen sowie touristische Produkte, um die Destination München im internationalen Wettbewerb zu positionieren. Hierfür legt die Tourismuskommission München, ein gemeinsames Gremium des Stadtrats und der örtlichen Tourismuswirtschaft, die strategische Ausrichtung fest. Achtung Redaktionen: Druckfähige Fotos für die touristische Berichterstattung können unter www.einfach-muenchen.de/fotoservice angefordert werden.