Ökologisch Garteln II – Beratung und Information
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Tobias Ruff und Johann Sauerer (ÖDP) vom 2.3.2020
Antwort Stephanie Jacobs, Referentin für Gesundheit und Umwelt:
Ihr Antrag wurde dem Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) zur weiteren Bearbeitung zugeleitet. In diesem fordern Sie, dass die Landeshauptstadt München interessierte Bauherren und Garten- oder Balkonbesitzer berät, wie sie ökologisch wertvolle Grünflächen oder Balkonkästen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Artenvielfalt anlegen und pflegen können.
Zu Ihrem Antrag vom 2.3.2020 teilen wir Ihnen mit, dass Ihrem Anliegen bereits durch verschiedene Beratungsangebote entsprochen wurde und zusätzliche Initiativen in diese Richtung geplant sind (siehe nachfolgende Ausführungen).
Der Erhalt der biologischen Vielfalt gehört zu den zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der fortschreitende Verlust an biologischer Vielfalt ist unumkehrbar und der Erhalt der Biodiversität daher eine wichtige Zukunftsaufgabe.
Dementsprechend hat der Stadtrat am 19.12.2018 einstimmig die Biodiversitätsstrategie München beschlossen. Die Biodiversitätsstrategie München legt grundsätzliche, langfristige Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt fest und zeigt Wege zur Zielerreichung auf. Die Strategie antwortet auf die Herausforderung, Siedlungswachstum und Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt bestmöglich zu vereinbaren.
Das Referat für Gesundheit und Umwelt arbeitet federführend gemeinsam mit weiteren städtischen Referaten und Umweltverbänden an der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie.
Die Inwertsetzung auch privater Flächen ist hierbei ein Ziel. Blumenwiesen ebenso wie blütenreiche Balkon- oder Gartengestaltungen gewinnen für Flora und Fauna im Siedlungsbereich aufgrund zunehmender biologischer Verarmung des Umlandes mehr und mehr an Bedeutung. Insofern be-
grüße ich die Intention Ihres Antrages ausdrücklich. Das Thema naturnahe Gartengestaltung ebenso wie die ökologische Inwertsetzung von Kleinstflächen wie Balkonen oder Terrassen ist jedoch aufgrund der Vielzahl an Einzelakteuren kaum direkt zu bedienen. Individuelle Beratungsleistungen zu Einzelobjekten, wie sie der Antrag vorsieht, sind mit dem bestehendenstädtischen Ressourcen nicht zu leisten. Nicht zuletzt zählen individuelle Beratungsleistungen für konkrete Einzelobjekte zum Repertoire von Berufsgärtnern oder Landschaftsarchitekten bzw. werden teils auch vom versierten Fachhandel angeboten. Hierbei gibt es auch Beratungen mit ökologischnaturschutzfachlichem Schwerpunkt. Auch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kann daher eine kostenfreie Objektplanung nicht angeboten werden.
Das Referat für Gesundheit und Umwelt zielt daher in diesem Bereich auf Öffentlichkeitsarbeit zur Aktivierung von Interessenten und zur Vermittlung von allgemein gültigen Handreichungen ab. Im Bauzentrum München ist derzeit ein entsprechendes Beratungsangebot in Vorbereitung.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf unseren neuen Flyer hinweisen, der sich an das breite Publikum wendet und Tipps gibt, wie Bürgerinnen und Bürger zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen können. Die Publikation kann online abgerufen werden:
https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesund- heit-und-Umwelt/Flora_und_Fauna/Biologische_Vielfalt.html. Informationsmaterial mit detaillierten Informationen für biodiversitätsfördernde Gestaltung und Pflege von Privatgärten und Balkonen werden bereits seit einigen Jahren innerhalb des RGU-Förderprojekts „Biodiversität und Klimawandel“ vom Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) in enger fachlicher Abstimmung mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt erarbeitet. Es wurden umfangreiche Broschüren, Steckbriefe und Flyer zum Thema entwickelt. Nur beispielhaft genannt sei die vom LBV erstellte Broschüre „Natur auf dem Balkon“, die dort kostenfrei bestellt werden kann. Weiteres Informationsmaterial steht zum Download zur Verfügung. Auch der Bund Naturschutz informiert Interessierte zum Thema naturnahe Gärten und Balkone.
Ich möchte dementsprechend auf die beiden Internetseiten
www.lbv-muenchen.de/unsere-themen/naturnah-gaertnern.html und
www.bn-muenchen.de/themen/natur-garten.html
hinweisen.
Seit den ersten Durchführungsjahren ist die ökologische Aufwertung von privatem Grünraum und die Vermittlung von nachhaltigen Gartenpraktiken ein zentrales Anliegen des genannten Förderprojekts. Die Themen Gärtnern ohne Torf, aber auch insektenfreundliche Bepflanzungen, Nisthilfen für Vögel und Wildbienen, Quartiere für Fledermäuse, Igel und andere Tierestoßen auf großes Interesse, und der Beratungsbedarf ist nach wie vor hoch.
Das Projekt „Biodiversität und Klimawandel“ schlägt eine Brücke zwischen den beiden Zukunftsthemen Biodiversitätsschutz und Klimaschutz. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ökologische Gartenpraktiken und eine naturnahe Gestaltung durch einen reduzierten Pflege- und Stoff- einsatz (Dünger, Pflanzenschutz, Treibstoff) ressourcensparender als eine vergleichbare Rasenfläche sind und einen Beitrag zur Einsparung von CO2-Emissionen leisten.
Im Rahmen dieses Projekts wurden zahlreiche Handreichungen und Informationsbroschüren erstellt, die den Münchnerinnen und Münchner die lokale Artenvielfalt und die Notwendigkeit ihres Schutzes nahegebracht haben und Anregungen geben, aktiv Lebensraumstrukturen für bestimmte Arten oder Artengruppen zu schaffen.
Unter der Rubrik „Naturgarten-Bausteine zum Selbermachen“ der o.g. Website des LBV wurden bereits zwölf Handreichungen entwickelt und stehen zum Download bereit. Solche Bausteine wurden bisher dezentral, an verschiedenen Orten im Stadtgebiet, oft auch auf dem Grund von Bildungseinrichtungen, realisiert und sind deshalb für die Öffentlichkeit noch nicht vollständig besuch- und erlebbar. Darum sollen in der Projektphase 2021 des Projekts „Biodiversität und Klimawandel“ diese Anregungen in einem ökologischen Mustergarten für jedermann veranschaulichen und erfahrbar machen. Es soll dafür eine Gartenfläche gepachtet und unter dem Aspekt einer möglichst hohen Biodiversität gestaltet werden. Dies soll in enger Abstimmung mit dem Landesverband Bayerischer Kleingärtner e.V. geschehen, um so eine möglichst große Reichweite zu erzielen.
Wie im Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates „Konsequenzen aus dem Versöhnungsgesetz: Die Biodiversitätsstrategie in München umsetzen und Biodiversitätsmonitoring in München durchführen“ vom 27.12.2019 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 16520) ausgeführt, sehen wir aufgrund zahlreicher einschlägiger Anfragen von diversen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren darüber hinaus jedoch einen gesteigerten Handlungsbedarf.
Die nach dem Bayerischen Versöhnungsgesetz vorgesehenen neu zu schaffenden Stellen für Biodiversitätsberaterinnen und Biodiversitätsberater könnten hier die Möglichkeiten für aktive Kooperation erweitern. Im genannten Beschluss zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie München wurden das Referat für Gesundheit und Umwelt und das Referat für Stadtplanung und Bauordnung beauftragt, zusätzliche Vorschläge für dieBiodiversitätsberatung in München für den Haushalt 2021 anzumelden. In diesem Zusammenhang wird derzeit eine zusätzliche, über den gesetzlichen Auftrag hinausgehende Biodiversitätsberatung angestrebt.
Durch Information und Kommunikation sollen Biodiversitätsberaterinnen und Biodiversitätsberater zusätzliche Flächen für den Naturschutz akquirieren, den Biotopverbund voranbringen, im Bereich Artenschutz arbeiten und die Referate unterstützen. Eine geeignete Zielgruppe der Beratung soll dabei auch die Münchner Bürgerschaft sein.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.