Die Autorin Dana von Suffrin und der Cartoonist und Maler Rudi Hurzlmeier werden mit den Ernst Hoferichter-Preisen 2020 ausgezeichnet. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preise werden seit 1975 jährlich an freischaffende Münchner Künstlerinnen und Künstler verliehen, die – wie Ernst Hoferichter – Originalität und Weltoffenheit mit Humor verbinden. Der Preis wurde von Franzi Hoferichter, der Witwe des Münchner Schriftstellers, gestiftet. Über die Vergabe entscheidet der Stiftungsbeirat der Ernst-Hoferichter-Stiftung. Die Preise werden am Donnerstag, 30. Januar, im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, durch Stadtrat Christian Vorländer (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung übergeben.
Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
Dana von Suffrin
Auszug aus der Jurybegründung zum Roman „Otto“: „Alles dreht sich um ‚Otto‘ – einen fabelhaften Familienpatriarchen, besitzergreifend und tyrannisch, dann wieder entwaffnend liebenswert. Ein Siebenbürger Jude mit seltsamer Grammatik – entkommen der Verfolgung in Rumänien, vier israelischen Kriegen, zwei Ehen, sogar seinem eigenen Sterben, was nicht weniger als ein Wunder ist. Bewahrt wissen möchte Otto aber vor allem seine eigene Geschichte: Seiner älteren Tochter Timna, der Ich-Erzählerin, ist es schließlich aufgetragen, diese ‚schöne Bitte‘ zu erfüllen.
Dana von Suffrin gelingt es, aus den Bruchstücken von Erinnertem, Erzähltem und Erfundenem nicht nur ein höchst vielschichtiges Porträt von Otto entstehen zu lassen. Vielmehr verhandelt sie existentielle Themen – das Alter, jüdisches Leben in Deutschland, das fast unentwirrbare Geflecht einer Familie – sowie die (Un)Möglichkeit des Erzählens selbst gleich mit. Die ‚Heimsuchung‘, die dieser Vater schon immer war, bedeutet, im doppelten Wortsinn, eben auch diese Suche nach Identität und Zugehörigkeit, in aller Widersprüchlichkeit. Das ist nicht zuletzt ein großes Lesevergnügen, durchzogen von rabenschwarzem Humor; oft bleibt das Lachen im Halse stecken, um gleich im nächsten Absatz wieder hervorzubrechen. Ein Buch also, so der Rezensent Alexander Solloch, ‚das unbedingt zu lesen man jeden nur schön bitten kann‘.“
Rudi Hurzlmeier
Auszug aus der Jurybegründung:
„Rudi Hurzlmeier gehört zu den ganz Großen der ‚Komischen Malerei‘. Seine großformatigen Gemälde, meist in Acryl, seine pointiert gezeichneten Cartoons und illustrierten Comics haben bisher über 100 Ausstellungen und rund 45 Bücher gefüllt. Der Schriftsteller und Zeichner Robert Gernhardt erkennt in Rudi Hurzlmeier schon früh den Künstlertyp, dem rühmend nachgesagt wird, er sei ein ‚Malschwein‘ und verfüge über die höchst seltene ‚Malfaust‘. Ebenso beherrscht Hurzlmeier aber auch die schnelle Pointe, den kleinen feinen Cartoon, der mit sehr wenig Strichen auskommt.
Hurzlmeier erzählt in Bildern und malt Geschichten: prall und verschwenderisch, mit genauer Beobachtungsgabe, durchzogen von schwärzestem, urbayerischem Humor. Er verwendet Pathosformeln und gaukelt kitschige Idyllen vor, um dann tatsächlich mit bösem Schock und Lust am Grauen zu provozieren. Mit ironischem Augenzwinkern bedient er sich der Kunstgeschichte und stellt ihr eigene ‚Meisterwerke der goldigen Periode‘ entgegen. Der abgründige, philosophische oder auch fast pornographische Witz entsteht durch unerwartete und absurde Details, die beim Betrachter eine Überraschung provozieren, die gleichermaßen fröhlich und nachdenklich macht. Hurzlmeiers Werk ist ‚surrealistischer Barock, grenzensprengende Fabulierlust, ein Fest für die Sinne und die Un-Sinne‘ (so der Kunstmann Verlag über seinen Autor).“
Infos zum Hoferichter-Preis auch unter www.muenchen.de/literatur unter „Auszeichnungen.“