Bundesförderprogramm zur digitalen Stadtentwicklung für München
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Rathaus Umschau 173 / 2020, veröffentlicht am 10.09.2020
(10.9.2020 − teilweise voraus) Hamburg, Leipzig sowie München haben mit ihrem Antrag „Connected Urban Twins – Urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge für integrierte Stadtentwicklung“ (CUT) im Rahmen des Förderaufrufs zu Smart-City-Modellprojekten des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) den Zuschlag für eine Förderung in Höhe von zirka 32,4 Millionen Euro erhalten. Die Federführung für das fünfjährige Gesamtvorhaben liegt bei Hamburg. Start ist 2021.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Wir freuen uns sehr, dass es uns mit unseren Partnern aus Hamburg und Leipzig gelungen ist, die Jury mit einem innovativen Kooperationsprojekt zu überzeugen. Digitale Zwillinge – also virtuelle, interaktive 3D-Stadtmodelle – verfügen über viel Potenzial für Städte, ihre Verwaltungen und die Stadtgesellschaft insgesamt. Damit können wir Zukunftsszenarien simulieren, die uns wichtige Impulse geben für die Stadtentwicklung in München.“
Dreh- und Angelpunkt der städteübergreifenden Antragstellung ist die co-kreative Entwicklung miteinander verbundener urbaner Zwillinge, denen Datenplattformen als Grundlage dienen. Ausgehend von den umfassenden Infrastrukturen und Erfahrungen der drei Städte werden im Kooperationsprojekt die jeweiligen urbanen Datenplattformen und digitalen Zwillinge als technologische Herzstücke weiterentwickelt. „Connected“ – also verbindbar und in geeigneten Fällen auch tatsächlich verbunden – werden die Digitalen Zwillinge, indem von Anfang an bei der Entwicklung die Modularität und funktionierende Zusammenarbeit von unterschiedlichen Systemen in der Technologie innerhalb einer Stadt und auch städteübergreifend mitgedacht wird.
Potenzial bietet der Einsatz von Digitalen Zwillingen in vielen Fachbereichen der Stadtverwaltung, wie bei der Verkehrsplanung oder in der Stadtplanung. Im Fokus des Kooperationsprojektes stehen allerdings bewusst innovative Anwendungsfälle der Stadtentwicklung sowie Beteiligungsformate, um die in den Stadtentwicklungsplänen formulierten integrativen Ansprüche zu vertiefen und zu verbessern. In diesem Projekt stellt sich die Digitalisierung in den Dienst der integrierten Stadtentwicklung, um stellvertretend für viele weitere Verwaltungsdomänen die Zwillings-Technologie weiterzuentwickeln.
Eine entscheidende Rolle spielen neben der Technologieentwicklung und den Anwendungsfällen in der Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung auch die Querschnittsthemen der experimentellen Stadtforschung sowie die Replikation und der Wissenstransfer. Damit wird sichergestellt, dass Projektergebnisse frühzeitig geteilt, Lösungen flexibel, städteübergreifend sowie nutzer-orientiert entwickelt und modular als Open Source zur Verfügung gestellt werden. Dies soll nicht nur in den drei Projektstädten, sondern in weiteren Stufen auch in den Metropolregionen sowie mit weiteren Städten in ganz Deutschland umgesetzt werden.
Digitale Zwillinge sind – vereinfacht gesagt – digitale Repliken materieller Objekte, wie Gebäude, Straßen, Gewässer oder immaterieller Prozessketten, wie Verwaltungsabläufe, Bürgerbeteiligungen oder Verkehrssteuerung. Sie sind aus Daten und Algorithmen aufgebaut und können über Sensoren mit der realen Welt verbunden sein. Aus der Idee eines „Digital Twins“ in der Industrie wird dann ein digitaler urbaner Zwilling, wenn diese Idee und ihre Potenziale auf städtische und gesellschaftliche Bedürfnisse zugeschnitten werden: Der urbane Zwilling ist ein dynamisches, virtuelles, interaktives 3D-Stadtmodell und eine kollaborative Stadtdatenplattform, die von Experten und Bürgern als Open Source gleichermaßen genutzt werden kann. Er versetzt öffentliche Akteure in die Lage, im Informationszeitalter des 21. Jahrhundert schnellere, bessere und vor allem neu durchdachte Entscheidungen zu treffen.
Das BMI unterstützt mit dem Förderprogramm deutschlandweit Kommunen bei der Umsetzung integrierter Smart-City-Strategien und digitaler Modernisierung. Das Kommunalreferat, das IT-Referat und das Referat für Stadtplanung und Bauordnung haben in München gemeinsam den Förderantrag gestellt. Sie werden das Projekt umsetzen und eng mit den Städten Hamburg und Leipzig zusammenarbeiten.