Heuer gibt es keine Wiesn. Und jetzt? Wie redet man über ein Fest, das den Himmel zum Leuchten bringt, das so münchnerisch wie bayerisch wie international daherkommt und das es dieses Jahr einfach nicht gibt? Die Fotografin Lydia Bergida und die Journalistin Katrin Diehl haben die Gunst des retardierenden Moments innerhalb eines echten Stadtdramas genutzt, um sich umzusehen und umzuhören. Sie haben Münchnerinnen und Münchner erzählen lassen, was ihnen so durch den Kopf geht angesichts dieser fehlenden Jahreszeit. Sie haben sie – trotz alledem – ihre schönste Tracht vorholen lassen, haben ihnen die Möglichkeit eines kleinen Auftritts gegeben − dann halt auf der leeren Wiesn − und hatten es dabei doch mit recht gefassten, fast fröhlichen Menschen zu tun. Dass das allesamt Münchnerinnen und Münchner jüdischer Herkunft waren, tut kaum etwas zur Sache, bestätigen deren Wiesn-Geschichten doch vor allem das, was das Oktoberfest mit seinen Extremen so ausmacht: Man ist Teil einer Masse und doch auch wieder nicht. Das genau könnte die Botschaft der Fotoausstellung „Judn ohne Wiesn“ sein. Sie ist von Dienstag, 15. September, bis Sonntag, 18. Oktober, im Foyer des Jüdischen Museums München zu sehen.
Weitere Informationen unter www.juedisches-museum-muenchen.de. (Siehe auch unter Terminhinweise)