Zum ersten Mal hat die Landeshauptstadt München Galerien und Off Spaces für ihr Engagement im Bereich der zeitgenössischen Kunst ausgezeichnet. Die insgesamt sechs Preise für 2019 in Höhe von jeweils 7.500 Euro gingen an die Galerien Sperling, Galerie Jo van de Loo, Deborah Schamoni und die Nir Altman Galerie sowie an die beiden Off Spaces Milchstraße und Weltraum. Gewürdigt wird deren besonderer Einsatz für Münchner Kunstschaffende. Mit ihrem Programm tragen die preisgekrönten Galerien und Off Spaces zur Stärkung des Kunststandorts München bei. Die Verleihung der Urkunden hat am Dienstagabend durch Stadträtin Dr. Evelyne Menges (CSU-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Kulturreferent Anton Biebl stattgefunden.
Kulturreferent Anton Biebl: „Das künstlerische Profil und der Erfolg junger Kunstschaffender wird durch eine Galerienvertretung gestärkt, die Präsentation, Kontakte und professionelle Beratung bietet. Auch Off Spaces, nicht-kommerzielle Orte für Kunstvermittlung, sind wertvoll für die Münchner Kunstszene und ihre überregionale Wahrnehmung. Unsere Preise würdigen Münchner Galerien und Off Spaces, die sich durch ein besonderes Engagement für die zeitgenössische Kunst aus München auszeichnen.“
Die Jury begründete ihre Entscheidungen wie folgt:
Galerie Sperling
„In einer ehemaligen Apotheke an der Grenze zwischen Au und Haidhausen eröffnete Johannes Sperling 2014 seine Galerie in unkonventionellen Räumen und ungewöhnlicher Lage. Er etablierte den Ort erstaunlich schnell in der Münchner Szene durch enormes persönliches Engagement, ein sehr mutiges Programm und nicht zuletzt durch große Empathie. Bei Sperling stellt mittlerweile ein fester Pool von internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus, unter ihnen auch zwei in München lebende Künstlerinnen. Dass Sperling sehr viel am Standort München liegt, zeigt auch sein großer Einsatz für die Münchner Initiative Various Others, die er 2018 mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus der Galerienszene begründet hat. Ziel des Vereins ist es, die Münchner Kunstszene auch international noch besser zu vernetzen und die Außenwahrnehmung Münchens als Kunststandort zu stärken.“
Galerie Jo van de Loo
„Jo van de Loo ist ein junger Kunsthändler, dessen konsistentes Programm der vergangenen acht Jahre wesentlich dazu beigetragen hat, jüngere Positionen einem professionellen Publikum und Kunstinteressierten zu vermitteln. Er betreibt mit innovativen Strategien klassischen primären Kunsthandel; er ist beispielsweise Co-Initiator von Various Others, einem Projekt, welches München als Kunststandort sehr fruchtbaren Input gegeben hat.
Van de Loo, der aus eine Münchner Kunsthändlerfamilie stammt, kontextualisiert die Positionen seiner Künstlerinnen und Künstler, indem er auch überregional arbeitet und international Messen durchführt, zuletzt in Amsterdam, London und Berlin.
Seine Nähe zu den von ihm vertretenen Künstlerinnen und Künstlern, seine Integrität als Mensch und sein Ethos als Händler sowie seine Verankerung im Kunstbetrieb versprechen ein dauerhaftes Engagement, was von unschätzbarem Wert ist, um München als Standort für jüngere Kunstschaffende und ein internationales Sammlerpublikum weiterhin attraktiv zu machen.“
Galerie Deborah Schamoni
„Wenn es um den visionären Blick für künstlerische Talente und um zeitgenössische Diskurse geht, ist Deborah Schamoni mit ihrer Galerie eine der wichtigsten Stimmen in Deutschland. Vor rund sieben Jahren ist die Filmemacherin von Berlin nach München gezogen, um ihre Galerie in Oberföhring zu eröffnen. Das war mutig und originell. Ihr junges Programm, das Performance und Installationen, Videokunst und Malerei umfasst, zeichnet sich vor allem durch Künstlerinnen und Künstler aus, die in den Achtzigerjahren geboren sind; manche leben in München, andere in Berlin, Mailand oder Brooklyn. Dank ihres unermüdlichen Engagements, ihrer Ausstellungen und Messeauftritte – zum Beispiel dieses Jahr auf der Art Cologne, der Frieze Art Fair in London und der Paris Internationale – strahlt die Arbeit von Deborah Schamoni weit über München hinaus.“
Nir Altman Galerie
„Nir Altmann ist ein leidenschaftlicher Galerist, der 2016 von Tel Aviv nach München zog und eine ehemalige Boutique in der Ringseisstraße in einen Galerieraum mit industriellem Flair verwandelte. Sein Programm ist talentierten aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, aber auch aus München, verpflichtet, die Zusammenarbeit ist stark auf eine langfristige Partnerschaft angelegt. Neben regelmäßigen und auch mutigen Ausstellungen im Bereich Installation, Video, Skulptur, Konzeptkunst, Malerei und Zeichnung, finden Künstlergespräche, Konzerte und Lesungen statt.
Nir Altman ist bestrebt, München als Kunststadt zu stärken, internationales Publikum in die Stadt zu holen und Münchens Kunstszene weltweit auf Messen zu repräsentieren.
Durch das aktive Galerieprogramm und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit leistet die Galerie Nir Altman einen wichtigen Beitrag sowohl für die Münchner als auch für die internationale Galerienszene.“
Off-Space Milchstraße
„Der Ausstellungsraum Milchstraße existiert seit 2009. Seitdem, vorerst unter dem Namen RSTR4 und unter der Leitung des in München lebenden Künstlers Philipp Messner, haben in dem kleinen charmanten Raum über 100 Künstlerinnen und Künstler ausgestellt. Seit Januar 2019 leitet das KünstlerInnen-KuratorInnen-Trio Anne Rößner, Berthold Reiß und Thomas Splett die Programmplanung des Raums.
Das Programm hebt sich bewusst von der üblichen Repräsentationspolitik vieler Kunstinstitutionen ab. Vielmehr versteht sich der Raum als Ort, an dem Künstlerinnen und Künstler experimentieren können. Zur programmatischen Methode zählt auch die Entscheidung, den Raum in seinem unrenovierten Zustand zu belassen. Dahinter verbirgt sich keine Ruinenromantik, sondern die Einstellung, dass viele Künstlerinnen und Künstler sich keinen neutralen weißen Raum für ihr Werk wünschen, sondern einen Ort mit einer spürbaren Geschichte, zu der sie sich verhalten können. Neben Ausstellungen finden Veranstaltungen, vor allem Lesungen, in der Milchstraße statt.“
Off-Space Weltraum
„Der Weltraum wurde 1997 von Rudolf Becker in der Rumfordstraße in den Räumen einer Ladenwohnung gegründet. Bis heute wurden dort über 1.500 Münchner, nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler aller Sparten gezeigt. Dabei fällt der unabhängige Ausstellungsraum nicht nur durch seine hohe Frequenz an Ausstellungen (jede Woche eine Eröffnung), sondern auch durch die kontinuierliche Qualität des Programms ins Auge.
Mit Einzel- und Gruppenausstellungen, mit Performances, Diskussionen, Lesungen, Präsenationen an anderen Orten oder Ausstellungen von GastkuratorInnen ist der unprätentiöse Raum seit vielen Jahren fester Bestandteil und Treffpunkt der Münchner Kunstszene. Die aktive und nie müde werdende Tätigkeit von Rudi, das mit Idealismus und ohne kommerzielle Interessen gezeigte Programm und die Möglichkeit der Interaktion mit Kunst für das Publikum bereichern die Kunststadt München.“
Der Jury gehörten unter Leitung von Kulturreferent Anton Biebl an: Michael Buhrs (Direktor Museum Villa Stuck), Dr. Annette Doms (Kunsthistorikerin), Karsten Löckemann (Hauptkurator Sammlung Goetz), Tanja Pol (ehemals Tanja Pol Galerie), Stephanie Weber (Kuratorin Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau) und Dr. Lisa Zeitz (Chefredakteurin Weltkunst) sowie aus dem ehrenamtliche Stadtrat Dr. Constanze Söllner-Schaar und Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion), Thomas Schmid und Doro- thea Wiepcke (beide CSU-Fraktion) sowie Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste)
Die ausführliche Begründung für die Vergabe und die Jurybesetzung sind abrufbar unter https://t1p.de/preise-galerien.
Achtung Redaktionen: Foto © Tobias Hase, Personen von links nach rechts, hinten: Johannes Sperling (SPERLING), Jo van de Loo (Galerie Jo van de Loo); Mitte: Rudolf Becker (Weltraum), Thomas Splett, Berthold Reiß (beide Milchstrasse), Kulturreferent Anton Biebl; vorne: Deborah Schamoni (Deborah Schamoni), Anne Rößner (Milchstrasse), Stadträtin Dr. Evelyne Menges, Nir Altman (Nir Altman Galerie)
Bei der Pressestelle des Kulturreferats sind Fotos der Preisträgerinnen und Preisträger erhätlich unter Telefon 233-26005 oder per E-Mail an presse. kulturreferat@muenchen.de.