Stadtrat Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen − Rosa Liste) übergibt am Freitag, 9. Oktober, 14 Uhr, in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München ein Erinnerungszeichen für das NS-Opfer Elisabeth Baerlein in der Wasserburger Landstraße 209 an die Öffentlichkeit. Die Münchner Bürgerin Angelika Landau hat dieses Erinnerungszeichen bei der Koordinierungsstelle Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München initiiert.
Elisabeth Baerlein wurde am 26. März 1917 in München geboren und wuchs in der Wasserburger Landstraße 209 auf, wo ihre Eltern Katharina und Fritz Baerlein die Ausflugsgaststätte „Phantasie“ führten. Musikalisch hoch begabt, studierte sie bereits mit 16 Jahren Violine bei Anton Huber. Da ihr Vater jüdischer Herkunft und ihre Mutter zum Judentum konvertiert war, galt sie in der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten als Jüdin und musste 1936 ihre Ausbildung an der Akademie für Tonkunst abbrechen. Am Trapp‘schen Konservatorium konnte sie diese noch einige Zeit fortsetzen. Elisabeth Baerlein bemühte sich vergeblich um eine Emigration aus Deutschland: Sie lebte 1939 kurzzeitig in Spreenhagen und absolvierte eine landwirtschaftliche Schulung („Hachsharah“) zur Auswanderung nach Palästina und bewarb sich um eine Emigration nach Shanghai. Ihr Vater wurde am 9. November 1938 in das KZ Dachau verschleppt und dort gezwungen, unwiderrufliche notarielle Vollmachten zur Veräußerung seines Grundbesitzes zu erteilen. Auch seine Frau war zahlreichen Repressalien ausgesetzt.
Die Gestapo deportierte Elisabeth Baerlein am 18. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt, wo sie in mehreren Orchestern spielte, die ein vermeintlich „normales Leben“ vorgaukeln sollten, aber auch vom Lebenswillen der Gefangenen zeugen. Am 6. Oktober 1944 verschleppte die SS Elisabeth Baerlein in das Vernichtungslager Auschwitz und ermordete sie dort vermutlich am 9. Oktober 1944. Ihre Eltern überlebten die Shoah und kämpften jahrelang um die Rückgabe ihres geraubten Eigentums.
Einzelheiten finden sich unter www.erinnerungszeichen.de. (Siehe auch unter Terminhinweise)