Ergebnis Runder Tisch für Belange für Mädchen und junge Frauen
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Sabine Bär, Beatrix Burkhardt, Alexandra Gaßmann, Ulrike Grimm und Matthias Stadler (CSU-Fraktion) vom 23.7.2020
Antwort Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
In Ihrer Anfrage vom 23.7.2020 führen Sie Folgendes aus:
„Mädchentreffs leisten in München einen wertvollen Beitrag für die Bedürfnisse und Entwicklung von Mädchen und jungen Frauen. Sie stellen einen Schutz- und Freiraum dar, um sich zu begegnen, sich auszutauschen, mitzubestimmen, Probleme anzubringen und Lösungen zu finden. Diese wichtige Plattform sollte in mehreren Stadtvierteln angeboten werden.“
Zu Ihrer Anfrage vom 23.7.2020 nimmt das Sozialreferat im Auftrag des Herrn Oberbürgermeisters im Einzelnen wie folgt Stellung:
Frage 1:
Wie viele Mädchentreffs gibt es?
Antwort:
Es gibt in München derzeit zwei reine Mädchentreffs, den Giesinger Mädchentreff sowie den Mädchentreff Blumenau. Darüber hinaus bieten alle Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auch spezifische Angebote nur für Mädchen* an.
Frage 2:
In welchen Stadtteilen ist der Bedarf besonders groß?
Antwort:
Eine vom Sozialreferat/Stadtjugendamt 2016 in Auftrag gegebene Analyse über die Bedarfe von Mädchen* und jungen Frauen* in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass gerade in den zentrumsfernen Sozialräumen und in den Gebieten mit hohem Zuzug ein großer Bedarf an mädchenspezifischen Angeboten besteht.
Mit einem mobilen Angebot für Mädchen* und junge Frauen* sollen Angebote der offenen Jugendarbeit und Begleitstrukturen für Mädchen* und junge Frauen* angeboten werden. Daneben soll das mobile Angebot dokumentieren, wo Zugangsbarrieren von Mädchen* und jungen Frauen* zu bestehenden Einrichtungen in den jeweiligen Sozialräumen liegen und wie bedarfsgerechte Angebote sozialraumorientiert umgesetzt werden können. Daneben hat das mobile Projekt den Auftrag, Bedarfe von Mädchen* und jungen Frauen* aus den verschiedensten Regionen Münchens zu erfassen.Das mobile Angebot für Mädchen* und junge Frauen* soll in einem Zeitraum von fünf Jahren erprobt werden. Dem Stadtrat soll im fünften Jahr im Kinder- und Jugendhilfeausschuss über die Bedarfe und Erfahrungen berichtet werden und eine Einschätzung zum grundsätzlichen Bedarf weiterer stationärer Mädchentreffs und möglicher, geeigneter Standorte in München gegeben werden.
Frage 3:
Gibt es in den jeweils umliegenden Schulen Informationen über diese Einrichtungen, damit ein eventuell bestehender Bedarf ermittelt werden kann?
Antwort:
Die Einrichtungen kooperieren mit den Schulen sowie der Schulsozialarbeit. Die Schulen sind über die Angebote der Einrichtungen informiert, es findet ein Austausch über die vorhandenen Bedarfe und Angebote statt. Darüber hinaus bieten die in den Stadtbezirken stattfindenden Regsam-Facharbeitskreise, an denen sowohl die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, als auch die Schulen teilnehmen, die Möglichkeit zu Austausch und Absprachen.
Frage 4:
Ist eine Ausweitung des Angebots geplant und in welcher Größenordnung soll das erfolgen?
Antwort:
Die geplante Beschlussvorlage „Schaffung eines stadtweiten mobilen offenen Angebots für Mädchen* und junge Frauen*“ für den Kinder- und Jugendhilfeausschuss kann dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Haushaltslage leider nicht mehr eingebracht werden. Der Bedarf hinsichtlich einer Ausweitung des Angebots würde im Rahmen der fünfjährigen Erprobung ermittelt (siehe Antwort zu Frage 2). Dieses wichtige Thema soll im nächsten Jahr weiter verfolgt werden.
Frage 5:
Wenn Punkt 4 ja, wo sind diese Mädchentreffs bereits geplant?
Antwort:
Siehe Antwort zu Frage 2.
Frage 6:
Wenn Punkt 4 ja, werden die bereits bestehenden Mädchentreffs mit eingebunden?
Antwort:
Die geplante Beschlussvorlage sieht vor, in Abstimmung mit dem Runden Tisch ein Evaluierungskonzept für das mobile Projekt zu erarbeiten. Sofern der Stadtrat der Beschlussvorlage zustimmt, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mädchentreffs über die Beteiligung am Runden Tisch in die weiteren Planungen eingebunden.
Die Gleichstellungsstelle für Frauen wurde in die Erstellung des Antwortschreibens eingebunden und weist auf folgende Punkte hin:
„Die Einrichtung eines mobilen Angebots ist seitens des im Stadtjugendamt angebundenen Runden Tisches ‚Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen in München‘ bereits seit einigen Jahren vorgeschlagen, um dem deutlichen Mangel an Angebote der offenen Jugendarbeit und Begleitstrukturen für Mädchen* und junge Frauen* entgegenzuwirken. Der Prozess zur Implementierung eines solchen Angebots, das effizient und mit bisher geringen Finanzmitteln konzipiert ist, ist nach der Aussage im Antwortbrief nun erneut verschoben. Gerade mit Blick auf die Ergebnisse zu den deutlich hervortretenden und in der Krisenzeit wachsenden Bedarfen von Mädchen und jungen Frauen während der Corona-Schutzmaßnahmen ist ein Angebot, das Mädchen* und jungen Frauen* nicht ausschließlich Freizeit- und Treffmöglichkeiten bietet, sondern ihnen, z.B. bei Gefährdungslagen, den Anschluss ans Kinder- und Jugendhilfesystem überhaupt ermöglicht, besonders dringend. Die Gleichstellungsstelle für Frauen sieht die baldmöglichste Einrichtung als wichtig und dringend an. Nach Kenntnislage der Gleichstellungsstelle für Frauen ist bisher nicht verhandelt worden, dass eine Versorgung der Bedarfe von Mädchen und jungen Frauen abhängig ist von der Erprobung des Mobilen Angebots und einer Berichterstattung nach 5 Jahren. Das hieße, dass, sollten sich dringende Bedarfe zeigen, weitere Angebote und spezifische Hilfen erst nach 5 Jahren beplant werden könnten. Vielmehr sollen über das mobile Angebot gegebenenfalls zusätzliche Vor-Ort-Informationen in die Kinder- und Jugendhilfeplanung eingespeist werden, die die regionale Versorgungs- und Bedarfslage insbesonderevon den Mädchen* und jungen Frauen*, die im öffentlichen Raum wenig anzutreffen sind, wahrnehmbarer machen, so dass gegebenenfalls entsprechende Angebote und Maßnahmen entwickelt werden können. Hierzu wird nach bisheriger Praxis des Stadtjugendamts der o.g. Runde Tisch als Gremium mit hoher Expertise eingebunden.“