Jetzt schon Chaos zwischen Münchner Freiheit und Odeonsplatz! Wie soll die Komplettsperrung im Sommer 2020 funktionieren?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Johann Altmann, Dr. Josef Assal, Eva Caim, Richard Progl, Mario Schmidbauer und Andre Wächter (Fraktion Bayernpartei) vom 4.12.2019
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 4.12.2019 führten Sie als Begründung aus: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem im morgendlichen Berufsverkehr nicht Züge der U3 und U6 ausfallen. ‚Vereinzelte Zugausfälle‘ gehört zur Daueranzeige auf den Bildschirmen der U-Bahnhöfe. Unzumutbare Zustände für Münchnerinnen und Münchner in den Waggons und auf den Bahnsteigen sind die gravierenden Folgen.
Aus der Presse konnte entnommen werden, dass die MVG zur Sanierung der Weichen im Sommer 2020 eine Vollsperrung der U-Bahn zwischen Universität und Münchner Freiheit plant. Als Ersatz soll hierfür ein Buspendelverkehr auf der Leopoldstraße dienen. In einer morgendlich überfüllten U-Bahn befinden sich rund 1.000 Personen. Ein Gelenkbus bzw. Buszug fasst maximal 100 bis 150 Personen.
Nachdem – zumindest laut Fahrplan – im Berufsverkehr zu den Spitzenzeiten alle 2 Minuten eine U3 oder U6 an der Münchner Freiheit ankommt, müssten rein rechnerisch auch alle 2 Minuten rund 10 Gelenkbusse bzw. 7 Buszüge abfahren. Ohne eine Vollsperrung der Leopold- und Ludwigstraße dürfte dies kaum möglich sein.“
Wir haben hierzu die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) um ihre Stellungnahme gebeten. Die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen wurden wie folgt beantwortet:
Frage 1:
Wie viele Zugausfälle hat es auf den Linien U3 und U6 im laufenden Jahr 2019 gegeben und welche Gründe gibt es dafür? (Bitte nach den verschiedenen Gründen pro Monat aufschlüsseln.)
Antwort der MVG:
„Aus Gründen der Übersichtlichkeit und wegen der hohen Anzahl an möglichen Störungsursachen im ÖPNV sehen wir von einer detaillierten tabellarischen Darstellung ab. Im Überblick stellen sich die wesentlichen Ausfallursachen wie folgt dar:
Auf der Linie U3 fielen insgesamt 1,4 Prozent aller Fahrten aus. Ursächlich dafür waren im Wesentlichen mangelnde Personalverfügbarkeit (49 Prozent) und Fahrzeugstörungen (38 Prozent). Auf der Linie U6 fielen insgesamt 0,9 Prozent aller Fahrten aus. Auch hier waren die meisten Ausfälle personalbedingt (54 Prozent) oder auf Fahrzeugstörungen zurückzuführen (34 Prozent).“
Frage 2:
Warum wird – wie schon oft geschehen – kein Pendelverkehr eingerichtet und z.B. jeweils eine Röhre pro Jahr saniert?
Antwort der MVG:
„Das zu erneuernde Weichenfeld befindet sich auf der Südseite des U-Bahnhofs Münchner Freiheit. Diese Anlage, bestehend aus 9 Weichen, ist aufgeteilt auf 3 Gleise. Sie verläuft jedoch nicht in mehreren Röhren, sondern befindet sich in einem gemeinsamen Bauwerksraum ohne bauliche bzw. räumliche Trennung. Aufgrund der hohen Zahl an Weichenverbindungen bei räumlich sehr beengten Platzverhältnissen kann die Erneuerung der Anlage nur im Rahmen einer Vollsperrung stattfinden. Selbst die für den U-Bahnbetrieb erforderliche Überführung von Leerzügen zur Technischen Basis in Fröttmaning wird auf diesem Abschnitt nur in kurzen Zeitfenstern möglich sein. Ein Fahrgastbetrieb wäre aus Sicherheitsgründen selbst dann ausgeschlossen, wenn ein Gleis uneingeschränkt zur Verfügung stünde. Die beengten Verhältnisse ermöglichten zum einen keinen ausreichenden Abstand zwischen Zugverkehr und Bauvorhaben. Zum anderen stehen im Baustellenbereich keine geeigneten Entfluchtungsmöglichkeiten für Fahrgäste zur Verfügung.“
Frage 3:
Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um ein komplettes Chaos zu verhindern? (Hierzu sollte die MVG eine detaillierte Stellungnahme abgeben.)
Antwort der MVG:
„Der MVG ist bewusst, dass es aufgrund der mit der Baustelle verbundenen, unvermeidbaren Sperrungen zu Einschränkungen und längeren Reisezeiten kommen wird. Die MVG hat sich bereits weit im Vorfeld mit den verkehrlichen Auswirkungen befasst und ein externes Planungsbüro mit der Erstellung des U-Bahn-Betriebskonzepts beauftragt. Des Weiteren wurden Prognosen über die Fahrgastverlagerungen erstellt. Um den Fahrgästen eine leistungsfähige Alternative mit kurzer Reisezeit anzubieten, wird die U3-Nord während der Bauarbeiten durch die U8 ersetzt, welche über den Linienweg der U2 verkehrt. Alternative Reisewege mit anderen U-Bahn-, Tram- oder Buslinien werden den Fahrgästen im Vorfeld kommuniziert und partiell verstärkt. Hierzu werden derzeit auch neue Tangenten geprüft, umden betroffenen Bereich weiträumig umfahren zu können. Darüber hinaus setzt die MVG umfangreich zusätzliches Personal zur Fahrgastlenkung ein. Im gesperrten Bereich zwischen Münchner Freiheit und Universität wird ein leistungsfähiger Schienenersatzverkehr (SEV) angeboten, welcher tagsüber voraussichtlich im 2-Minuten-Takt auf dem etwa 1,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen den U-Bahnhöfen Universität und Münchner Freiheit verkehrt und bei Bedarf zusätzlich verstärkt wird. Der überwiegende Teil des Sperrzeitraums befindet sich innerhalb der Schul- und Semesterferien ohne Schülerverkehr, weshalb mit einem zusätzlich verringerten Fahrgastaufkommen auf der betroffenen Strecke zu rechnen ist. Die MVG geht deshalb davon aus, dass das zu erwartende Fahrgastaufkommen mit dem SEV und den begleitenden Maßnahmen bedarfsgerecht zu bewältigen ist.“
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.