Ist das Biotop im Perlacher Wald und die dortige Artenvielfalt im Bestand gefährdet?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Paul Bickelbacher, Herbert Danner, Anna Hanusch und Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) vom 23.1.2020
Antwort Stadtbaurätin Professorin Dr.(I) Elisabeth Merk:
Mit Schreiben vom 23.1.2020 haben Sie gemäß § 68 GeschO folgende Anfrage an Herrn Oberbürgermeister gestellt, die vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung in Abstimmung mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt wie folgt beantwortet wird.
In Ihrer Anfrage führen Sie Folgendes aus:
Ist das Biotop im Perlacher Wald und die dortige Artenvielfalt im Bestand gefährdet? Konkret bezieht sich die Anfrage auf das Biotop „Kiesgrube Roth“ im Perlacher-/Truderinger Wald, das seit Kurzem trocken gefallen sei. Ihren eigenen Beobachtungen zu Folge, aber auch nach Aussagen von Personen, die seit Jahrzehnten im Umfeld wohnen, haben sich in der Vergangenheit zwar immer Schwankungen im Grundwasserstand gezeigt, eine vollständige Austrocknung sei erstmals (seit vielen Jahrzehnten) zu beobachten. Daraus ergeben sich nachfolgende Fragen für Sie:
Frage 1:
Gibt es längerfristige Aufzeichnungen über den Wasserstand in der ehemaligen Kiesgrube Roth beziehungsweise die Grundwasserstände in diesem Abschnitt des Perlacher Waldes? Wenn ja, welche Ergebnisse resultieren aus diesen Aufzeichnungen?
Antwort:
In dem Weiher in der Kiesgrube Roth befindet sich keine Messstelle für den Wasserstand. Der Wasserspiegel des Weihers in der ehemaligen Kiesgrube Roth ist vor allem vom Grundwasserstand, von der Niederschlagsmenge und von Verdunstungsprozessen abhängig. Das Austrocknen des Weihers lässt sich durch aktuell geringe Grundwasserstände und Niederschläge erklären. Die nächstgelegenen Messstellen mit aktuellen Daten sind KP 1050 (Friedrich-Panzer-Weg), KP 910 (Spalatinstraße 4) und KP 908 (Fauststraße 90). Derzeit (Stand: Ende Januar 2020) liegt der Grundwasserstand auf einem sehr niedrigen Niveau ca. 1,2 bis 1,5 m unter dem mittleren Grundwasserstand. Das ist der niedrigste Wasserstand seit ca. 15 Jahren.
Frage 2:
Welche Veränderungen bei Flora und Fauna sind zu befürchten, sollte dieser niedrige Grundwasserstand künftig häufiger beziehungsweise dauerhaft auftreten?
Antwort:
Niedrige Wasserstände und zeitweises Austrocknen von Gewässern führen dazu, dass Tiere und Pflanzen, die auf ausdauernde Gewässer und größere Gewässertiefen angewiesen sind, weniger werden und am Ende verschwinden. Darunter befinden sich auch in der Kiesgrube Roth gefährdete Arten. Die Bedingungen für Lebewesen, die auf zeitweise trocken fallende Gewässer angewiesen sind, werden hingegen besser. So sind beispielsweise viele der Amphibienarten der Roten Listen auf fischfreie beziehungsweise arme Gewässer angewiesen, da Amphibien (vor allem Laich und Larven beziehungsweise Kaulquappen) zum Nahrungsspektrum vieler Fischarten gehören. Eine Austrocknung im Winter kann für viele Amphibienarten positiv sein, da die meisten Fische dies nicht überleben. Ein längerfristiges Trockenfallen beziehungsweise ein Trockenfallen außerhalb des Herbstes und Winters wäre jedoch auch für Amphibien nachteilig. Der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers bei sommerlichen Tiefständen und hohen Wassertemperaturen ist darüber hinaus problematisch für zahlreiche weitere Gewässerorganismen. Aus dem Blickwinkel des Naturschutzes wäre es also günstig, wenn es an einem Ort verschiedene Gewässer mit unterschiedlichen Wasserständen und Wasserstandsschwankungen gäbe, sodass die lokalen Populationen der Arten langfristig überleben können.
Frage 3:
Ist es vorstellbar, wie von Teilen der Bürgerschaft befürchtet, dass die „Großbaustelle Piederstorfer“ am Truderinger Alexisweg mit dem aktuellen Sinken des Grundwasserstandes in Zusammenhang steht?
Antwort:
Nach derzeitigem Stand sind im Gebiet des Bebauungsplans Nr. 2090 – Friedrich-Creuzer-Straße/Alexisweg (westlich), Karl-Marx-Ring (östlich), Niederalmstraße (südlich), Stemplingeranger (nördlich) – bislang zu drei Bauvorhaben wasserrechtliche Bescheide erteilt worden, zwei davon mit einer Bauwasserhaltung. Die dabei zur Entnahme genehmigten Wassermengen sind so gering, dass eine messbare Beeinflussung des Grundwasserstandes im Bereich des Weihers im Truderinger Wald ausgeschlossen werden kann. Im Übrigen liegt die Baubeginnsanzeige für die beiden Bauwasserhaltungen noch nicht vor (Stand: 5.3.2020).