Am 30. April 1945 endete in München die Diktatur der Nationalsozialisten mit dem Einmarsch der Rainbow Divison der US-Army.
2020 jährt sich dieses historische Ereignis zum 75. Mal. Bereits am 29. April 1945 war das KZ Dachau befreit worden, am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende.
Für München, die „Hauptstadt der Bewegung“ des Nationalsozialismus, begann damit ein lange währender Prozess der Auseinandersetzung mit diesem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte. Er war in den Jahren nach dem Krieg auch angesichts personeller Kontinuitäten sehr zögerlich. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich eine veränderte Erinnerungskultur entwickelt, die in ihrer Notwendigkeit von einem breiten Konsens getragen wird. Zum 75. Jahrestag der Beendigung des nationalsozialistischen Terrorregimes in München durch den Einmarsch der US-Army sollten verschiedene Veranstaltungen die Ereignisse in das kollektive Gedächtnis zurückrufen. Coronabedingt mussten sie leider abgesagt werden, darunter der Festakt, den die Landeshauptstadt München in Kooperation mit dem Freistaat Bayern geplant hatte. Da auch die kulturgeschichtlichen Museen und das NS-Dokumentationszentrum München derzeit geschlossen sein müssen, verlagert sich das Gedenken und Erinnern stark in den digitalen Bereich. Um auch eine Sichtbarkeit im Stadtraum zu schaffen, wird die Stadt München beflaggen – am Rathaus mit den amerikanischen Nationalfarben sowie der Flagge der Landeshauptstadt München und der des Freistaats Bayern. Im Rahmen eines Kunstprojekts werden auf dem Marienplatz, im Umfeld der Bayerischen Staatskanzlei und an etwa 40 weiteren Standorten weiße Fahnen auf den Tag der Befreiung hinweisen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und der Stadt München wäre es ein berührender Moment gewesen, mit den Überlebenden, Zeitzeugen und Veteranen der US-Rainbow Division zusammenzukommen. Nun wird vieles, was geplant war, leider nur digital stattfinden können. Umso wichtiger, dass wir auch im Stadtraum ein hoffentlich weithin sichtbares Zeichen setzen werden. Mit weißen Fahnen, die auf den Tag der Befreiung hinweisen, wird ein Zeichen für ein friedliches Miteinander und für unsere Freiheit gesetzt.“ Kulturreferent Anton Biebl: „Angesichts zunehmender rechtspopulistischer und nationalistischer Entwicklungen in unserem und anderen Ländern müssen wir wach und aktiv bleiben. Menschenverachtender Terror darf keine Chance haben! Gerade jetzt in Krisenzeiten gilt es, unsere demokratischen Werte zu leben, solidarisch zu sein und sich für Frieden und Freiheit einzusetzen. So werden wir die großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.“
Das Kunstprojekt „Weiße Fahnen für Frieden und Freiheit“ wird auf Initiative des Künstlers Wolfram P. Kastner und Michael Wladarsch stattfinden und von einer virtuellen Ausstellung flankiert. Schirmherr des Projekts, das vom städtischen Kulturreferat gefördert wird, ist OB Reiter. Bürgerinnen und Bürger sind zur Mitwirkung eingeladen, indem sie Beiträge zur virtuellen Ausstellung einreichen und aus den Fenstern von Wohnungen, Büros und Werkstätten weiße Fahnen für Frieden und Freiheit hängen. Am Donnerstag, 30. April, 12 Uhr, soll gemeinsam die Freiheit beklatscht, besungen oder bejubelt werden.
Weiße Fahnen mit der Aufschrift „Tag der Befreiung – 30. April 1945“ werden an über 40 Standorten zu sehen sein, unter anderem auf dem Marienplatz, im Umfeld der Staatskanzlei, am Kulturreferat der Stadt München, am NS-Dokumentationszentrum München, bei der Israelitischen Kultusgemeinde, am Deutschen Museum, am Münchner Stadtmuseum, am Lenbachhaus, am Haus der Kunst, bei der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, an der Schauburg, am Valentin-Karlstadt-Musäum, bei der Münchner Volkshochschule, an der Technischen Universität, an der Hochschule für Musik und Theater, an der Hochschule für Fernsehen und Film oder am Haus der Kulturinstitute.
Alle Informationen zum Projekt und zur geplanten Online-Ausstellung, für die noch Bildmaterial beigesteuert werden kann, sind abrufbar unter www.tagderbefreiung.online.
Die KZ Gedenkstätte Dachau, die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und das Comité International de Dachau begehen den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau in Form eines virtuellen Gedenkens. Die Website www.kz-gedenkstaette-dachau.de wird am Sonntag, 3. Mai, in überarbeiteter Form zur Verfügung stehen und ab Freitag, 8. Mai, die digitale Präsentation der von der KZ-Gedenkstätte Dachau kuratierten und durch die Landeshauptstadt München mitfinanzierten Ausstellung „Zeit- spuren. Der Lagerkomplex Allach“ zeigen.
Bereits am 20. April fand die Facebook-Liveübertragung über die Würdigung und die aktuelle Situation von Zeitzeugen statt. Veranstaltet wurde dieses „Erinnern im Wohnzimmer“ (Zikaron ba-Salon) vom Generalkonsulat des Staates Israel gemeinsam mit dem NS-Dokumentationszentrum München und der Alfred-Landecker-Stiftung.