Keine Geothermieanlage auf der Liegewiese des Michaelibades
Antrag Stadträtinnen Anja Burkhardt, Beatrix Burkhardt und Ulrike Grimm (CSU-Fraktion) vom 16.1.2020
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrem Antrag fordern Sie im Wesentlichen, die Planungen einer Geothermieanlage auf dem Gebiet des Michaelibades so lange zurückzustellen, bis eine Behandlung in den jeweiligen Gremien stattgefunden hat. Dem Stadtrat und den Bezirksausschüssen sollen die weiteren Pläne der Stadtwerke vorgestellt werden und – soweit rechtlich möglich – eine Entscheidung über das Vorhaben durch den Stadtrat herbeizuführen.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, teile ich Ihnen auf diesem Weg zu Ihrem Antrag nach Rückmeldung durch die Stadtwerke München GmbH (SWM) Folgendes mit:
Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen seit über zehn Jahren im Zentrum der Unternehmensstrategie der SWM. Dementsprechend haben sich die SWM sehr ehrgeizige Ziele zum Klimaschutz gesetzt: Bis 2025 werden die SWM so viel Ökostrom erzeugen, wie ganz München verbraucht, und bis 2030 wird der Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien erfolgen. Für die Fernwärme haben die SWM bereits 2012 ihre Fernwärmevision entwickelt, nach der der Fernwärmebedarf bis 2040 komplett CO2-frei gedeckt werden soll – überwiegend durch tiefe Geothermie.
Der Stadtrat strebt nun an, die Klimaneutralität für München bereits 2035 zu erreichen. Gleichzeitig wurde beschlossen, das Heizkraftwerk Nord 2 im CO2-reduzierten Betrieb weiter zu betreiben, aber so rasch wie technisch möglich durch geeignete Anlagen zu ersetzen. Die SWM werden daher ihre Bemühungen zur Umstellung der Fernwärme noch verstärken. Der Stadtrat hat auch beschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, die Wege aufzeigen soll, wie die klimaneutrale Wärmeversorgung Münchens bis zum Jahr 2035 erreicht werden kann. Eine bereits vorliegende Vorgängerstudie der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass der Ausbau der Fernwärme und die Umstellung auf CO2-neutrale Erzeugung entscheidende Bausteine für die klimaneutrale Wärmeversorgung Münchens darstellen. Ohne den Ausbau der Geothermie wird eine Wärmewende in München nicht zu erreichen sein.Vor allem im Münchner Süden und im südlichen Umland wollen die SWM, auch in Kooperation mit benachbarten Gemeinden, weitere Geothermie- potenziale erschließen. Konkret planen die SWM derzeit noch mit drei Standorten im Stadtgebiet von München. Davon zwei, die speziell in die Fernwärmenetze einspeisen, die aktuell vor allem aus dem HKW Nord versorgt werden. Ein dritter Standort im Südosten von München ist weiter in der konzeptionellen Planung enthalten, da dort die höchsten Temperaturen in München zu erwarten sind, und somit dort die Anlage am effizientesten betrieben werden kann.
Die geplanten Anlagen sollen jeweils über mehrere Bohrungen verfügen und damit größere Leistungen erzeugen können, als dies in früheren Konzepten der Fall war. Auf diesem Wege sind im Stadtgebiet von München weniger Standorte erforderlich. Die Entwicklung kann sich somit auf Standorte konzentrieren, die optimal für die Einspeisung in die bestehenden Fernwärmesysteme geeignet sind und gleichzeitig wird der Eingriff in die Stadt München insgesamt minimiert.
Aktuell laufen konzeptionelle Untersuchungen am Standort Michaelibad, der aus Sicht der SWM die idealen Voraussetzungen aufweist: Es sind unterirdisch ausreichend gut geeignete Ziele vorhanden, die bohrtechnisch gut erschlossen werden können und die den weiteren Ausbau der Geothermie in München nicht behindern. Die gewonnene Fernwärme kann in das östliche Innenstadtnetz (u.a. das Dampfnetzumstellungsgebiet Ost) und in das Fernwärme-Netz Nord eingespeist werden. In diese Netzbereiche können sonst keine Geothermie-Anlagen einspeisen. Im näheren Umfeld des Michaelibades konnten oberirdisch bislang keine alternativen Standorte gefunden werden, an denen Baustelle und spätere Anlagen untergebracht werden können als auf dem Gelände des Bades selbst und ggf. temporär auf Teilen des Parkplatzes.
Oberstes Ziel der SWM ist dabei die Minimierung der Auswirkungen auf Nachbarn und Besucher des Michaelibades. Der Badebetrieb auch des Sommerbades sollte durch die Bauarbeiten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, lediglich ein Teil der Liegewiese würde für die Dauer der Bauarbeiten nicht zur Verfügung stehen. Die Planung am Standort befindet sich jedoch noch in einem frühen Konzeptstadium. Da Transparenz und Akzeptanz am Standort den SWM sehr wichtig sind, haben die SWM bereits Kontakt zum Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach und zum benachbarten Bezirksausschuss 14 Berg am Laim aufgenommen und diese zu einem Besuch auf der Bohrstelle der Geothermie-Anlage am HKW Süd eingeladen. Aufgrund der aktuellen Lage konnte dieser Besuch nicht stattfinden.Bei einem Besuch auf unserer Baustelle soll der aktuelle Planungsstand (Konzeptionsstand) vorgestellt werden. Die Gremien sollen hierbei einen Eindruck von einer aktiven Geothermiebaustelle und vom Aufwand gewinnen, den die SWM betreiben, um die Auswirkung auf die Nachbarn zu minimieren. Auch ein Besuch einer bestehenden Geothermie-Anlage, z.B. in Riem wurde auf Wunsch des Bezirksausschusses angeboten. Es wurde vereinbart, auf jedem Fall in engem Kontakt zu bleiben und dabei die weitere Kommunikation abzustimmen.
Selbstverständlich werden die SWM auch den Stadtrat informieren.
Die SWM sind mit Ihrer Fernwärmevision einer der wesentlichen Vorreiter der Energiewende und werden für Ihr Engagement bei der Umstellung des Fernwärmesystems nicht nur national, sondern auch international als Vorbild gesehen.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.