Die Corona-Pandemie stellt das Bildungssystem vor neue Herausforderungen, doch besonders betroffen sind die sozial benachteiligten Schülerinnen und Schüler. Laut Einschätzung von Experten verschärft sich die soziale Ungleichheit in der derzeitigen Krisensituation.
Der Landeshauptstadt München ist es ein großes Anliegen, niemanden zurückzulassen und auch in Zeiten von Corona auf Chancengleichheit in der Bildung zu setzen. Aus diesem Grund hat das Referat für Bildung und Sport kürzlich eine Abfrage bei den Schulen darüber getätigt, welche Schülerinnen und Schüler auf Grund fehlender technischer Ausstattung derzeit vom digitalen Fernunterricht abgehängt sind. Die Einschätzungen der Schulleitungen zeigen, dass in München derzeit zirka 6.000 Schülerinnen und Schüler betroffen sind. Das Referat für Bildung und Sport hat daher die LHM Services GmbH (LHM-S), ein Tochterunternehmen der SWM, mit der vorgezogenen Beschaffung von schulischen Mobilgeräten beauftragt. Diese sollen dann an die Schülerinnen und Schüler verliehen werden. Die LHM-S ist seit dem Sommer 2018 für die IT der Schulen in München verantwortlich, bei denen die Landeshauptstadt München Sachaufwandsträger ist.
Trotz Lieferengpässen konnte die LHM-S bereits 2.000 Tablets beschaffen, weitere 4.000 Geräte werden in den kommenden Wochen eintreffen. In mehreren Tranchen werden die Schülerinnen und Schüler nun mit Tablets ausgestattet. Die Geräte sind für Schülerinnen und Schüler vorgesehen, die aufgrund geringer Familieneinkommen über keine IT-Ausstattung verfügen und zudem nicht in der Lage sind, sich diese kurzfristig zu beschaffen. Sie werden den Kindern und Jugendlichen ausgeliehen und nach dem Ende der Corona-Krise im „normalen“ Schulalltag zum Einsatz kommen. Dieser soll künftig sehr viel stärker digital geprägt sein als bisher. Die technischen Neu-Anschaffungen sind somit Teil einer nachhaltigen Digitalstrategie des Referats für Bildung und Sport, die Corona-Pandemie wirkt nun als Beschleuniger dieses Vorhabens.
Parallel gilt es zu prüfen, wo bestehende Hilfen für den Kauf eines eigenen mobilen Endgeräts in Anspruch genommen werden können. So bezuschusst das Sozialreferat Kinder und Jugendliche im Leistungsbezug nach dem SGB II vom Jobcenter beziehungsweise nach dem Asylbewerberleistungsgesetz vom Amt für Wohnen und Migration im Alter von sieben bis inklusive 15 Jahren den Kauf eines Laptops, Tablets oder PCs mit 250 Euro (mehr unter: https://t1p.de/Bildungszuschuss).
Für Kinder und Jugendliche, die Leistungen nach dem SGB XII vom Sozialbürgerhaus/Soziales erhalten, wird der Bedarf im Rahmen der Leistungen zum Lebensunterhalt abgedeckt.
Auch der Bund stellte kürzlich einen Zuschuss von 150 Euro für den Erwerb von Notebooks oder Tablets für Schülerinnen und Schüler aus Familien mit geringem Einkommen in Aussicht. Genauere Informationen zur Antragstellung liegen jedoch noch nicht vor.
Das Referat für Bildung und Sport hatte bereits unmittelbar nach den Schulschließungen die LHM-S beauftragt, die Voraussetzung für virtuelles Lernen zu schaffen. In kurzer Zeit wurde dafür das nun auch vom Kultusministerium für Bayern empfohlene Microsoft Teams for Education eingerichtet, Schulungsmaterial erstellt und die technische Verknüpfung zu den Schülerdaten vorgenommen. Inzwischen steht rund 160 Schulen Teams zur Verfügung. 90.000 Accounts für Schülerinnen und Schüler sowie Leh- rerinnen und Lehrer sind bereits angelegt. Mit den nun in die Verteilung kommenden Tablets erhalten auch diejenigen Zugang zu dieser virtuellen Lernplattform, die bislang mangels eigener Geräte ausgeschlossen waren.