Wildes München 4 – Essbare Stadt aka. Siri, find me food Antrag Stadträtin Marie Burneleit (Die PARTEI) vom 8.2.2021
Antwort Baureferentin Rosemarie Hingerl:
Sie haben am 8.2.2021 Folgendes beantragt:
„Die Landeshauptstadt München stellt den Bürgerinnen eine App und Online Plattform zur Verfügung, auf der alle Obstbäume, Beeren-Gehölze, Nussbäume, Kräuter, etc. auf öffentlichen Flächen verzeichnet sind.“
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch eine laufende Angelegenheit i. S. von Art. 37 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 GO und § 22 GeschO, deren Erledigung dem Oberbürgermeister obliegt. Eine beschlussmäßige Behandlung der Angelegenheit im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Zu Ihrem Antrag vom 8.2.2021 teilen wir Ihnen, nach Abstimmung mit dem IT-Referat, aber Folgendes mit:
Insgesamt sind 30% der öffentlichen Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern bestanden. Die Strauchpflanzungen enthalten neben vielen Ziergehölzen auch zahlreiche Beeren-Gehölze und Wildobstsorten. Kirschpflaume, Holunder, Sanddorn, Vogelbeere, Speierling und insbesondere Kornelkirsche werden zum Beispiel bevorzugt in Heckenpflanzungen verwendet. Dort wo es sinnvoll ist, kommt das Baureferat auch dem oft geäußerten Wunsch nach mehr Obstbäumen nach. So wurden im neuen Südpark Birn- und Apfelbäume gepflanzt oder Walnussbäume in der Grünanlage zwischen Baierbrunner Straße und St.-Wendel-Straße. Zudem gibt es verschiedene Streuobstwiesen-Projekte, z. B. in Allach, im Landschaftspark Pasing und in der Lerchenau, wo Streuobstwiesen von sogenannten Paten gepflegt werden, die die intensive Pflege und Ernte der Obstgehölze übernehmen.
Von den Gehölzen abgesehen, beinhalten die städtischen Grünflächen und Parks aber auch eine Vielzahl an unterschiedlichen krautigen Wildpflanzen. Einige davon sind ebenfalls essbar. Als Wildpflanzen gedeihen sie ohne menschliches Zutun. Die meisten dieser Pflanzen sind jedoch so klein und unstet, dass sie sich nicht zentimetergenau lokalisieren lassen, und es ist nicht auszuschließen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu der essbarenWildpflanze eine nicht essbare, evtl. sogar giftige Pflanze steht, die zum Verwechseln ähnlich aussieht.
Um Wildpflanzen und auch Wildfrüchte für den Verzehr sicher zu bestimmen, hat es sich für diejenigen, die nicht die Pflanzenkenntnisse mitbringen, bewährt, die Pflanzen bzw. die Früchte anfangs in Begleitung von kundigen Menschen zu sammeln. Weitere Möglichkeiten wären, an entsprechenden naturkundlichen Führungen teilzunehmen, die vielfach angeboten werden, oder auch Bestimmungsbücher heranzuziehen. Neuerdings stehen auch Apps zur Pflanzenbestimmung zur Verfügung. Die von der Technischen Universität Ilmenau herausgegebene App „Flora incognita“ beispielsweise erlaubt eine interaktive, halbautomatische Artenbestimmung mit Hilfe von Fotos der Pflanze bzw. des Gehölzes, die vor Ort mit mobilen Endgeräten erzeugt werden (https://floraincognita.com/de/).
Die Standorte der Bäume und Sträucher, die im Herbst essbare Früchte hervorbringen, sind den Bürgerinnen und Bürgern, die in der Nähe der Grünflächen wohnen und die die Früchte alljährlich nutzen, in der Regel bekannt. Viele Standorte von Obstbäumen, -sträuchern, Nussbäumen etc. sind darüber hinaus auch in der Online-Plattform mundraub.org (https://mundraub.org, siehe auch Stellungnahme des IT-Referates unten) eingetragen und so für jedermann einsehbar.
Darüber hinaus teilt das IT-Referat zu Ihrem Antrag mit, „dass sich mit der Online-Plattform mundraub.org bereits ein vergleichbares Angebot auf dem Markt befindet. Mundraub.org ist die größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften, welche durch die Terra Concordia gGmbH betrieben wird. Auf einer interaktiven Karte teilen zehntausende Nutzer*innen seit vielen Jahren Fundorte und Wissen um Obstbäume und -sträucher. Auch im Münchner Stadtgebiet sind mehrere hundert Einträge auf der Plattform verzeichnet, welche in den letzten Jahren durch die Community gesammelt wurden. Zudem haben einige Kommunen zum Datenbestand der Plattform durch die Bereitstellung entsprechender öffentlicher Verwaltungsdaten (‚Open Government Data‘) beigetragen. (…) Die Bereitstellung einer gesonderten, neu-entwickelten App ist aus Sicht des IT-Referates nicht zielführend (Mundraub.org: Teilnehmende Städte, Kommunen und Behörden: https://mundraub.org/kommunen/obstbaumkataster) .“
Aus den dargestellten Gründen ist es nicht notwendig, eine speziell für München entwickelte App bereitzustellen, um essbare Pflanzen und Wildobst in den Parks zu identifizieren. Zudem würde die Entwicklung undPflege einer eigenen App mit Hunderten oder gar Tausenden von Einträgen finanzielle und personelle Ressourcen erforderlich machen, welche nicht zur Verfügung stehen.
Das Referat für Klima- und Umweltschutz hat dieses Antwortschreiben mitgezeichnet.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass der Antrag damit abschließend behandelt ist.