Markthallen München ohne Lebensmittelmüll
Antrag Stadtrats-Mitglieder Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas Lechner und Brigitte Wolf (DIE LINKE. / Die PARTEI Stadtratsfraktion) vom 19.3.2021
Antwort Kommunalreferentin Kristina Frank:
Mit Ihrem Antrag fordern Sie die Landeshauptstadt München, Kommunalreferat, auf, darzulegen, was aktuell mit dem täglich entstehenden Lebensmittelmüll in den Markthallen München (MHM) geschehe. Zielsetzung sei es zu prüfen, ob gemäß dem Vorbild aus Marseille der täglich entstehende Lebensmittelmüll über eine bevorzugt integrativ-arbeitende Kooperative oder Genossenschaft verarbeitet und ausgegeben bzw. verkauft werden könne. Bei den weiteren Planungen der MHM sollte ein Zero-Waste-Konzept umgesetzt werden.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt erlaube ich mir, Ihren Antrag als Brief zu beantworten.
Zu Ihrem Antrag vom 19.3.2021 kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Die MHM haben, was die Vermeidung von Lebensmittelabfällen betrifft, seit langem einen nachhaltigen Weg gefunden, der den Antragsgedanken vorwegnimmt.
Einführend darf angemerkt werden, dass der städtische Eigenbetrieb nicht in die Entsorgung der Händlerabfälle involviert ist. Der Handel auf dem Großmarktgelände erledigt die Entsorgung seiner Wertstoffe und der Beseitigungsabfälle in Eigenregie durch die Entsorgungsgenossenschaft der Großmarkthalle München e.G.; diese wurde durch am Großmarkt ansässige Fruchthandelsunternehmen gegründet und betreibt einen Wertstoffhof auf dem Betriebsgelände. Zudem ist auf dem Betriebsareal die Münchner Tafel e.V. (in der Folge „Münchner Tafel“ genannt) aktiv. Die Beantwortung dieses Antrages erfolgt im Benehmen mit beiden Organisationen.
Die Entsorgung stellt für den Handel einen erheblichen Kostenfaktor dar. Es liegt deshalb im wirtschaftlichen Interesse, dass möglichst keine Verderbware anfällt, da die Unternehmen – neben entgangenen Verkaufserlösen – im Entsorgungsfall die nicht unerheblichen Entsorgungskosten bezahlen müssen. Deshalb wurden schon vor Jahren entsprechende Vermeidungsstrategien entwickelt. In diese Strategie ist die Münchner Tafeleng eingebunden. Auf diese Weise entstand für beide Seiten eine sog. win-win-Situation.
Die Münchner Tafel wurde im Jahr 1994 gegründet und agiert nach dem Motto „Lebensmittel verteilen – statt vernichten“. Der unabhängige, karitativ mildtätige Verein hat den Zweck, im Wirtschaftsprozess überzählige und einwandfrei verzehrbare Ware an Bedürftige weiterzugeben. Hierzu zählt auch Obst und Gemüse aus der Großmarkthalle, das an „Schönheitsfehlern“ leidet bzw. aus anderen Gründen nicht vermarktet werden konnte. Aus diesem Grund wird dieses Obst und Gemüse rechtzeitig, bevor die „Verkehrsunfähigkeit“ eintritt, an die Münchner Tafel übergeben; die entsprechenden Stellen und Ansprechpartner*innen sind dem Handel bekannt. Der Verein hat seinen Sitz auf dem städtischen Großmarkt. Die MHM unterstützen seine Ziele seit vielen Jahren.
An 27 Ausgabestellen, von der sich eine auf dem Gelände der Großmarkthalle befindet, werden mittlerweile ca. 22.000 bedürftige Münchner*innen von über 650 Ehrenamtlichen versorgt. Ferner werden ca. 100 soziale Einrichtungen in München entsprechend beliefert, z.B. Frauenhäuser, Mutter- und Kindhäuser, Klöster, Notunterkünfte, Einrichtungen für Aids- und Drogenkranke, Streetworker, Wohngemeinschaften für psychisch Kranke, staatliche und städtische Gemeinschaftsunterkünfte und Schulen. Die Münchner Tafel benötigt hierfür derzeit wöchentlich 125t an Lebensmittel. Die Hälfte davon besteht aus Obst und Gemüse, das sie ausschließlich aus der Großmarkthalle (62,5t) bezieht. Wiederum eine Hälfte hiervon kann direkt über Lebensmittelspenden aus dem Großmarkt generiert werden. Die andere Hälfte wird aus dem Großmarkt – finanziert aus Spendengeldern – zugekauft. Insgesamt erhält die Münchner Tafel somit pro Jahr ca. 1.625t an Obst und Gemüse als Spende vom Großmarkthandel.
Die darüber hinaus anfallenden Obst- und Gemüseabfälle sind nicht mehr für den menschlichen und tierischen Verzehr geeignet. Sie werden über den betrieblichen Wertstoffhof zum Abfallwirtschaftsbetrieb München in die Trockenfermentationsanlage zur Gas- und Kompostgewinnung
(„Münchner Erden“) verbracht oder an ein im Stadtgebiet ansässiges Kompostierungsunternehmen geliefert. Auch verpackte Obst- und Gemüseabfälle (in Lebensmitteleinzelhandelsverpackungen wie Schalen, Netzen, etc.) können dort verwendet werden. Die Kunststoffanteile werden ausgesiebt. Der verbleibende Kompost wird im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt bzw. an Privatkunden abgegeben.Insoweit findet eine sinnvolle, nachhaltige Verwertung aller anfallenden sogenannten Lebensmittelabfälle in der dargestellten Weise statt.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.