Die Kabarettistin Sarah Bosetti wird mit dem diesjährigen Dieter-Hildebrandt-Preis der Stadt München ausgezeichnet. Dies hat der Kulturausschuss des Stadtrats auf Empfehlung der Jury beschlossen.
Der mit 10.000 Euro dotierte Dieter Hildebrandt Preis wird jährlich für anspruchsvolles politisches bzw. dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett vergeben. Preiswürdig sind Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für ihre Einzel- oder Ensembleleistung, reine Wortprogramme oder Musikkabarett. Der Preis wird seit 2016 zur Erinnerung an den Kabarettisten Dieter Hildebrandt verliehen. Die bisherigen Preisträger*innen sind Claus von Wagner, Josef Hader, Andreas Rebers, Christine Prayon und zuletzt Frank-Markus Barwasser.
Jurybegründung
„Sarah Bosetti ist eine außergewöhnliche, einzigartige Erscheinung am Kabaretthimmel. Ursprünglich aus dem Poetry-Slam kommend, lernen wir sie als virtuose Sprachkünstlerin kennen.
Sarah Bosetti hat eine noch nie dagewesene Form des Kabaretts und der Satire entwickelt. Ihre hochpolitischen Geschichten erzählt sie mit leiser, freundlicher, unaufdringlicher, aber eindringlicher Stimme. Ihre Texte sind zeitgemäß, frisch, frech, kritisch, oft sehr böse und dabei überaus komisch. Hasskommentare, die ihr aus den sozialen Medien entgegenschlagen, beantwortet sie mit Liebeslyrik. Schlangenzüngig, mit süßlichen Worten, umwickelt sie den Gegner, bis sie ihm schließlich die Luft nimmt und ihn erdrückt.
Grandios entfaltet sie Geschichten und Analogien zu aktuellen Ereignissen, zum Beispiel zur Talkshow ,Die letzte Instanz´, in der das Thema Rassismus von nicht Betroffenen denkbar unsensibel behandelt wurde. Glaubhaft geht sie zunächst auf verquere Ansichten ein, um dann treffsicher zu einem verblüffend entlarvenden, höchst unterhaltsamen Ergebnis zu kommen, das dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nimmt.
Es soll ja immer noch Stimmen geben, die finden, engagierte Frauen hätten keinen Humor. Denen sei Sarah Bosettis genialer Kommentar zu Feminismus und das zugehörige ironische Plädoyer für Sexismus ans Herz ge legt. Hinter allen Geschichten und Kommentaren steht ein Appell für mehr Empathie und Mitmenschlichkeit.
Eine Veranstaltung mit Sarah Bosetti ist ein Sternstundenerlebnis. Wer sich unsicher fühlt, sich Gedanken darüber macht, wie mit all den Nazis, Verschwörungstheoretikern und den sogenannten Querdenkern umgehen, kann dabei lernen, dass es einen Weg gibt.
Eine Frau mit Haltung lebt uns die Antwort vor: mit klugem Witz und klarem Verstand. Das macht Mut, wir fühlen uns gehirnmassiert und herzerwärmt. Auf Sarah Bosetti und ihren einzigartigen Humor haben wir alle gewartet. Dieter Hildebrandt hätte sicher seine helle Freude an ihr.“
Weitere Informationen und Mitglieder der Jury unter http://www.muenchen.de/kulturfoerderung, Stichwort „Preise“.