Die Stadt München übergibt am Donnerstag, 8. Juli, weitere Erinnerungszeichen für Opfer des Nationalsozialismus der Öffentlichkeit. Zunächst übergibt Stadträtin Nimet Gökmenoglu (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) in Vertretung des Oberbürgermeisters um 14.30 Uhr die Er- innerungszeichen für Fanny Bär, Dr. Julius Bär, Fanny Holzinger, Franziska Schlopsnies und Emilie Schwed an derem einstigen Wohnsitz in der Tengstraße 26 ein. Der Schüler Franz Noweck, der heute mit seiner Familie in diesem Haus lebt, hat die fünf Erinnerungszeichen bei der Koordinierungsstelle | Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München initiiert. In der Elisabethstraße 21 übergibt dann um 17 Uhr Stadtrat Winfried Kaum (CSU-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters das Erinnerungszeichen für Josef Gunzenhäuser der Öffentlichkeit. Dieses Erinnerungszeichen wurde von den Teilnehmer*innen eines P-Seminars am Reuchlin-Gymnasium in Ingolstadt beantragt.
Fanny Bär, geb. Haas, kam am 14. April 1902 in München zur Welt und besuchte die Töchterschule. 1923 heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Julius Bär, der am 21. April 1896 in Windsbach geboren worden war. Das kinderlose Ehepaar wohnte seit 1936 in der Tengstraße 26. Die Nationalsozialisten entzogen Dr. Bär 1938 die Zulassung als Rechtsanwalt, er durfte sich nur noch als „Konsulent“ betätigen. Vom 10. November bis 10. Dezember 1938 war er im KZ Dachau inhaftiert. Die Gestapo deportierte Fanny und Dr. Julius Bär am 4. April 1942 nach Piaski; wo und wann sie umkamen, ist unbekannt.
Fanny Holzinger wurde am 9. November 1913 in Windsbach geboren. Sie schloss eine Haushaltslehre und eine für Säuglingspflege ab. Ab 1938 wohnte sie in der Münchner Tengstraße 26. 1938 erkrankte sie an Kinderlähmung und blieb gehunfähig. Die Gestapo deportierte sie am 16. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt. Möglicherweise starb Fanny Holzinger während des Transports, ihr Todesort und Sterbedatum sind unbekannt. Die Kunstmalerin Franziska Schlopsnies, geb. Spangenthal, kam am 1. Dezember 1884 in Frankfurt am Main zur Welt. Von 1933 bis 1939 lebte sie in der Tengstraße 26. Sie wurde Anfang 1944 mit einem Gestapo-Transport nach Auschwitz deportiert, wo die SS sie am 30. Dezember 1944 ermordete.
Emilie Schwed, geb. Bergmann, wurde am 17. Oktober 1859 in Gochsheim geboren. Emilie Schwed zog 1933 von Nürnberg nach München und wohnte in der Tengstraße 26. Ab 1941 musste sie im Barackenlager in der Knorrstraße 148 und dann im Altenheim der IKG in der Kaulbachstraße 65 leben. Am 11. Juni 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 30. September 1942 infolge der furchtbaren Bedingungen starb. Josef Gunzenhäuser wurde am 6. Juli 1896 in Frankfurt am Main als Sohn des Großkaufmanns Julius Gunzenhäuser und dessen Ehefrau Else Amalie geboren. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Ingolstadt studierte er in München Jura. Am 29. August 1933 entzogen die Nationalsozialisten ihm seine Anwaltszulassung. Am 5. Juni 1942 depor- tierte ihn die Gestapo in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 1. Juli 1942 aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen starb.
Weitere Einzelheiten finden sich unter www.erinnerungszeichen.de. (Siehe auch unter Terminhinweise)