Am Montag, 25. Januar, lädt das Jüdische Museum München um 19 Uhr zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu einem Zeitzeugengespräch per Zoom mit dem Zeitzeugen Henry G. Brandt ein. Die Veranstaltung ist kostenlos und findet als Videokonferenz über Zoom statt. Der Zugangslink wird nach vorheriger Anmeldung unter www.evstadtakademie.de/anmeldung/?id=10039 zugeschickt.
Rabbiner Dr. Henry G. Brandt wurde 1927 als Heinz Georg in München geboren. Er war Zeuge des von den NS-Machthabern angeordneten Abrisses der Münchner (liberalen) Hauptsynagoge im Juni 1938, die er mit seinen Eltern regelmäßig besucht hatte. 1939 konnte er mit seiner Familie über England nach Palästina emigrieren. Während des Unabhängigkeitskrieges von 1948 diente er als Offizier in der Marine der israelischen Armee. Von 1951 bis 1955 studierte er in Nordirland Wirtschaftswissenschaften und wurde Marktanalytiker bei Ford in London. 1957 nahm er das Rabbinerstudium am Leo Baeck College in London auf, das er 1961 mit einer Ordination (Semicha) abschloss.
Er war Rabbiner in Leeds und Genf sowie Gründungsrabbiner der liberalen jüdischen Gemeinde „Or Chadasch“ in Zürich. Über Göteborg kam er zurück nach Deutschland. Er wurde Landesrabbiner von Niedersachsen und 1995 Landesrabbiner von Westfalen-Lippe. Nach seiner Pensionierung war er von 2004 bis 2019 Gemeinderabbiner in Augsburg, von 2004 bis 2019 Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Deutschland.
Rabbiner Dr. Brandt gehört zu den prägenden Persönlichkeiten des jüdisch-christlichen Dialogs in Deutschland; von 1985 bis 2016 war er jüdischer Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, er ist Mitglied des Vorstandes der Buber-Rosenzweig-Stiftung und des Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Ehrungen, unter anderem den Muhammad-Nafi-Tschelebi-Preis für jüdisch-muslimischen Dialog, den Israel-Jacobson-Preis, das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, den Bayerischen Verdienstorden und den Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage (2019). Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Dr. Andreas Heusler, Historiker und Archivar vom Stadtarchiv München.
Eine Veranstaltung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Evangelischen Stadtakademie München, der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, der Europäischen Janusz Korczak Akademie und des Jüdischen Museums München.
Weitere Informationen sind unter https://t1p.de/zeit-fuer-wunder abrufbar.
(Siehe auch unter Terminhinweise)