Die Schauspielerin Hanna Schygulla ist heute durch Oberbürgermeister Dieter Reiter für ihr Lebenswerk mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München 2020 ausgezeichnet worden. Der Kulturelle Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Leistungen vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre waren Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Jürgen Habermas, Uwe Timm, Werner Herzog, Herlinde Koelbl, Klaus Doldinger, Günter Rohrbach, Antje Kunstmann und zuletzt Gerhard Polt.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Mit der Verleihung des Kulturellen Ehrenpreises an Hanna Schygulla ehrt die Stadt eine Künstlerin von Weltruhm, deren Leben und Wirken eng mit München verbunden ist: 1967 startete sie unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder ihre Filmkarriere in München. Bereits 1970 wurde sie von der Stadt mit dem Schwabinger Kunstpreis ausgezeichnet. Von der aufstrebenden Aktrice am Münchner Action-Theater wurde sie zur international gefeierten Erfolgsschauspielerin. Und ich freue mich sehr, heute den Kulturellen Ehrenpreis – diese gedanklich schon lange ausgereichte Auszeichnung – feierlich und endlich auch ganz real überreichen zu dürfen.“
Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Ihr Blick scheint somnambul, als sehe sie die Filmbilder im Entstehen schon von fern, dabei ist sie ganz präsent im Hier; spielt scheinbar unbeteiligt und doch mit höchster Intensität; undramatisch, fast bewegungslos, mit einer Stimme ohne große Schwingungen, im typischen Fassbinder-Schygulla-Sound. Bis heute ist Hanna Schygulla das Gesicht in Fassbinders Ouevre und die Stimme, die sein Erbe lebendig hält. 1967 hatte sie der junge Regisseur als ,Antigone‘ ans Münchner ,Action-Theater‘ geholt und zur tragenden Figur seines ,Anti-Theaters‘ gemacht. Mit ,Liebe ist kälter als der Tod‘ begann 1969 ihre Filmkarriere, mit ,Die Ehe der Maria Braun‘ und ,Lili Marlen‘ kam der große Ruhm. Auf Fassbinder folgten George Tabori, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotha und andere; zu Beginn eine ,Vorstadt-Diva‘‚ später ein Star des deutschen Autorenfilm und der europäischen Filmszene. Mit Regisseuren wie Ettore Scola, Jean-Luc Godard und Carlos Saura wurde Hanna Schygulla zur StilIkone und betörte Generationen von Kinogängern. Vielfach ausgezeichnet, holte sie das Filmband in Gold, den Silbernen Bären aus Berlin, die Goldene Palme aus Cannes nach München, spazierte mit Helmut Newton durch den Englischen Garten, widmete sich über Jahre ihren pflegebedürftigen Eltern am Rande der Stadt und startete dann neu mit jungen Regisseuren wie Jörg Graser, Hans Steinbichler und Fatih Akin. Als liebenswerte Schwester Myriam war sie jüngst in Cédric Kahns ,Auferstehung‘ zu sehen. Berlin ehrte sie mit dem Goldenen Bären für ihr Lebenswerk. Ihre Autobiographie erzählt, wie aus dem schlesisch-polnischen Flüchtlingskind im zerstörten Nachkriegsmünchen ein Weltstar wurde, der Glamour in die Isar-Metropole brachte. Der Buchtitel klingt wie ihr Lebens- und Schauspiel-Motto: ‚Wach auf und träume‘.
Mit dem Kulturellen Ehrenpreis an Hanna Schygulla ehrt die Stadt München eine Chanteuse und Schauspielerin, die in Paris lebt; die Filmgeschichte schrieb und ihre Bindung an München aufs Natürlichste mit französischer Lebensart, internationalem Renomée und Weltläufigkeit in Einklang bringt.“