Seit 2018 vergibt das NS-Dokumentationszentrum München alle zwei Jahre einen Preis an herausragende Publikationen, Aktivitäten und Projekte, die maßgeblich zur Aufklärung über den Nationalsozialismus, die vom NS-Regime begangenen Verbrechen sowie über Folgen und Weiterwirken der NS-Zeit beitragen. Der Kulturausschuss des Stadtrats ist in seiner Sitzung am 8. Juli der Empfehlung der Jury gefolgt, den mit 8.000 Euro dotierten Preis des NS-Dokumentationszentrums München 2019/2020 an die Fondation du Camp des Milles – Mémoire et Éducation im südfranzösischen Aix-en-Provence zu verleihen. Damit wird die herausragende Erinnerungsarbeit an der Gedenkstätte Site-Mémorial du Camp des Milles ausgezeichnet und ein Zeichen für die große Bedeutung der transnationalen Erinnerung in Europa in Zeiten eines zunehmenden Extremismus gesetzt.
Bei dem in der Nähe des südfranzösischen Aix-en-Provence gelegenen Camp des Milles handelt es sich um eine ehemalige Ziegelei, die von 1939 bis 1942 zuerst als Gefangenenlager und später als Deportationslager für die jüdische Bevölkerung genutzt wurde. Über viele Jahre kämpfte eine Initiative darum, die Anlage vor der Zerstörung zu bewahren. 2012 wurde der Ort schließlich zur Gedenkstätte erklärt und ausgebaut. Das Lager „Les Milles“ steht exemplarisch für die komplexe Geschichte der Verbrechen der Deutschen im besetzten Frankreich und die Kollaboration und Mitverantwortung der Vichy-Regierung. Es handelt sich um einen Ort, an dem die spezifische Geschichte von Flucht, Migration und Deportation während des NS-Regimes besonders anschaulich erzählt wird.
Die Auszeichnung ist „ein Signal für einen lebendigen Diskurs über die gemeinsame Geschichte und Erinnerung und eine Aufforderung zur transnationalen Zusammenarbeit europäischer Erinnerungsorte“, so die Jury in ihrer Begründung.
Der Preis des NS-Dokumentationszentrums München wird am 23. November an Alain Chouraqui, Gründungsdirektor der Gedenkstätte Camp des Milles und gesetzlicher Vertreter der Trägerstiftung, stellvertretend überreicht werden.