Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind auch in der ersten Jahreshälfte für Arbeitsuchende in der Grundsicherung deutlich spürbar gewesen. Das geht aus dem Halbjahresbericht 2021 des Jobcenters hervor, mit dem der Sozialausschuss des Stadtrats in seiner gestrigen Sitzung befasst worden ist. Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften liegt im Berichtsmonat Juni 2021 bei 41.926 (+18,5 Prozent gegenüber Vorjahresmonat) und auch die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigen ist im Vorjahresvergleich um 18,4 Prozent auf insgesamt 55.207 angestiegen. Im Vergleich zu den Vorjahresmonaten verzeichnet das Jobcenter München zudem einen überproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Langzeitarbeitslosen (+56,7 Prozent), älteren Menschen über 50 Jahre (+14,9 Prozent) und bei Ausländern (+13,8 Prozent).
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Die jüngsten Zahlen bestätigen einmal mehr, dass die Pandemie auch auf dem sehr guten und robusten Münchner Arbeitsmarkt deutliche Spuren hinterlässt. Es ist zu befürchten, dass noch mehr Menschen Grundsicherungsleistungen beantragen müssen, beispielsweise Selbstständige, die bisher noch von den Reserven zehrten. Deswegen ist es wichtig und richtig, dass das Sozialschutz-Paket III – und damit der vereinfachte Zugang zu den Grundsicherungssystemen – bis zum 31.12.21 verlängert wurde. Damit ist sichergestellt, dass die Menschen, die in wirtschaftliche Not geraten, auch künftig möglichst einfach und schnell unsere nötige Unterstützung erhalten.“ Sozialreferat und Jobcenter München haben ihre Initiativen zur Unterstützung der Bevölkerung eng abgestimmt und ebenso rasch wie pragmatisch auf die sich stets verändernden Rahmenbedingungen reagiert. So hat das Jobcenter München für Bürgerinnen und Bürger eine Neukunden-Hotline eingerichtet, das Digitalangebot unter www.jobcenter-digital.de erweitert und zusätzliche Beratungsformate, etwa die Videoberatung, eingeführt. Anette Farrenkopf, Geschäftsführerin des Jobcenter München: „Rund zwei Drittel aller Leistungsbezieher im Jobcenter München verfügen über keine formale Berufsausbildung, aber gerade ein Berufsabschluss verbessert die Marktchancen deutlich und schützt oftmals vor lange andauernder Arbeitslosigkeit. Und in der Krise verlieren besonders häufig Menschen ihren Job, die ohne berufliche Qualifizierung beschäftigt sind. Hinzu kommt: Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant. Neue Berufe entstehen, bestehende Berufe verändern sich, gewinnen oder verlieren an Bedeutung. Helfertätigkeiten werden durch die Digitalisierung zunehmend unsicher. Eine Qualifizierung bleibt der Königsweg zu einem stabilen Arbeitsverhältnis. Dabei spielt angesichts eines sich stetig verändernden Arbeitsmarktes die Schulung der digitalen Kompetenz eine herausragende Rolle. Mit unseren Förderangeboten bieten wir Geringqualifizierten eine echte Unterstützung. Wir helfen dabei, die eigenen Talente und Interessen zu wecken und zu fördern. Durch eine gezielte Ansprache und mit passgenauen Angeboten möchten wir die Menschen in einer schwierigen Arbeitsmarktsituation somit einladen, die Zeit der Arbeitslosigkeit und der Krise für den Spracherwerb, die Aus- und Weiterbildung zu nutzen. Schließlich setzt mit den Öffnungsschritten wieder eine sukzessive Besserung auf dem Arbeitsmarkt ein. Die Gelegenheit ist jetzt günstig, vom Lockdown in den Neustart zu wechseln.“