Anwohner im Klinikviertel entlasten (Nussbaumstraße, Pettenkoferstraße, Mathildenstraße, Landwehrstraße)
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Progl und Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) vom 21.4.2021
Antwort Mobilitätsreferent Georg Dunkel:
Zunächst möchten wir um Entschuldigung bitten, dass Sie bisher noch keine Rückmeldung von uns erhalten haben. Der Aufbau unseres neuen Referates ist weiterhin ein intensiver Prozess, der in Zeiten der Corona-Pandemie und Haushaltskonsolidierung umso anspruchsvoller ist.
In Ihrer Anfrage vom 21.4.2021 führen Sie aus, dass sich die Situation der Anwohner*innen im Klinikviertel angesichts der Baustelle am Sendlinger-Tor-Platz zunehmend als große Herausforderung darstellt und die Verkehrsführung rund um die Baustelle zu neuen Schwierigkeiten für alle Verkehrsteilnehmer*innen führt.
Frage 1:
Wie viel Zeit ist derzeit noch für die Fertigstellung der Großbaustelle Sendlinger-Tor-Platz eingeplant?
Antwort:
Die Arbeiten zur Modernisierung und Sanierung des U-Bahnhofs Sendlinger Tor erfolgen weiterhin mit hoher Intensität und dauern nach aktuellem Stand der Terminplanung noch deutlich bis ins Jahr 2023 hinein an.
Die beiden großen Bahnhofserweiterungen mit der Verbindung der beiden Bahnsteige auf der U1/U2 Ebene und den damit verbundenen sehr tiefen Baugruben wurden im Jahr 2019 abgeschlossen. Der nördliche Erweiterungsbau unter der Sonnenstraße wurde im Frühjahr 2020 in Betrieb genommen, was den Start des Umbaus im Zentralbereich des U-Bahnhofs ermöglichte. Es stehen jedoch auch weiterhin Vergrößerungen des bestehenden Bauwerks unter anderem der Ausgänge zur Oberfläche an. Diese erfordern weitere Eingriffe in den umliegenden Baugrund mit gewissen Unwägbarkeiten.
Zum einen ist der unberührte Münchner Nachkriegsboden auf Kampfmittel zu erkunden und historische Bauwerksreste müssen dokumentiert werden, zum anderen finden sich immer wieder alte undokumentierte Baubehelfe aus der Zeit der ursprünglichen Herstellung des U-Bahnhofs.Derzeit wird auch die erste von zwei Etappen zum Umbau der Umsteigetreppen im Herzen des U-Bahnhofs beschritten. Der Bauwerksbestand ist zwar gut dokumentiert, dennoch finden sich auch hier immer wieder Überraschungen. Diese Arbeiten wie auch die Arbeiten zur Erneuerung der Boden-, Wand- und Deckenverkleidungen und der technischen Gebäudeausrüstung müssen unter möglichst umfänglicher Aufrechterhaltung des Betriebs erfolgen und können nur abschnittsweise und größtenteils in verkürzten Nachtschichten oder an Wochenenden durchgeführt werden. Da durch die Arbeiten am U-Bahnhof immer wieder unterschiedliche Bereiche an der Oberfläche geöffnet werden müssen und dort auch noch lange Baustelleneinrichtungsflächen aufrechterhalten werden müssen, kann mit der endgültigen Oberflächenwiederherstellung erst nach weitgehendem Abschluss zumindest der Oberflächenbauwerke des U-Bahnhofs begonnen werden.
Die durch den Umbau des U-Bahnhofs erforderlichen Eingriffe an der Oberfläche haben dazu geführt, dass seitens des zuständigen Baureferats Tiefbau – Straßenplanung und -bau der Landeshauptstadt München Planungen zur Erneuerung und teilweise Umgestaltung erstellt wurden und deren bauliche Umsetzung abgestimmt und in den Projektablauf integriert wurde. Im Wesentlichen gliedert sich diese Oberflächenwiederherstellung in folgende drei Abschnitte:
1.Bereich Blumenstraße/Wallstraße:
Der Straßenverlauf der Blumenstraße wie auch der Wallstraße sowie die dort befindliche Grünfläche werden umgestaltet. Planung, Genehmigung und Ausführung erfolgen durch das Baureferat. Diese Oberflächenherstellung um den derzeitigen Baubereich am U-Bahnhof Send-
linger Tor ist Teil der Gesamterneuerung der Blumenstraße im Zuge des Münchner Radentscheids, welche bereits begonnen wurde. Als Baubeginn des Bereichs an der U-Bahnbaustelle ist aktuell das Frühjahr 2023 avisiert.
2. Bereich Oberanger/Sendlinger-Tor-Platz:
Bereits durch die Erweiterungen des U-Bahnhofs werden gewisse Anpassungen an der Platzfläche erforderlich. Im Zuge dessen werden auch die angrenzenden Bereiche neu angelegt. Planung und Genehmigung
erfolgen durch das Baureferat. Die entsprechende Projektgenehmigung wurde 2018 im Stadtrat erwirkt. Derzeit erfolgt die Ausführungsplanung und Ausschreibungsvorbereitung durch das Baureferat. Die Beschaffung und Ausführung dieses Bereichs erfolgt durch die SWM in Vereinbarungmit dem Baureferat. Als Baubeginn ist aktuell ebenfalls das Frühjahr 2023 avisiert.
3.Bereich westliche Brunnenumfahrunq (Klinikviertel):
Der derzeit als Umfahrung genutzte Bereich westlich des Brunnens in der Trambahnwendeschleife wird bestandsorientiert wiederhergestellt. Planung, Genehmigung und Ausführung erfolgen durch die SWM. Als Baubeginn ist aktuell der Frühsommer 2023 avisiert, mit gewissem Nachlauf zur Ausführung Oberanger/Sendlinger-Tor-Platz.
Aufgrund der noch langen Bauzeit und der vielen Unwägbarkeiten gibt es im Moment noch keine belastbare Detailterminplanung bis zur Endfertigstellung der Oberflächen. Die derzeitige Terminplanung sieht eine Fertigstellung im Frühjahr 2024 vor. Es bestehen hierbei jedoch Risiken wie beispielsweise schlechte Witterung aber auch Chancen wie Bauablaufsoptimierungen, die sich auf die Endfertigstellung auswirken können.
Frage 2:
Warum ermöglicht die neue Verkehrsführung auf der Sonnenstraße in Richtung Stachus kein Abbiegen in die Landwehrstraße? Warum ist ein U-Turn in die Sonnenstraße in südlicher Richtung (Klinikviertel) nicht erlaubt?
Antwort:
In der Sonnenstraße finden derzeit durch die Stadtwerke München umfangreiche Sanierungsarbeiten an den bestehenden Tram-Gleisen statt. Im Bereich der Überfahrt zur Landwehrstraße befindet sich eine Weiche, welche getauscht werden muss. Laut Mitteilung der Stadtwerke München ist es sowohl die Lage, als auch die komplizierte technische Ausstattung dieser Weiche, die eine Sperrung der beiden Linksabbiegespuren notwendig gemacht hat. Ein „spitzwinkliges“ Linksabbiegen auf die Überfahrt, die auch von der Josephspitalstraße kommend genutzt wird, ist aus mehreren Gründen nicht gestattet. Zum einen kann nicht gewährleistet werden, dass die (spitzwinklige) Kurve von allen Fahrzeugen ohne zusätzliches Rangieren gefahren werden kann, zum anderen würde die Freigabe des Linksabbiegens hier dazu führen, dass der linke Fahrstreifen in der Sonnenstraße faktisch nicht mehr durchgängig befahrbar wäre, da dieser dann von Linksabbiegern „blockiert“ wäre, was zu einer deutlich verschärften Stausituation in der Sonnenstraße führen würde.
Bereits vor Eingang Ihrer Anfrage hat das Mobilitätsreferat geprüft, ob zumindest baustellenbedingt ein Wenden auf Höhe der Bayerstraße ermöglicht werden kann, und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass dies inder aktuellen Bauphase und voraussichtlich bis zum Ende dieser Baustelle nun ermöglicht werden kann. Die Beschilderung ist bereits angepasst, der Verkehr in der Sonnenstraße wird durch eine entsprechende Beschilderung auch explizit auf diese Wendemöglichkeit hingewiesen.
Darüber hinaus ist die Zufahrt zur Landwehrstraße bereits heute und ebenfalls bis zum Ende der Baustelle über eine sog. „Blockumfahrung“ möglich, indem von der Sonnenstraße rechts in die Herzogspitalstraße, rechts in die Herzog-Wilhelm-Straße und weiter rechts in die Josephspitalstraße abgebogen wird. Die Sonnenstraße kann dann in Richtung Landwehrstraße gequert werden. Zur Darstellung dieser Alternative wurde der Verkehr in der Sonnenstraße mittlerweile mit einer entsprechenden Beschilderung aufmerksam gemacht.
Nach Auskunft der Stadtwerke München wird das Linksabbiegen von der Sonnenstraße in die Landwehrstraße voraussichtlich ab 17. Juni 2021 wieder möglich sein. Ursprünglich war geplant, dies bis Ende Mai umsetzen zu können. Leider kamen dem unerwartete, coronabedingte Lieferengpässe beim benötigten Material für die entsprechende Gleissanierung dazwischen.
Frage 3:
Gibt es die Möglichkeit, Linksabbieger von der Sonnenstraße in die Lindwurmstraße zu leiten, ohne an der Ampel an der Ziemssenstraße einen engen U-Turn fahren zu müssen?
Antwort:
Das Linksabbiegen aus der sog. „Westumfahrung“ auf die Lindwurm- straße war bis zum Sommer 2018 möglich. Diese Verkehrsbeziehung war zu dieser Zeit die einzige direkte Verbindung von der Sonnenstraße zur Blumenstraße und wurde entsprechend stark frequentiert. Da in der aktuellen Bauphase wieder eine direkte Verbindung von der Sonnenstraße in die Blumenstraße geschaffen wurde – ohne Umweg über die sog. „Westumfahrung“ – wurde die Abbiegemöglichkeit zugunsten einer optimierten Verkehrsführung und Signalsteuerung wieder aufgelöst. Der Verkehr aus der Pettenkofer-, Nußbaum- und Mathildenstraße muss nun den kurzen Umweg über die Lindwurmstraße mit Wenden auf Höhe der Ziemssenstraße benutzen.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.