Die Auswertung der Übernachtungsstatistik für die Monate Januar mit Juni 2021 verdeutlicht: Die Corona-Pandemie hatte auch im 1.Halbjahr erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus in München. Die Werte bei den Ankünften und Übernachtungen aus dem Vorjahr wurden nicht erreicht. Im Juni zeigte sich jedoch ein merklicher Aufwärtstrend. Bei den Herkunftsländern der Gäste gab es deutliche Verschiebungen von Übersee nach Europa. Städte geraten gegenüber ländlichen Reisedestinationen ins Hintertreffen.
Insgesamt wurden 611.000 Ankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben registriert. Sie generierten 1,9 Millionen Übernachtungen. Dies entspricht einem Rückgang von insgesamt 62,6 Prozent bei den Ankünften (2020: 1,6 Millionen) und 48,6 Prozent bei den Übernachtungen (2020: 3,6 Millionen) im Vergleich zu 2020, als es im Januar und Februar noch nicht zu Schließungen von Betrieben kam. Das Vor-Krisen-Niveau aus dem 1.Halbjahr 2019 mit 4 Millionen Ankünften und 8,3 Millionen Übernachtungen blieb damit außer Reichweite. Nach Expertenschätzung wird eine Rückkehr zum Niveau von 2019 nicht vor 2024 zu erwarten sein.
Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft: „Die Zahlen sind ohne Zweifel immer noch ernüchternd. Die Entwicklung im Juni ist jedoch ein erstes positives Signal für das zweite Halbjahr 2021. Die Tourismuswirtschaft in den Städten ist in spezifischer Weise von den Auswirkungen der Krise betroffen. Der Wegfall von Geschäftsreisenden, von Kongressen und Messen stellt die Branche vor besondere Herausforderungen. Dazu kommt, dass der Bereich des Freizeittourismus in den städtischen Destinationen noch nicht wieder angekommen ist. Dies führt zu einem Ungleichgewicht zwischen den Städten und den ländlichen Reisezielen. Neben der Wiederaufnahme des Messegeschehens sehe ich es als notwendig an, die Metropolen nachhaltig fit für alle Arten des Reisens zu machen. Nur dann kann sich die Tourismuswirtschaft in den Städten von den herben Verlusten wieder erholen.“
Zugpferd im 1. Halbjahr 2021 war der Inlandstourismus: Wie bereits im Vorjahr war der Marktanteil der von Gästen aus Deutschland gebuchten Übernachtungen im 1.Halbjahr mit 75,9 Prozent deutlich höher als vor dem Einsetzen der Corona-Pandemie (1.Halbjahr 2019: 54,1 Prozent).
Aus Deutschland kamen im Zeitraum Januar mit Juni 2021 489.000 Gäste nach München (-53,3 Prozent) und generierten 1.404.000 Übernachtungen (-36,8 Prozent). 122.000 Gäste reisten aus dem Ausland nach München (-79,1 Prozent), ihre Übernachtungen beliefen sich auf 446.000 (-67,6 Prozent).
Die Städtereisedestination München ist traditionell sehr stark international aufgestellt. Das Verhältnis des Gästeaufkommens aus dem In- und Ausland war bis zur Corona-Krise nahezu ausgewogen. Bei den Auslandsgästen war der Anteil aus den Überseemärkten im Vergleich mit anderen deutschen Städtedestinationen zudem überdurchschnittlich. Darüber hinaus gab es einen hohen Anteil an Geschäftsreisenden. Daher ist der Tourismus in München von der Pandemie nach wie vor deutlich stärker betroffen als ländliche Destinationen oder Metropolen, bei denen die Inlandsgäste und Leisure-Touristen überwiegen.
Internationale Märkte im ersten Halbjahr 2021
Die Zusammensetzung der Gäste nach Herkunftsländern hat sich massiv verschoben. Waren vor der Pandemie noch die USA der stärkste Auslandsmarkt, vor Italien, Großbritannien, Russland, Österreich, Schweiz, China, den Arabischen Golfstaaten und Südostasien, so dominieren nun die europäischen Nachbarländer.
Top-Ten Internationale Märkte im ersten Halbjahr 2021
Österreich 42.201
Italien 31.054
Kroatien 28.423
Polen 24.321
Rumänien 23.815
USA 22.196
Schweiz 19.925
Arab. Golfstaaten19.575
Russland 19.455
Frankreich 15.046
Nach dem Lockdown: Juni 2021
Der Juni 2021 war der erste vollständige Monat, der nach dem erst am 21. Mai aufgehobenen Lockdown mit seinen massiven Einschränkungen für die Beherbergungsbetriebe wieder touristische Übernachtungen erlaubte und einen spürbaren Aufschwung nach München brachte.
Insgesamt wurden 236.000 Ankünfte (+37,2 Prozent mehr als im Juni 2020) und 581.000 Übernachtungen (+42,7 Prozent) registriert. Allerdings liegen die Zahlen noch sehr deutlich unter denen des Junis 2019 (-68,8 Prozent bei den Ankünften und -63 Prozent bei den Übernachtungen). Der Inlandsmarkt dominierte mit einem Anteil von 76,3 Prozent an allen Übernachtungen weiterhin das touristische Geschehen in München (186.000 Übernachtungen).
Anschließend folgen die Märkte Österreich (13.000 Übernachtungen), Italien (10.000 Übernachtungen) und Schweiz (10.000 Übernachtungen). An vierter Stelle der Auslandsmärkte folgen nun aber bereits wieder die USA (9.000 Übernachtungen) und die Gäste aus den Arabischen Golfstaaten (6.000 Übernachtungen).
Bei den Überseemärkten zeigt sich gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahresmonat ein wahrnehmbarer Aufwärtstrend. Allerdings liegen sie nach wie vor mit Einbußen von über 90 Prozent bei den Übernachtungen noch weit unter dem Niveau von 2019.
Betrachtet man die Entwicklung in Bayern und Oberbayern im Vergleich zum Juni 2020, zeigt sich, dass München mit 42,7 Prozent das stärkste Wachstum verzeichnet. In Bayerns zweitgrößter Stadt Nürnberg wurde beispielsweise eine Steigerung von 5,9 Prozent erzielt.
Die dynamische Entwicklung der Übernachtungszahlen wird auch durch die Hotelkennzahlen bestätigt. Im Vergleich mit allen größeren Städtedestinationen in Deutschland konnte München im Juni die mit Abstand beste Entwicklung bei der Zimmerauslastung erzielen (64 Prozent mehr als im Juni 2020).
Im Juni 2021 waren 417 Beherbergungsbetriebe wieder geöffnet, 53 Häuser mehr als noch im Mai 2021 und knapp 100 mehr als im Januar 2021. Insgesamt haben 55 Betriebe (mit 6.500 Betten) weniger geöffnet als vor der Pandemie.
Trotz der positiven Entwicklung im Monat Juni ist München wie auch andere urbane Destinationen noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Während ländliche Ferienregionen ihre Unterkünfte aktuell zum Teil mehrfach belegen könnten, sind Städtereisedestinationen derzeit deutlich weniger nachgefragt. So lagen die Münchner Übernachtungszahlen im Durchschnitt im Juni 2021 immer noch 63 Prozent unter dem Niveau von Juni 2019, im restlichen Oberbayern nur 28 Prozent darunter.
Restart – mehrphasige Recovery-Strategie
Zur Förderung des Tourismus und der Veranstaltungswirtschaft hatte das Referat für Arbeit und Wirtschaft in Abstimmung mit dem Tourismus Initiative München e.V. (TIM) frühzeitig eine Recovery-Strategie erarbeitet und verabschiedet. Somit konnte ohne nennenswerten Zeitverlust eine sofortige Reaktion auf die ersten Ankündigungen zur Wiedereröffnung des Reiseverkehrs erfolgen.
Die werblichen Maßnahmen waren darauf ausgerichtet, zunächst Gäste aus der Metropolregion München bis hin zum gesamten deutschsprachigen Markt anzusprechen. Besonders beworben wurde der Bereich der VFR-Reisen (Visiting Friends and Relatives – Besuche bei Freunden und Verwandten), von dem auch München als Großstadt profitieren konnte. Neben der gezielten Ansprache hat sich insbesondere die Setzung einzelner Reiseanreize merklich in den Gästezahlen widerspiegeln können. Mit dem Programm zum „Sommer in der Stadt“ wurde ein spezielles Veranstaltungsformat auch für Tagesgäste und Reisende entwickelt, die im Umland von München Urlaub machten. Mit Spannung wird die IAA Mobility im September erwartet, für deren Austragung sich München erfolgreich beworben hat.
Clemens Baumgärtner: „München Tourismus hat die Statistik analysiert und kann daraus Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung des Tourismus ableiten. Damit München zu einer schnellen Erholung gelangt, werde ich in der nächsten Zeit auf Verbände, Leistungsträger und die Politik zugehen, um den Blick für die Bedürfnisse der großstädtischen Destinationen zu schärfen und gemeinsame Strategien und Maßnahmen zu entwickeln.“
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