Situation der Ärzt*innen in der München Klinik gGmbH während der Corona-Pandemie
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas Lechner und Brigitte Wolf (DIE LINKE. / Die PARTEI Stadtratsfraktion) vom 16.3.2021
Antwort Gesundheitsreferat:
Zunächst darf ich mich für die gewährte Fristverlängerung bedanken.
Ihrer Anfrage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
„Klinikärzt*innen waren schon vor der Corona-Pandemie am Limit. Sie beklagten zunehmend, dass der Kostendruck steigt und das Patientenwohl in den Hintergrund gedrängt wurde. Seit der Einführung des Fallpauschalensystems haben sich Krankenhäuser, zum Nachteil des Personals und der Patient*innen, immer mehr zu Wirtschaftsunternehmen gewandelt. Der Profit und die ‚schwarze Null‘ zählen mehr als das Wohl der Patient*innen. Kostendruck und Personalmangel erlebt das medizinische Personal in der Corona-Pandemie derzeit ganz besonders.“
Für den operativen Geschäftsbetrieb ist die Geschäftsführung der München Klinik gGmbH (MüK) zuständig. Zu den im Einzelnen gestellten Fragen habe ich die MüK befragt und kann Folgendes mitteilen.
Frage 1:
Wie viele Ärzt*innen der München Klinik hatten seit dem 1.3.2020 bis heute eine Corona -Infektion (Bitte Anzahl nach Standorten und Monaten aufschlüsseln)?
Antwort:
SARS-CoV-2-pos. MA Ärzt*innen:
(Stichtag 21.5.21)
Insgesamt gilt: Das engmaschige Sicherheitskonzept in der München Klinik für Mitarbeitende wie auch Patient*innen hat nachweislich dazu geführt, dass die Inzidenzkurven innerhalb der München Klinik im Pandemieverlauf unterhalb der Inzidenzen in München und auch Bayern lagen. ImRahmen der regelmäßigen Berichterstattung dazu, hat die München Klinik das Thema transparent veröffentlicht: https://www.nachrichten-muenchen.com/testen-impfen-muenchen-klinik-erweitert-umfangreiches-sicherheits-konzept-mit-blick-auf-virusvarianten-und-dritte-welle/146456/ bzw. hier: https://www.muenchen-klinik.de/meldungen-nachrichten/meldungen-nachrichten/artikel/testen-impfen-muenchen-klinik-erweitert-umfangreiches-si- cherheitskonzept-mit-blick-auf-virusvarianten-und-dritte-welle-1-1/
Ein Auszug aus dieser Meldung:
Legt man die Zahlen der ersten Welle als Maßstab an, lagen die Fallzahlen infizierter Mitarbeitender der München Klinik in der zweiten Welle unterhalb der Zahlen, die aufgrund der Inzidenzkurven in München und Bayern zu erwarten gewesen wären – obwohl die Beschäftigten der München Klinik deutlich häufiger getestet werden als die reguläre Bevölkerung und dabei auch asymptomatische Verläufe häufiger entdeckt werden. In der dritten Welle ging die Klammer nochmals deutlicher auseinander, was auf die hohe Impfquote zurückzuführen ist. Das zeigt, dass die Impfung sehr gut gegen Covid-19 inklusive der Virusvarianten schützt, und auch, dass das umfassende Sicherheitskonzept der München Klinik Infektionen immer binnen kürzester Zeit entdecken und Infektionsketten frühzeitig durchbrechen konnte.
Frage 2:
Für wie viele Ärzt*innen der München Klinik wurde seit dem 1.3.2020 bis heute eine Quarantäne angeordnet (Bitte Anzahl nach Standorten und Monaten aufschlüsseln)?
Antwort:
Quarantäne-Anordnung für Ärzt*innen:
(Stichtag 21.5.21)
Frage 3:
Wie oft und auf welchen Stationen der München Klinik wurde im Jahr 2020 eine potenzielle Gefährdung der Patient*innen vom medizinischen Personal angezeigt?
Antwort:
Im Jahr 2020 gab es keine Gefährdungsanzeigen.
Frage 4:
Wie oft und auf welchen Stationen wurde im Jahr 2020 eine Bettensperrung angeordnet, weil Ärzt*innen auf Station fehlten?
Antwort:
Diese Auswertung ist nicht durchführbar, allerdings ist aufgrund der vollen Besetzungsstärke bei den Ärzt*innen davon auszugehen, dass keine Sperrung wegen fehlender Ärzt*innen erfolgte.
Frage 5:
Wie viele Überstunden/Mehrarbeit haben die Ärzt*innen der unterschiedlichen Stationen in der München-Klinik im Jahr 2020 geleistet (Bitte monatlich und getrennt nach Fachrichtungen aufschlüsseln)?
Antwort:
Frage 6:
Wie viele dieser Überstunden/Mehrarbeit wurden durch Freizeitausgleich oder durch Ausbezahlung abgebaut bzw. sind auf ein Arbeitszeitkonto gebucht worden? Gab es für die geleisteten Stunden Prämienzahlungen?
Antwort:
Krankenhaus Bogenhausen: 2.646 Std.
Krankenhaus Harlaching: 637 Std.
Krankenhaus Neuperlach: 826 Std.
Krankenhaus Schwabing: 1.122 Std.
Krankenhaus Thalkirchner Str.aße257 Std.Im Dezember 2020 und im Juni 2021 erhielten die Ärzt*innen eine Sonderzahlung. Die Grundsätze der Gewährung, die Anspruchsberechtigung sowie die Prämienhöhe wurden jeweils mit Betriebsvereinbarungen geregelt.
Frage 7:
Wie viele Ärzt*innen haben während der Corona-Pandemie seit dem 1.3.2020 bis 28.2.2021 gekündigt, wie viele wurden neu eingestellt und wie viele Ärzt*innen waren dies zwischen dem 1.3.2019 bis 28.2.2020?
Antwort:
Es werden die Ein- und Austritte erfasst, aber nicht, ob bei Austritt die Kündigung arbeitnehmer- oder arbeitgeberseitig erfolgt ist. Daher ist hier die Gesamtsumme der Ein- und Austritte von Ärzt*innen zu finden. Es wird sehr deutlich, dass gerade im Rahmen der Pandemie deutlich mehr Eintritte als Austritte zu verzeichnen waren.
1.3.19 – 28.2.20
AustritteEintritte
Krankenhaus Bogenhausen: 63 77
Krankenhaus Harlaching: 54 61
Krankenhaus Neuperlach: 38 39
Krankenhaus Schwabing: 51 76
Krankenhaus Thalkirchner Straße6 9
1.3.20 – 28.2.21
AustritteEintritte
Krankenhaus Bogenhausen: 59 67
Krankenhaus Harlaching: 37 54
Krankenhaus Neuperlach: 27 36
Krankenhaus Schwabing: 47 67
Krankenhaus Thalkirchner Straße5 7
Frage 8:
Wie wurde für die Medizinstudierenden das Praktische Jahr während der Corona-Pandemie sichergestellt bzw. welche Maßnahmen wurden für die Unterstützung der Medizinstudierenden ergriffen?
Antwort:
Die praktische Ausbildung der Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) wurde in der München Klinik während der Pandemie unverändert fortgesetzt. Die Medizinstudierenden wurden analog zu den Mitarbeitenden in das Hygiene-, Test- und Schulungskonzept zu COVID19 eingebunden. Sowurden z.B. in der Hochphase der Pandemie in Abhängigkeit des Einsatz- ortes wöchentliche PCR- und Antigentests verpflichtend angeboten. Die Medizinstudierenden wurden bevorzugt nicht auf COVID-Stationen eingesetzt. Der PJ-Unterricht wurde teilweise in Abhängigkeit der Inzidenzen als Video-Unterricht gestaltet.
Frage 9:
Welche Maßnahmen zur Entlastung der Ärzt*innen wurden im Jahr 2020 wann und wie lange umgesetzt? Welche Maßnahmen planen die einzelnen Kliniken und die Geschäftsführung der München Klinik, um eine Entlastung der Ärzt*innen in den kommenden Monaten zu erreichen?
Antwort:
Die München Klinik hat im Jahr 2020 deutlich weniger Leistungen erbracht als in den Vorjahren. Eine zusätzliche Entlastung der Covid19-behandelnden Abteilungen erfolgte durch Mehreinstellungen (Intensivstationen) und Abordnungen aus weniger belasteten Abteilungen. Regelmäßig wurden so im Rahmen der Möglichkeiten aufgrund des akuten Versorgungsbedarfes angehäufte Überstunden und verschobene Urlaube sukzessive reduziert. Allen Mitarbeitenden standen und stehen interne sowie externe psychosoziale Unterstützungsangebote zur Verfügung. Ferner erhielten die Mitarbeitenden insbesondere auf den Covid-Stationen regelmäßig über das normale Angebot der Klinik hinaus Getränke, Obst und Snacks sowie bedingt durch Sachspenden weitere zusätzliche Verköstigung direkt auf Station. Hinzu kam auch eine kostenfreie Verköstigung in den Betriebsrestaurants sowie an vielen Stellen ein temporärer Abbau von Bürokratien bspw. im Rahmen der Erfassung von zusätzlichen Arbeitszeiten, um mit einem breiten Spektrum an Maßnahmen möglichst viel Entlastung zu erzielen. Diese Maßnahmen werden zunächst beibehalten.