Schaffung einer Anlaufstelle und Begegnungsstätte für kinderreiche Familien
Antrag Stadtrats-Mitglieder Andreas Babor, Sabine Bär, Alexandra Gaßmann, Hans Hammer, Heike Kainz und Thomas Schmid (CSU-Fraktion) vom 9.3.2021
Antwort Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
Zu Ihrem Antrag vom 9.3.2021, in dem Sie die Schaffung einer Anlaufstelle und Begegnungsstätte für kinderreiche Familien angeregt haben, teile ich Ihnen Folgendes mit:
Ihrem Anliegen für Familien mit mindestens drei Kindern (so die Definition von „kinderreich“) wird durch die vielfältigen Familien- und Beratungsangebote der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege bereits entsprochen. Die breit gefächerten Familienangebote für die Münchner Familien berücksichtigen die Bedürfnisse der von Ihnen angesprochenen Zielgruppe, was auch den Kolleg*innen vor Ort rückgemeldet wird. In den Einrichtungen der Familienbildung wird individuelle Beratung zur Bewältigung des Erziehungsalltags angeboten. Es besteht ein vielfältiges Gruppen- und Kursangebot. In den Familienzentren, den Familienbildungsstätten, den zielgruppenorientierten Angeboten, den Programmen der Elternbildung sowie der Familienerholung können sich Münchner Familien jeglicher Größe zu allen Themen des Alltags begegnen, austauschen und informieren.
Der noch unveröffentlichte nächste Familienbericht zur Familienfreundlichkeit Münchens widmet den Bedürfnissen kinderreicher Familien ein ganzes Kapitel. Das zugrundeliegende Expertengespräch mit dem Ersten Vorsitzenden für Bayern im Bundesverband kinderreicher Familien in Deutschland e. V. (KRFD) bestätigt der Stadtverwaltung, dass für Münchner Familien mit mehr als zwei Kindern das zentrale Thema die gesellschaftliche Anerkennung sei, wohingegen Familienförderung und -angebote sehr gut ausgebaut seien. Der Bericht wird voraussichtlich im Herbst 2021 dem Stadtrat vorgelegt.
Auch die gerade gestartete neue Steuerungslogik des Sozialreferats, in der die Kolleg*innen der Bezirkssozialarbeit in den Sozialbürgerhäusern in zwei Diensten organisiert sind, kommt Ihrem Anliegen nach passgenauer Beratung zu staatlichen und freiwilligen Familienleistungen entgegen, da ein Teil der Bezirkssozialarbeit sich künftig ausschließlich auf Familien mit Kindern und Personen bis 59 Jahre konzentriert.Die Gleichstellungsstelle für Frauen weist in ihrer Stellungnahme zu diesem Antwortschreiben darauf hin, dass geprüft werden sollte, ob das vielfältige Familienangebot der Landeshauptstadt München unabhängig vom guten Ausbau auch ausreichend gut zugänglich ist. Wie im Antrag ausgeführt, „ist es für die Familien häufig schwierig“, passgenaue Hilfen oder Ergänzungen herauszufinden, weil ihnen in ihrem komplexen Alltag die Kapazitäten dazu fehlen, die Unterstützungs- und Angebotspalette sowie die richtigen Anlaufstellen zu sondieren, auszuwählen und effizient zu nutzen. Da die Erziehungs- und Care-Arbeit in der Regel immer noch erheblich zu Lasten der Mütter geht, ist aus Sicht der Gleichstellungsstelle für Frauen hier eine zielgerichtete Prüfung und gegebenenfalls eine strukturelle Ver-änderung in Bezug auf Zugänge äußerst sinnvoll und führt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in unserer Stadtgesellschaft.
Um auf den letztgenannten Aspekt einzugehen: Bei den Angeboten der Familienunterstützung und -bildung ist die große Mehrheit der Nutzer*innen weiblich. Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit wird daher versucht, mehr Väter* anzusprechen.
Dem wichtigen Hinweis der Gleichstellungsstelle auf Sicherung der Zugänglichkeit wird vom Sozialreferat bereits an mehreren Stellen entsprochen:
Wer persönliche Beratung sucht, um die Angebotspalette effizient nutzen zu können, wird von den Expert*innen in den Familienzentren individuell beraten. Alle Kinder können mitgebracht werden, sodass dabei kein extra Betreuungsbedarf entsteht.
Uhrzeit- und ortsunabhängige Internetrecherche ist für viele Eltern das Mittel der Wahl, um ihre Zeit- und Kraftressourcen zu schonen. Diesem Bedarf kommt das Sozialreferat mit mehreren zentralen Websites entgegen:
-Unter der einfach zu merkenden Adresse muenchen.de/familie finden Eltern Zugang zu diversen für sie relevanten Seiten, vom Familienpass über Ferienangebote und Kinderbetreuung bis zu Unterstützung in Krisen.
-Die Münchner Familienzentren haben eine gemeinsame Seite, die eine Recherche, welche Einrichtung was bietet, anhand einer Münchenkarte ermöglicht: http://familienzentrum-muenchen.de.
-Ebenso die Münchner Erziehungsberatungsstellen, ein Verbund von 20 Beratungsstellen in städtischer, kirchlicher und freier Trägerschaft, bei denen Eltern, Kindern und Jugendlichen kostenfreie Beratung erhalten: http://erziehungsberatung-muenchen.de.
-Der Familienwegweiser online ermöglicht als Datenbank Zugang zu einer Zusammenschau über die Leistungen der Landeshauptstadt München, freier Träger und Organisationen, die Familien interessieren und die von der Stadt gefördert werden oder mit der Stadt kooperieren. Dort finden sich auch Hinweise auf die Barrierefreiheit von Einrichtungen, was nicht nur den Zugang mit Rollstühlen, sondern auch mit Kinderwägen erleichtert: muenchen.de/familienwegweiser.
Als weitere Online-Unterstützung für Familien mit Kindern und Jugendlichen arbeitet die Stadtverwaltung derzeit an der sogenannten „Münchner Kindl App“.
Ich hoffe, auf Ihr Anliegen hinreichend eingegangen zu sein, und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.