Keine Spielgeräte für die Grund- und Mittelschule an der Schrobenhausener Schule?
Anfrage Stadträtinnen Beatrix Burkhardt und Alexandra Gaßmann (CSU-Fraktion) vom 1.6.2021
Antwort Stadtschulrat Florian Kraus:
Auf Ihre Anfrage vom 1.6.2021 nehme ich Bezug.
Sie haben Ihrer Anfrage folgenden Text vorausgeschickt:
„Keine Spielgeräte für die Grund- und Mittelschule an der Schrobenhausener Schule?
Die Fertigstellung der Baustelle der Grund-und Mittelschule an der Schrobenhausener Straße nähert sich seinem Ende. Die Grundschule ist eine Schule mit dem Profil Inklusion. Ab September werden die Jahrgangsstufen 1 - 3 fünfzügig und die Jahrgangsstufe 4 vierzügig betrieben. Dies be- deutet ungefähr eine Zahl von 420 Schülerinnen und Schülern. Die Gestaltung des Pausenhofes ist noch nicht abgeschlossen.
Daher fragen wir den Oberbürgermeister Dieter Reiter:
1. Wie viele Spielgeräte sind auf dem zukünftigen Pausenhof geplant? 2. Wie viele inklusive Spielgeräte sind auf dem Pausenhof geplant? 3. Wie wird der Pausenhof für die Mittelschülerinnen und Mittelschüler gestaltet?
4. Bis wann ist der Pausenhof für die Schülerinnen und Schüler endgültig nutzbar?“
Zu den von Ihnen gestellten Fragen kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Wie viele Spielgeräte sind auf dem zukünftigen Pausenhof geplant?
Antwort:
Am 4.12.2014 wurde im Rahmen der Vorplanungs-Freigabe des Schulerweiterungsprojekts mit Beteiligung der zuständigen Vertreter*innen des RBS-ZIM-ImmoV, RBS-A-4, des Baureferats, der Schulleitungen der Grundschule und der Mittelschule sowie der Planer*innen bindend für die weitere Ausarbeitung des Projekts beschlossen, „zusätzlich zum geplanten Raum- und Aufenthaltsangebot im Außenbereich […] eine (höhenmäßig auf ca. 2 m begrenzte) Klettermöglichkeit“ zu realisieren, ausdrücklich istprotokolliert: „Weitere Außenspielgeräte sollen nicht vorgesehen werden.“ Die Ausführung des Projekts entspricht dieser Planungsfestlegung.
Das Dach der Dreifachsporthalle wird mit Fertigstellung als Pausenhof zur Verfügung gestellt werden. Die Dachkonstruktion bildet eine Hügellandschaft aus, die komplett mit flächenelastischem Spielflächen- und Fallschutzbelag ausgestattet ist und zum aktiven Spielen herausfordert. Drei Hochpunkte binden von etwa 1,50 m Höhe mit unterschiedlichem Gefälle in die Dachebene ein und zonieren die Pausenfläche in überschaubare Abschnitte. Im Norden erschließt eine angeschnittene Hügelbasis die mit ca. 21 m Länge nahezu die gesamte Breite der Sporthalle einnehmende Boulderwand, die mit unterschiedlicher und an die Bedarfe aus den Erfahrungen des Schulalltags anpassbarer Griffdichte ausdrücklich nicht als Wettkampfparcour, sondern als niederschwelliges Spielangebot unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads ausgelegt ist.
Frage 2:
Wie viele inklusive Spielgeräte sind auf dem Pausenhof geplant?
Antwort:
Das Dach der Dreifachsporthalle ist im Norden über einen Aufzug barrierefrei erschlossen und über die gesamte Länge bis zur südlichen Sitzstufenanlage barrierefrei begeh- und befahrbar. Die Grenzen individueller Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Geländeneigungen sind an diesem mit ca. 1.300 m² bespielbarer Fläche ausnehmend großzügigen Angebot körperlich erfahrbar und gefahrlos auszuloten, auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen.
Die grüne Insel mit dem schützenswerten Baumbestand im Zentrum des Schulgeländes wird den bestehenden und bereits bisher an anderer Stelle intensiv genutzten Balancierparcour der Grundschule aufnehmen, auch hierbei ist die Herausbildung aktiver und passiver Zonierungen angedacht. Das Konzept, die niederschwellig für unterschiedliche Bewegungskompetenzen zugängliche Anlage in einer pädagogisch betreuten Aktion gemeinsam mit den Kindern zu erstellen, unterstützt das Baureferat mit der rechtlichen Absicherung einer sicherheitstechnischen Abnahme.
Frage 3:
Wie wird der Pausenhof für die Mittelschülerinnen und Mittelschüler gestaltet?
Antwort:
Insgesamt zeichnet das Konzept der Architekt*innen die bewusste Ausgestaltung der Außenanlagen zu eigenständigen charakteristischen Raumzonen aus: Neben den bereits bestehenden und im Rahmen der Schulerweiterungsplanung nicht überplanten Freianlagen im Bereich der Mittelschule – die begrünten Innenhöfe zwischen den Gebäudespangen, der bestehende Schulgarten der Mittelschule einschließlich der überdachten Passage – entstehen mit der Umsetzung der Planung eine Abfolge qualitätvoller Außenräume, die hier nicht als Restflächen funktional entwickelter Gebäudekubaturen „zufällig“ übrigbleiben, sondern vom Planerteam als eigene Gestaltungsaufgabe verstanden wurden. Die abgestimmte Proportionierung von Außenräumen und Baukörpern und die besonders zwischen den Gebäuden gut wahrnehmbare geschickt korrespondierende Bezugnahme der neuen Bebauung auf die erhaltenen Bestandsbaukörper der nach einem Entwurf des für die Nachkriegsarchitektur in Deutschland wichtigen Architekten Sep Ruf errichteten Schule stellen einen Glücksfall für den Standort dar.
Die bauliche Erweiterung steht den betrieblich aktiv kooperierenden Schulen gemeinsam zur Verfügung, die Pausenflächen sind also nicht als schulartbezogen baulich abgegrenzte, sondern als zonierte Abfolge unterschiedlicher, den Schulen zuordenbarer Freiräume mit jeweils eigenständiger charakteristischer Aufenthaltsqualität konzipiert und entsprechend ausgestaltet:
Die großzügige funktionale Bewegungsfläche des „Pausenhofs Nord“, die mit Sitzbänken um den erweiterten Baumbestand ausgestattet wurde und künftig dem Verkehrsübungsplatz der Grundschule Raum geben wird, erhält im Süden mit der Sporthallenfassade nun eine angemessene Fassung. An diesen angenehm proportionierten Außenraum schließt zwischen dem rhythmisierten Bestandsgebäude und der den Bestand in Materialtextur und -farbe, Maßstäblichkeit und Spiegelung würdigende Glashaut des neuen Sporthallenfoyers ein mit lockerer Baumreihe bestückte „Boulevard“ als zentrale Binnenverbindung des nördlichen Areals zur dominierenden Baumgruppe im südlichen Grundstück an.
Diese bezugsreiche Blickachse wird durch die Arbeit der renommierten Künstlerin Ayse Erkmen im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Projekts mit baukasten-ähnlichen, autonom gestalteten und die Farbigkeit des Bestandsgebäudes aufnehmenden Sitzmöbeln zusätzlich aufgewertet werden. Das gewählte Motto „Sitzen Bleiben/Sitzenbleiben“ thematisiert die tägliche emotionale Ambivalenz der Schülerinnen und Schüler zwischen der Furchtvor verzögerter Schulkarriere und der Freude, in Gemeinschaft spielerisch verweilen zu dürfen.
Südlich des diese Bewegungsachse kreuzenden Erschließungsbereichs zwischen Sporthalle und Grundschulaula umgibt eine Abfolge Nähe und Distanz zum Schulgebäude eigenständig auslotender befestigter Pausenhofflächen („Pausenhof Süd“) mit Bewegungs- und Verweilangeboten die beeindruckende, geschützte Baumgruppe, die maßgeblich die Anordnung und Dimensionierung der neuen Schulerweiterungsplanung mitgeprägt hatte. Die Rasenfläche unter dem ausgiebigen Blätterdach ist für die Schülerinnen und Schüler barrierefrei zugänglich und bildet einen eigenständigen qualitätvollen Erlebnisraum.
Nördlich des ringförmigen „Pausenhofs Süd“ erschließt eine tribünenförmige Sitzstufenanlage das Sporthallendach, das, nach Fertigstellung wie oben beschrieben, als weitere charakteristische Pausenfläche zur Verfügung stehen wird. Südlich erschließt ein mit ergänzenden Baumpflanzungen aufgewerteter Grünstreifen barrierefrei den Sportbereich der Schulen mit Laufbahn, Allwetterplatz, Sporthain und Rasenspielfeld, das allerdings bis zur Inbetriebnahme der Grundschule an der Zschokke-/Westendstraße der bestehenden MRE-Schule Platz bieten wird.
Darüber hinaus stehen den Schulen neben dem wiederhergestellten Vorbereich an der Schrobenhausener Straße mit ergänztem lichten Baumbestand als weitere funktionale Außenanlagen die drei begehbaren Innenhöfe des Schulerweiterungsgebäudes zur Verfügung, die jeweils unterschiedlichen Funktionen gewidmet sind und neben den offenen Pausenhof-Freiflächen das Außenraumrepertoire der Schulen typologisch als „gebaute Räume unter freiem Himmel“ ergänzen: Im Lichthof der Mensa verbessert ein Rankwerk über die gesamte Gebäudehöhe die Qualität der Frischluftzufuhr, mit dem „Grünen Klassenzimmer“ und den Hochbeeten des Grundschulgartens ist der nördliche Innenhof Teil des pädagogischen Raumangebots der Schulen, und das „Baumdach“ des Zierapfelhains im mittleren Innenhof formuliert diesen besonderen Raumtyp konsequent und überraschend charmant aus.
Frage 4:
Bis wann ist der Pausenhof für die Schülerinnen und Schüler endgültig nutzbar?
Antwort:
Die beschriebenen Freiräume stehen den Schulen nach Nutzungsaufnahme der Schulerweiterung in sukzessiver Folge der Fertigstellungen im Wesentlichen bereits seit geraumer Zeit zur Verfügung. Schon unter den erschwerten Bedingungen differenzierter Pausenorganisation im Zuge der Umsetzung der Corona-Hygienekonzepte bot die heterogene Pausenhof-Landschaft am Standort begehrte und hilfreiche Möglichkeiten.
Abgesehen von der Sitzstufenanlage der Sporthalle (Fertigstellung voraussichtlich bis Oktober 2021) und einem Handlauf am dreistufigen Aufstieg zur Baumgruppe südlich der Sporthalle (Ausführung im Juli) sind alle ebenerdig erschlossenen Pausenhofflächen fertiggestellt und werden von den Schulen genutzt. Die drei Innenhöfe des Schulgebäudes sowie die Freiflächen an der Schrobenhausener Straße (Fahrrad- und Kickboardständer sowie Baumpflanzungen) sind fertiggestellt und sind nach Abnahme durch den Fachdienst für Arbeitssicherheit seit Anfang Juli für den Schulbetrieb freigegeben.
Die Arbeiten zur Erstellung des Spiel-/Fallstoppbelag auf dem Sporthallendach mussten aufgrund von Problemen mit der für die Ausführung vorgesehenen Firma neu ausgeschrieben werden, die Fertigstellung ist für Oktober 2021 geplant. Im Anschluss erfolgen dann noch die Baumpflanzungen östlich der Sporthalle an der Siglstraße.
Insgesamt stehen den Schulen mit der spektakulären barrierefreien Spiellandschaft auf dem Sporthallendach, der Boulderwand, der großen Sitzstufenanlage, den vielfältigen Bewegungs- und Rückzugsangeboten im Schulgelände, der grünen Insel unter dem beeindruckenden Baumbestand, dem dort inszenierten Balancierparcour, dem „Boulevard“ mit den spielerischen Sitzmöbeln der Künstlerin Ayse Erkmen, den Innenhöfen mit „Grünem Klassenzimmer“, Schulgarten der Grundschule und Zierapfeldach eine außerordentliche Vielzahl bewusst gestalteter und den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Raum bietender Außenräume zur Verfügung.
Sicherlich können in den kommenden Monaten intensiver Nutzung der Pausenflächen im Präsenzunterricht mit wachsender Erfahrung der Möglichkeiten im neuen Gelände auch Bedarfe in den Vordergrund rücken, die den am Entscheidungsprozess Beteiligten nicht vorrangig erschienen. Selbstverständlich stehen die Objektverantwortlichen bei RBS-ZIM-ImmoV für eine konstruktive Weiterentwicklung der Pausenflächen entlang der aktuellen Bedarfe der Schulen im Rahmen der in der Gesamtbetrachtung zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel gerne zur Verfügung.