Die Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Kerstin Schreyer, und Stadträtin Kathrin Abele (SPD/Volt-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters übergeben am Montag, 4. Oktober, 18 Uhr, Erinnerungszeichen für fünf Jüdinnen und Juden, die in der damaligen Galerie- bzw. Pilotystraße wohnten, der Öffentlichkeit. Heute befindet sich dort am Franz-Josef-Strauß-Ring 4 das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, das diese Erinnerungszeichen auch initiiert hat.
Charlotte Carney, geb. Hermann, wurde am 17. August 1900 in Berlin geboren. Sie legte eine Lehramts-Staatsprüfung ab und lebte seit 1932 in München, unter anderem in der damaligen Galeriestraße 29. Die Nationalsozialisten erteilten der Protestantin 1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft Berufsverbot. 1935 hatte sie eine Gewerbeerlaubnis für Hausgeräte, die ihr 1938 entzogen wurde. 1941 musste sie in die „Heimanlage für Juden“ in der Clemens-August-Straße 9 ziehen. Die Gestapo deportierte sie am 13. März 1943 nach Auschwitz, wo die SS sie am 30. April 1943 ermordete. Berta Konn,geb. Franc, lebte seit 1937 ebenfalls in der Galeriestraße, in der Nummer 21. Sie erblickte am 30. Oktober 1863 in Tauberbischofsheim das Licht der Welt. Sie war mit Dr. Adolf Konn verheiratet und hatte einen Sohn. Seit 1901 lebten sie in München. 1938 zog sie schließlich nach Wien. Die Gestapo deportierte sie am 27. August 1942 von dort in das Ghetto Theresienstadt. Die jetzt erfolgten Recherchen zu ihrer Biografie ergaben zwei unterschiedliche Sterbedaten – den 30. Dezember 1942 beziehungsweise den 24. April 1943. Sie starb jedoch zweifelsfrei im Ghetto Theresienstadt infolge der unmenschlichen Lebensbedingungen.
Hermann Marx, geboren am 21. Juli 1877 in Nördlingen, lebte seit 1924 in München. Zwischen 1908 und 1914 hatte er in England gewohnt und gearbeitet. Er betrieb in München eine Vertretung in Damen- und Herrenhüten in der Pilotystraße 7, wo er ab 1935 auch wohnte. Hermann Marx starb am 10. Juli 1940 an einer Autoimmunerkrankung im Jüdischen Krankenhaus in der Hermann-Schmid-Straße 5, sein Grab befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München.
Amalie Spitzauer, geb. Löwenstein, wurde am 15. September 1879 in Hannover geboren und arbeitete als Dentistin. Sie lebte ebenfalls in der damaligen Pilotystraße 7. Ihr Sohn Otto Benjamin wurde am 11. November 1938 verhaftet und starb 1940 im KZ Sachsenhausen. Die Gestapo deportierte sie am 20. November 1941 nach Kaunas, wo SS-Männer der Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD sie fünf Tage später erschossen.
Emma Wallach, geb. Koschland, kam am 17. Juli 1878 in Ichenhausen zur Welt und heiratete 1903 Julius Wallach, Mitgründer des Volkskunsthauses Wallach. Die Ehe wurde 1927 geschieden. Ihre drei Kinder überlebten die Shoah im Ausland. Sie wohnte in der damaligen Galeriestraße 17. Emma Wallach wurde am 20. November 1941 nach Kaunas deportiert und dort von SS-Männern der Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD am 25. November 1941 erschossen.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)