Warum gehört München zu den Schlusslichtern bei der Covid-Impfquote?
Anfrage Stadtrat Professor Dr. Hans Theiss (CSU-Fraktion) vom 10.8.2021
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Ihrer Anfrage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
„Am 6.8.2021 berichtete die Süddeutsche Zeitung basierend auf Daten des Robert-Koch-Instituts bzw. Destatis folgende Impfquoten der größten Städte in Deutschland:“
Herr Oberbürgermeister Reiter hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zugeleitet. Die darin aufgeworfenen Fragen beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Stimmen die Zahlen bzgl. der Covid-Impfquote in München des Robert-Koch-Instituts mit den Zahlen des Referats für Gesundheit überein?
Antwort:
Ja, im Wesentlichen stimmt die Impfquote der Landeshauptstadt München (LHM) mit den Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) für München überein.
Frage 2:
Hat die Landeshauptstadt München diesbezüglich von sich aus Benchmark-Vergleiche mit anderen Städten angestellt, wie sie das bei weniger wichtigen Themen auch macht? Wenn ja, was waren die Ergebnisse und welche Konsequenzen wurden daraus gezogen? Wenn nein, warum bisher nicht und will sie das für die Zukunft ändern?
Antwort:
Nein, bisher hat die LHM keine Benchmark-Vergleiche vorgenommen, da ein Vergleich mit anderen Städten nur bedingt möglich ist. Berlin, Ham-burg und Bremen sind beispielsweise zugleich Bundesländer und konnten so ihre Impfstrategie unmittelbar an den Bedürfnissen einer Großstadt ausrichten. Ferner ist die LHM an die Vorgaben des Freistaats Bayern z.B. bei der Impfstrategie und der Impfstoffbereitstellung gebunden, welche zwangsläufig nicht nur großstädtische Belange in den Blick nehmen können.
Frage 3:
Wie erklärt sich der Münchner Oberbürgermeister die Tatsache, dass München fast Schlusslicht beim Impfen gegen Covid in den größten deutschen Städten ist?
Antwort:
Wie bereits bei Frage 2 dargestellt, ist ein Vergleich mit den von der Süddeutschen Zeitung in ihrem Artikel vom 6.8.2021 genannten Städten, welche allesamt außerhalb Bayerns liegen und zum Teil Bundesländer sind, nur bedingt möglich.
Die Landeshauptstadt befand sich bei der Impfquote bis in den Sommer hinein im bayern- und bundesweiten Durchschnitt. Inzwischen sind die auf einzelne Städte und Landkreise bezogenen Impfquoten allerdings nur noch bedingt aussagekräftig, da eine Impfung unabhängig vom Wohn- und Arbeitsort möglich ist. Zahlreiche Städte und Landkreise verzichten daher zunehmend auf die Ausweisung einer auf die Einwohnerzahl bezogenen Impfquote. Zudem sind mittlerweile auch Betriebsärzt*innen in das Impfgeschehen eingebunden, welche die Impfzahlen nicht an die Kommunen melden müssen. Die Betriebsimpfungen werden vom RKI nur in die bundesdeutsche bzw. vom LGL in die bayernweite Impfquote aufgenommen.
Frage 4:
Welche Konsequenzen zieht die Landeshauptstadt München aus ihrer niedrigen Impfquote? Da genügend Impfstoff vorhanden ist, müssten eigene Aufklärungskampagnen (wie von uns bereits gefordert) oder eine Ausweitung der mobilen bzw. aufsuchenden Impfangebote erfolgen.
Antwort:
Seit der Verlagerung der bayerischen Impfstrategie hin zu einem „Impfen in der Breite“ verfügt die LHM über größere Impf-Spielräume, welche in vollem Umfang genutzt werden: So setzt das Gesundheitsreferat bereits seit geraumer Zeit auf umfangreiche Maßnahmenpakete, um die Hemmschwelle für Impfungen nochmals deutlich abzusenken. Dazu gehören neben bestimmten Aktionen im Impfzentrum in Riem (z.B. Offener Impf-sonntag-, Familienimpfungen, Late-Night-Impfen) auch zahlreiche mobile Impfaktionen im gesamten Stadtgebiet u.a. auch mit Impfbussen. Zu nennen sind beispielsweise Impfungen in verschiedenen Stadtvierteln wie auch solche besonderer Personengruppen (z.B. Student*innen und Schüler*innen, Schlachthofmitarbeiter*innen, Wohnungs- und Obdachlose, Asylbewerber*innen) oder an besonderen Orten, wie z.B. auf dem Marienplatz, in Einkaufszentren, vor Fußballspielen, in Moscheen oder bürgernah in Verwaltungseinrichtungen, wie im Kreisverwaltungs- und im Sozialreferat. Neben den temporären mobilen Impfaktionen stehen Münchner*innen inzwischen auch längerfristige Impfangebote z.B. in den Pasing Arcaden oder dem ehem. Sport Münzinger zur Verfügung, um gerade auch Impfungen in zentraler Lage oder in Wohnortnähe zu ermöglichen. Da diese mobilen Impfaktionen von der Münchner Bevölkerung gut angenommen werden, werden auch künftig stadtweit niederschwellige Impfangebote geplant und durchgeführt.
Die Münchner Impfquote der ab 12-Jährigen konnte zwischenzeitlich bei den Erstimpfungen auf 72,9% und auf 67,9% bei den Zweitimpfungen gesteigert werden (Stand 12.10.2021). Ich bin zudem zuversichtlich, dass die Impfquote in München in den nächsten Wochen auch noch einen weiteren Anstieg verzeichnen wird.