Oberbürgermeister Reiter kondoliert zum Tod von Toni Netzle Archiv

Oberbürgermeister Dieter Reiter spricht der Tochter und dem Sohn von Toni Netzle sein Beileid aus: „Mit großem Bedauern habe ich vom Tod Ihrer Mutter Toni Netzle erfahren. Im Namen der Mitglieder des Stadtrats der Landeshauptstadt München und auch persönlich drücke ich Ihnen meine herzliche Anteilnahme an diesem schweren Verlust aus. Mit Toni Netzle hat München eine einzigartige Gastronomin verloren, die über dreißig Jahre lang ihr weit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Lokal auf unvergleichliche Weise geführt hat: den Alten Simpl, ein Schwabinger Traditionslokal, das die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Jahre 1960 von der legendären Kathi Kobus übernommen hatte – samt Maskottchen, einer grimmigen Bulldogge. Lediglich den Namen ,Simplicissimus´ änderte sie in ,Alter Simpl´ ab. Toni Netzle lebte in ihrer Wirtschaft fortan eine einzigartige Gastfreundlichkeit, Werte wie Offenheit und Toleranz waren keine Worthülsen. Sie selbst hätte ihr Lokal nie als Kult- oder Szenekneipe bezeichnet, auch wenn internationale Größen, Spitzenpolitiker, Filmemacher, Künstler und Journalisten bei ihr ein- und ausgingen. Ein Bild von diesen turbulenten Jahren kann man sich bei der Lektüre von Toni Netzles Buch ,Mein Alter Simpl´ machen, in dem sie ihre Erinnerungen und viele Bilder ihrer illustren Gäste festgehalten hat. Mit ihrer unprätentiösen Art und ihrer Unbestechlichkeit verstand sie es, Menschen über jedwede Grenzen hinweg zusammenzubringen. Das Geheimnis ihres Erfolgs war, dass sie keine Unterschiede machte. In dem von ihr gerne als ,Wohnzimmer´ bezeichneten Alten Simpl gab es keinen Sonderstatus für Promis. Wohl gerade deshalb fühlten diese sich hier zuhause und verzichteten für Schmalzbrot und Bier gerne auf Champagner und Austern.
Die Ära Toni Netzle stand aber nicht nur für Promi-Partys, sondern auch für lebhafte politische Diskussionen. Als Toni Netzle sich 1992 vom Alten Simpl verabschiedete, hinterließ sie gerade auch in dieser Hinsicht eine Lücke in der Schwabinger und Münchner Gastronomieszene. Liebe Familie Netzle, das lange und außergewöhnliche Leben von Toni Netzle hat sich nun vollendet. Ihr gastronomisches Geschick, das sie auf so humorvolle Weise zwar stets geleugnet hat, hat sie jedoch an Sie beide weitergegeben. Durch dieses Vermächtnis wird sie uns allen in Erinnerung bleiben. Ich wünsche Ihnen für die kommende schwere Zeit der Trauer viel Kraft und alles Gute.“