Der Stadtrat hat im November 2020 entschieden, einen Fonds für die Überlebenden und Hinterbliebenen des Oktoberfestattentates vom 26. September 1980 einzurichten, gemeinsam mit Bund und Freistaat. Mit dieser Leistung sollte ein spätes, aber wichtiges Zeichen der Anerkennung und Solidarität mit den Betroffenen dieses verheerenden rechtsextremistischen Anschlags gesetzt werden. Unter der Federführung der Fachstelle für Demokratie und unter Beteiligung des Sozialreferats, des Gesundheitsreferates und der Stadtkämmerei wurde Anfang Oktober 2020 ein Stab eingerichtet, der für die Koordinierung der Abwicklung des Fonds sowie für die Entscheidungsfindung in Grundsatzfragen zuständig war.
Zwischen Januar und März 2021 konnten beim Sozialreferat Anträge auf eine Solidarleistung gestellt werden. Antragsberechtigt waren durch das Attentat unmittelbar Verletzte sowie Hinterbliebene der Getöteten, also Eltern, Ehepartner*innen, Kinder und Geschwister. Die Bearbeitung aller Anträge ist nun abgeschlossen; darüber hat das Sozialreferat in der heutigen Sitzung des Sozialausschusses berichtet. Das Fondsvermögen von 1,2 Millionen Euro wurde vollumfänglich an 90 Betroffene ausgezahlt. Auf Basis der mit den anderen Fondsgebern geschlossenen Verwaltungsvereinbarung konnten bei den Verletzten Pauschalen zwischen 5.000 und 50.000 Euro ausbezahlt werden, entsprechend der individuellen Schadensschwere, bei den Hinterbliebenen entsprechend des Verwandtschaftsverhältnisses 15.000 oder 20.000 Euro.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Das Oktoberfestattentat brachte unsägliches Leid über die Betroffenen. Die eingereichten Anträge haben dies nochmals eindrücklich gezeigt und gaben Zeugnis darüber, wie sehr die Betroffenen auch heute noch unter den Folgen des rechtsextremistischen Anschlags von vor über 40 Jahren leiden. So stehen hinter den bloßen Zahlen und Fakten viele erschütternde Einzelschicksale – Menschen, deren Leben nach dem Attentat nie mehr so war wie davor. Die ausgereichten Solidarleistungen können dieses Leid nicht lindern und die eklatanten Fehler und Versäumnisse der Behörden bei der Verhinderung und Aufklärung des Anschlags sowie bei der Entschädigung der Opfer nicht ungeschehen machen. Es bleibt aber zu hoffen, dass sie als nachträgliches und überfälliges Zeichen der Anteilnahme und der Anerkennung des erlittenen Unrechts angenommen werden können.“
Am 26. September 1980 wurde das Oktoberfest in München Ziel des schwersten rechtsextremistischen Anschlags in der Nachkriegsgeschichte. Um 22.20 Uhr explodierte direkt am Haupteingang der Theresienwiese eine Bombe. Zwölf Menschen und der Attentäter wurden damals getötet, 221 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die Verletzungen wirken bei vielen Betroffenen bis heute nach.