In den frühen Morgenstunden des 20. November 1941 verschleppte die Gestapo knapp 1.000 Menschen vom Güterbahnhof Milbertshofen nach Kaunas in Litauen, weil sie nach der rassistischen Definition der Nationalsozialisten als „jüdisch“ galten. Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft wurden sie dort am 25. November von der SS und ihren Helfershelfern ermordet.
80 Jahre nach der ersten Deportation, die für knapp 1.000 Münchner Jüd*innen mit dem Tod endete, gedenkt die Landeshauptstadt München gemeinsam mit der Gemeinschaft Sant’Egidio und der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie weiteren Partner*innen, darunter auch Münchner Schüler*innen, mit verschiedenen Veranstaltungen ihrer ehemaligen Bürger*innen, die zwischen 1941 und 1945 brutal aus ihrer Heimatstadt vertrieben und ermordet wurden.
Unter dem Druck der wachsenden Entrechtung und Ausgrenzung hatten bereits zuvor viele jüdische Münchner*innen Deutschland verlassen. Am 20. November 1941 verlor die jüdische Gemeinde Münchens mit einem Schlag ein Viertel ihrer noch verbliebenen Mitglieder. In der Folge wurden rund 3.400 Jüdinnen und Juden von München nach Kaunas, Piaski, Theresienstadt und Auschwitz deportiert. Etwa ein Drittel von ihnen stammte aus Schwaben und Oberbayern. Nur sehr wenige überlebten die Shoah, den systematischen Massenmord der Nationalsozialisten an Jüdinnen und Juden. Ein Friedenszug, Gedenkveranstaltungen, Vorträge, Performances und Ausstellungen laden bis Mitte Dezember zum Erinnern und zur Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen und ihre Bedeutung für die heutige Zeit ein.
Zum Gedenken am Samstag, 20. November, 19 Uhr, am Ort der ehemaligen „Judensiedlung Milbertshofen“, Ecke Troppauer-/Knorrstraße sprechen Kulturreferent Anton Biebl, Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern in Vertretung der Präsidentin, Kardinal Reinhard Marx, Erzdiözese München und Freising, Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Ursula Kalb, Gemeinschaft Sant’Egidio sowie Ernst Grube, Überlebender und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau. Die Veranstaltung wird ab 19 Uhr im Live-Stream unter http://www.youtube.com/watch?v=O-QnAgy63pI4 übertragen. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr an der Knorrstraße 171 am Vorplatz des Gymnasiums München Nord und führt mit einem Schweigemarsch zum Denkmal Ecke Troppauer-/Knorrstraße. Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Ich sehe es als Pflicht und Verantwortung der Stadt, die Erinnerung an die damaligen Ereignisse in die heutige Stadtgesellschaft zu bringen, damit wir daraus lernen für eine Zukunft, in der mörderisches Gedankengut, Unmenschlichkeit, Ausgrenzung und Intoleranz gegenüber anderen Menschen – egal aus welchen Gründen – keinen Platz finden“.
Eine Teilnahme an der öffentlichen Gedenkveranstaltung ist unter Einhaltung der Abstandsregelungen und Tragen einer FFP-2-Maske möglich (aktuell geltende Maßnahmen siehe unter www.muenchen.de/corona). Infos zum weiteren Programm unter www.deportiert-aus-muenchen.de.