Oberbürgermeister Dieter Reiter ruft die Münchner*innen dazu auf, an die Mitmenschen zu denken, die gerade in den tristen Wintermonaten ganz besonders unter den Corona-Beschränkungen leiden, weil sie einsam sind: „Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie, wer in Ihrem sozialen Umfeld Aufmunterung und Zuspruch gut gebrauchen könnte. Diesen Menschen könnten Sie in Form eines Briefes oder einer Postkarte ein paar Zeilen der Hoffnung und des Mutes zukommen lassen.“ Der Appell des Oberbürgermeisters im Wortlaut sowie eine Fassung in Leichter Sprache sind auch unter muenchen.de/corona abrufbar:
„Liebe Münchnerinnen und Münchner,
seit meinem letzten Brief im November haben sich die Auswirkungen der Pandemie weiter verschärft. Wir sind mit weiteren Einschränkungen konfrontiert, die wir zu unserem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz unserer Mitbürger*innen akzeptieren müssen. Das bedeutet für uns alle leider in erster Linie Verzicht.
Umso mehr freut es mich, dass ich München als eine äußerst solidarische Stadtgemeinschaft erlebe, auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten. Beeindruckend finde ich beispielsweise die enorme Zahl der freiwilligen Einkaufshelfer*innen, die für die Menschen, die Ihre Wohnung nicht verlassen können oder aus Angst nicht wollen, die wichtigsten und oftmals lebensnotwendigen Besorgungen erledigen. Hier sind tagtäglich mehrere Tausend ehrenamtliche Helfer*innen in München unterwegs. Beeindruckend finde ich auch die große Spendenbereitschaft der Bür- ger*innen und der Münchner Firmen. Und nicht zuletzt auch das hohe Engagement der Münchner Wohlfahrtsverbände und Vereine. So gelingt es uns, diejenigen zu unterstützen, die alleine sind, einfach mal ein offenes Ohr brauchen oder sich nicht selbst versorgen können. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei allen Münchner*innen bedanken, die sich hier so engagiert für ihre Mitmenschen einsetzen.
Dennoch gibt es in unserer Stadt noch viele Menschen, denen es in der gegenwärtigen Situation nicht gut geht, weil ihnen die sozialen Kontakte fehlen. Es ist leider wichtig und auch richtig, die sozialen Kontakte auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und es ist unabdingbar, die Quarantäne im Falle einer Infektion strikt einzuhalten. Das bedeutet für die Betroffenen aber auch, dass sie sich in eine Einsamkeit begeben müssen, die für viele nicht leicht zu ertragen ist.
Für einsame Menschen ist es schwer, aus dieser sozialen Isolation herauszufinden, es entsteht oft das Gefühl, von der Welt vergessen worden zu sein. Gerade diese Menschen brauchen etwas mehr menschliche Wärme und Zuwendung. Aufrichtige menschliche Zuneigung, ausgedrückt durch ein Lächeln oder ein freundliches Wort oder mit ein paar aufmunternden
Zeilen, kann für Betroffene die Welt in diesen Zeiten ein wenig schöner und weniger einsam machen.
Meine Bitte an Sie ist deshalb, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, sich zu überlegen, wer in Ihrem sozialen Umfeld eine solche Aufmunterung gut gebrauchen könnte. Das können natürlich auch Menschen sein, die Sie bislang nur flüchtig kennen, denen Sie vielleicht allenfalls im Hausflur oder im Supermarkt an der Ecke begegnen. Diesen Menschen könnten Sie in Form eines Briefes oder einer Postkarte ein paar Zeilen der Hoffnung und des Mutes zukommen lassen. So wie Sie im privaten Bereich per Whats-App, Kurznachricht oder Mail an andere denken und aufmunternde Worte oder sinnhafte Gedanken und Sprüche versenden, so können Sie sich im realen Leben direkt an eine Person wenden, von der Sie denken, dass eine freundliche Nachricht ihr ein wenig Freude schenken kann. Lassen Sie uns so ein Zeichen der Verbundenheit und Unterstützung setzen. Mit diesen persönlichen Nachrichten sollen die Menschen überrascht werden, die in den tristen Wintermonaten unseren Zuspruch brauchen. Sie sollen wissen, dass sie nicht alleine sind. Sie setzen damit ein bewusstes Zeichen gegen angstmachende Zahlen oder sorgenvolle Entwicklungen, gegen Tristesse oder das Gefühl des Vergessenseins. Tun Sie das bewusst, um zu zeigen, dass wir als Münchner Stadtgesellschaft weiterhin zusam- menhalten.
Wir alle hoffen, dass wir unser gewohntes Leben bald wieder haben werden und wir unsere Lieben wieder unbeschwert persönlich treffen können. Dieser Tag wird kommen, davon bin ich überzeugt. Und wir Münchnerinnen und Münchner werden sagen können, dass wir auch während der Pandemie zusammengehalten haben und wir in einer solidarischen Stadt leben. Herzlichen Dank dafür.“