Stadtbäume-App für Gießpaten realisieren
Antrag Stadtrats-Mitglieder Nicola Holtmann und Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/FW) vom 11.11.2020
Antwort Baureferentin Rosemarie Hingerl:
Sie haben am 11.11.2020 Folgendes beantragt:
„Mit der zügigen Fertigstellung des digitalen Baumkatasters der LH München (Beschluss des Bauausschusses vom 23.5.2017) wird eine Stadtbäume-App ins Leben gerufen. Diese App ist ähnlich der App ‚Sommer in der Stadt‘ (https://www.muenchen.de/meta/sommer-in-der-stadt-web-app.html) öffentlich zugänglich und gibt den Münchnern wichtige Informationen über ihre Stadtbäume. Neben spezifischen Informationen zu der Baumart, dem Pflanzjahr sowie Wasserbedarf bekommen die Münchner die Möglichkeit, sich z.B. bei einer Trockenperiode interaktiv als Gießpate einzutragen und sich beim Umwelt- und Klimaschutz aktiv einzubringen. Eine solche App wird bereits in Gelsenkirchen genutzt.“
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlauben wir uns, Ihren Antrag mit Schreiben zu beantworten.
Zu Ihrem Antrag vom 11.11.2020 teilt das Baureferat Folgendes mit:
Wir verweisen auf den Beschluss des Bauausschusses vom 4.2.2020 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 16869). Dort ist u.a. ausgeführt:
„Digitale Baumkataster erfordern die Erfassung der Baumdaten und den Kauf einer entsprechenden IT-Software. (…) Hauptsächlich werden sie jedoch zur Dokumentation der gesetzlich vorgeschriebenen Baumkontrollen angelegt und geführt. Dieser Nachweis hat manipulationssicher und damit gerichtsfest mit Angaben zu Erfassungsdatum, Kontrolleur, Ort und Prüfergebnis zu erfolgen. Die Gewährleistung der Manipulationssicherheit ist im Gegensatz zu normalen Datenbanksystemen das spezielle Merkmal einer Baumkatastersoftware.
Aktuell prüft das Baureferat den Baumbestand zweimal jährlich, in belaubtem und unbelaubtem Zustand und dokumentiert die Ergebnisse analog. Die Methode der vom Baureferat angewandten Kontrolle und Dokumentation ist rechtssicher und wird von den Versicherungen im Schadensfall anerkannt. Die Haftungsfragen hinsichtlich der Verkehrssicherungspflicht sind damit abgedeckt. Ein Optimierungsbedarf bei der Baumkontrolle und ihrer Dokumentation kann daher nicht erkannt werden.
Hinsichtlich eines öffentlichen Informationsbedürfnisses zu einzelnen Bäumen kann gesagt werden, dass Anfragen zu bestimmten Bäumen bezüglich Art, Baumumfang, Alter, Vitalität etc. aus der Bürgerschaft oder anderen in den letzten 20 Jahren kaum vorkamen.“
Des Weiteren ist ausgeführt, dass ein sehr hoher Ressourcenaufwand erforderlich sei für die kontinuierliche Aktualisierung der Datensätze. Da kein Optimierungsbedarf bezüglich der Baumkontrolle bestehe und keine Notwendigkeit zur Vorhaltung differenzierter und kontinuierlich gepflegter Datensätze für jeden Baum ersichtlich sei, werde kein Baumkataster beauftragt.
Das Einrichten der geforderten App zur öffentlichen Anwendung würde die kontinuierliche Aktualisierung der erhobenen Daten für stadtweit schätzungsweise über 700.000 Bäume notwendig machen. Dies erscheint schon alleine wegen des bislang nicht feststellbaren Informationsbedarfes der Bürgerschaft zu einzelnen Bäumen nicht erforderlich.
Zudem ist es in der Praxis kaum handhabbar, dass Bürger*innen als Paten*innen effektiv Bäume gießen. Aktuell werden in München nur neu gepflanzte Bäume gegossen, die noch nicht so tief wurzeln und sich daher nicht selbst versorgen können. Aus Gewährleistungsgründen geschieht dies im Rahmen der sogenannten Entwicklungspflege durch die zur Pflanzung beauftragte Firma in den ersten drei bis fünf Jahren. Dabei werden bei bis zu 15 Bewässerungsgängen im Jahr jeweils ca. 250 Liter Wasser pro Baum in mehreren Teilmengen ausgebracht. Nach der entsprechenden Entwicklung der Wurzeln muss der Baum sich selbst versorgen können, da das Ausbringen dieser Mengen an Wasser für den großen Baumbestand in München kaum professionell und auch kaum durch Private erfolgen kann.
Maßgeblich gegen Trockenheitsprobleme bei Bäumen ist die sorgfältige fachliche Vorbereitung der Pflanzstandorte durch Baumgruben mit entsprechenden wasserspeichernden und gut durchwurzelbaren Substraten. Das Baureferat ist dabei deutschlandweit führend bei der kontinuierlichen Entwicklung und Optimierung geeigneter Pflanzsubstrate. Für Straßenbäume werden bei Neupflanzung entsprechende Baumgruben mit 36m³ und in Grünanlagen mit 24m³ vorbereitet. Gleichzeitig ist die gezielte Auswahl geeigneter Bäume wichtig. Bereits seit Mitte der 1990er Jahre hat das Baureferat die Problematik erkannt und erforscht federführend im Rahmen der bundesweit agierenden Gartenamtsleiterkonferenz geeignete Baumarten für das Stadtklima der Zukunft. Als Ergebnis liegen Erkenntnisse über mehr als 100 Baumarten vor, welche zur Pflanzung speziell im Münchner Stadtgebiet für die zukünftigen Entwicklungen besonders geeignet sind.Zudem ist in der o.g. Beschlussvorlage dargestellt, dass unabhängig von der Einführung einer Baumkatastersoftware mit ständigem Aktualisierungserfordernis, eine einmalige Datenerhebung des Münchner Baumbestandes und auf dieser Basis eine gutachterliche Empfehlung zum weiteren Vorgehen bei der Entwicklung eines hinsichtlich des Klimawandels zukunftssicheren Baumbestandes sinnvoll und zielführend erscheint. U.a., um eine gezielte Streuung der geeigneten Baumarten im Zuge von Nachpflanzungen zu erreichen. Das Baureferat wurde in diesem Zuge beauftragt, den Baumbestand auf öffentlichen Verkehrs- und Grünflächen innerhalb des Mittleren Ringes zu erheben, zu analysieren und auf dieser Grundlage ein Baumentwicklungskonzept erstellen zu lassen, welches dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird. Aktuell ist die Erhebung des Baumbestandes im Gange.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass der Antrag damit abschließend behandelt ist.