Sozialreferentin Dorothee Schiwy und Thomas König, Regionalleiter des Internationalen Bundes Region Südbayern, haben heute die Räume eines neuartigen Wohnprojekts in der Dantestraße speziell für junge wohnungslose Menschen eröffnet.
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Junge Erwachsene, insbesondere wenn sie noch nicht über eigenes, regelmäßiges und ausreichendes Einkommen verfügen, tun sich in München extrem schwer, eine Wohnung zu finden. Jungen Menschen, die z.B. aus der stationären Jugendhilfe kommen oder aus anderen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, ist diese Möglichkeit oft verwehrt. Deswegen hat der Stadtrat beschlossen, neue Wohnprojekte speziell für diese Zielgruppe aufzubauen. Das Wohnprojekt in der Dantestraße 18 ist nun die erste Einrichtung dieser Art.“ Zum Stichtag 31. Mai gibt es bereit 550 Plätze in Wohnprojekten und Wohngruppen für junge Geflüchtete/Migrant*innen. Davon sind 394 Plätze in städtischer Zuständigkeit und 156 Plätze bei freien Trägern im Jungen Quartier Obersendling. Der Betreuungsschlüssel liegt im Bereich der Wohnprojekte bei 1:16. Im Bereich der Wohnungen liegt das Verhältnis bei 1:35. Voraussetzung für die Aufnahme in die bestehenden Projekte und Einrichtungen ist allerdings die Teilnahme an einer schulischen oder beruflichen Ausbildung bzw. an einer Maßnahme (z.B. Deutschkurs).
In die Dantestraße können dagegen auch junge Erwachsene aufgenommen werden, die erst noch eine schulische bzw. berufliche Perspektive entwickeln müssen. In Kürze wird auch das zweite Projekt, das Integrationsprojekt in der Kistlerhofstraße 144, mit jungen wohnungslosen Erwachsenen belegt. Wohnprojekte wie die Dantestraße und die Kistlerhofstraße haben drei Zielgruppen im Blick:
- Junge Menschen in der Wohnungslosigkeit
Stand April 2019 waren 385 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren im Sofortunterbringungssystem der Stadt München untergebracht. Im Oktober 2019 reduzierte sich die Zahl auf 335 alleinstehende junge Menschen. Zum 31. Mai 2022 waren noch 267 junge Menschen
im Sofortunterbringungssystem untergebracht. Diese jungen Menschen sind die Hauptzielgruppe, weil der Betreuungsschlüssel in ihren aktuellen Unterkünften (Notquartiere, Beherbergungsbetriebe etc.) für eine intensive sozialpädagogische Begleitung und Betreuung nicht ausreicht und sie in großen Unterkünften mit vielen alleinstehenden Erwachsenen leicht „verlorengehen“ können.
- Junge Menschen in unsicheren Wohnverhältnissen
Daneben gibt es in München eine flukturierende und nicht genau bemessbare Zahl von wohnungslosen jungen Menschen, die in prekären Wohnverhältnissen bzw. privaten Notquartieren oder als sogenannte „Couchsurfer*innen“ bei wechselnden Freund*innen und Bekannten leben.
- Junge Erwachsene in der stationären Jugendhilfe
Im Jahr 2015 wurden rund 5.000 minderjährige Flüchtlinge durch das Stadtjugendamt in Obhut genommen. Bei über 80 Prozent der jungen Menschen lag deren durchschnittliches Alter zum Zeitpunkt des Ankommens bei 17 Jahren. Diese jungen Menschen sind nun über 21 Jahre, aber leben zum großen Teil in stationären Einrichtungen der Münchner Jugendhilfe. Sie sind aber natürlich junge Erwachsene, die irgendwann selbstständig leben möchten.
Georg Hiebl, Betriebsleiter IB-Wohnungslosenhilfe Bayern: „Junge Erwachsene, die ihr Elternhaus verlassen (müssen) oder nach der stationären Jugendhilfe keine Wohnung finden konnten und noch nicht auf eignen Füßen stehen, brauchen eine Betreuung, die sie in den Notunterkünften für Erwachsene nicht erhalten können. Wir sind froh, dass die Landeshauptstadt München mit dem Wohnprojekt Dantestraße ein bedarfsgerechtes Wohn- und Betreuungsangebot für junge Menschen geschaffen hat. Als Internationaler Bund freuen wir uns, von der Landeshauptstadt München mit der Sozialberatung im Wohnprojekt Dantestraße betraut worden zu sein. Das Projekt bietet jungen Menschen ein sicheres Zuhause in einem gewaltfreien Umfeld. Wir sind überzeugt, dass die eigene Wohnung verbunden mit den passenden Unterstützungsangeboten Motivation und Kraft gibt, das eigene Leben in die Hand zu nehmen.
Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen haben die Aufgabe, mit den jungen Erwachsenen Lebensperspektiven zu entwickeln und die Kompetenzen zu fördern, die für ein selbstständiges Leben mit Wohnung, Arbeit und sozialen Beziehungen notwendig sind.“
Das Haus Dantestraße 18 liegt in Neuhausen und ist sehr gut an den ÖPNV angebunden.
Die Betriebsführung des Hauses obliegt dem Amt für Wohnen und Migration. Die sozialpädagogische Betreuung übernimmt der Internationale Bund e.V. Die Einrichtungsleitung (Betrieb) schließt mit den jungen wohnungslosen Erwachsenen befristete Mietverträge nach § 549 BGB ab. Der Betreuungsschlüssel Sozialpädagogik liegt bei 1:16.
Das Wohnprojekt umfasst insgesamt maximal 51 Plätze in 19 Einzel- und 16 Doppel-Appartements mit kleiner Küche, Sanitärbereich und Balkon.