Die Reihe „Startsignale“ der Kunst im öffentlichen Raum des Kulturreferats präsentiert zum 50jährigen Olympia-Jubiläum fünf Projekte Münchner Künstler*innen im Sommer 2022. In einem öffentlichen Kunstwettbewerb lud das Kulturreferat ein, sich mit Kunst und Sport sowie dem Nachleben und den Utopien von Olympia ‘72 zu beschäftigen. Zwischen Juli und September sind diese Kunstinterventionen im Stadtraum zu sehen. Der Eintritt ist frei.
- Ab Donnerstag, 25. August, ist bis Dezember das Kunstprojekt „5.9.72 – heute kein Programm“ von Fanti Baum und Sebastian Klawitter an der Olympia-Regattastrecke, Dachauer Straße 35, in Oberschleißheim zu sehen.
Mit der Installation wird der Tag des Attentats auf das Team der israelischen Mannschaft am 5. September 1972 thematisiert, der eine jähe Zäsur der Olympischen Spiele darstellt. Der Tag markiert eine radikale Unterbrechung der Wettkämpfe und des Kulturprogramms. Zu dem kaum zu fassenden Ereignis machten die mit der Programmveröffentlichung des Kulturprogramms betrauten Künstler Peter Mell, Hans Poppel und Uwe Streifeneder den letzten Siebdruck ,heute kein programm – 5.9.72‘. Im Zentrum des Kunstprojekts von Fanti Baum und Sebastian Klawiter steht jener Moment der angehaltenen Zeit. Mit einem gleichlautenden Neonlicht-Schriftzug im Areal der Kanu- und Ruderregattastrecke wollen sie auf eine Leerstelle und offene Wunde verweisen und die Erinnerung wach halten an ein Ereignis, das die Welt erschüttert hat.
- Ebenfalls an der Olympia-Regattastrecke, Dachauer Straße 35, in Oberschleißheim ist ab Freitag, 26. August, bis Spätherbst die Installation „Ohne Titel“ von Thomas Mayfried zu sehen.
Die Arbeit lenkt den Blick auf das visuelle Erscheinungsbild der Spiele. Das Gestaltungskonzept von Otl Aicher, der für die politische Utopie von München ´72 unvorstellbar viel leistete, ist im kollektiven Gedächtnis an die fröhliche Stimmung der Spiele ´72 auch durch die zahlreichen Fahnen-Pulks im Stadtraum fest verankert. An 38 Fahnenmasten der Ruderregattastrecke Oberschleißheim, an der historischen Position, der Anhöhe auf der Westseite, wird Thomas Mayfried an das unverwechselbare Design der Spiele erinnern und es für die Betrachter*innen dekonstruieren: Flaggen, die das Gestaltungsraster, den Farbcode, die Typografie des Olympia-Designs und sein hohes sozial-kommunikatives Potential verdeutlichen. Eine Veranstaltung zum Thema Design bei Olympischen Spielen ist für den Oktober geplant und wird rechtzeitig bekannt gegeben.
- Ab Montag, 29. August, bis Donnerstag, 1. September, ist in den Abendstunden in der Olympia-Schwimmhalle, Coubertinplatz 1, die Performance „In Marks Schatten“ von Vincent Mitzev zu sehen. In der Performance „In Marks Schatten“ schwimmt der Künstler Vincent Mitzev die sieben Olympischen Goldmedaillen des US-amerikanischen Champions Mark Spitz in einem reenactment dieser olympischen Reihe von Siegen nach – genau 50 Jahre später. Nicht die genaue Zeit zu erschwimmen, sondern alles zu geben ist das Herzstück des reenactments.
Die Performance erinnert an die heitere Zeit der Spiele vor dem Attentat auf die israelischen Sportler am 5. September 1972, ohne dieses auszublenden. Mark Spitz erschwamm seinen letzten Sieg am 4. September vor der Katastrophe und wurde als US-Bürger jüdischer Herkunft kurz danach in die USA ausgeflogen.
Vincent Mitzevs Performance ist eine Hommage an einen Ausnahmesportler, sowie eine persönliche Annäherung an den Olympischen Geist des Wettkampfs, des Dabeiseins und der Vielfalt in all seiner Fragilität und Bedrohtheit.
Bei der Performance begrüßt ein Empfangskomitee die Gäste und führt durch die Veranstaltung. Ein kleines, dort erhältliches Beiheft liefert zusätzliche Informationen, Fotos und Geschichten. Die Vorbereitungen sind auf Vinzent Mitzevs Instagram Account zu verfolgen: @vincent_mitzev_artist.
Performancezeiten in der Olympiaschwimmhalle:
- Montag, 29. August, 20 bis 21 Uhr
- Dienstag, 30. August, 19.30 bis 20 Uhr
- Mittwoch, 31. August, 18.30 bis 19.30 Uhr und
- Donnerstag, 1. September, 20 bis 20.30 Uhr
- Am Freitag, 16. September, und Samstag, 17. September, ist am Olympiasee ab Dämmerung bis 1 Uhr die Lichtprojektion „Wir haben nur die Kraft eines großen Ideals“ von Nicole Raabe zu sehen. Die Kunstaktion „Wir haben nur die Kraft eines großen Ideals“ betont die Bedeutung des Olympiageländes als Verdichtung der visionären Ideen von 1972. An zwei Sommerabenden werden als Lichtprojektion die Schriftzüge „Freiheit, Offenheit und grenzenlose Freude“ – „Wir haben nur die Kraft eines großen Ideals“ – „Dabeisein ist alles“ über Olympiasee und Olympia- berg streifen. Die Lichtperformance von Nicole Raabe will in ihrer lichten Flüchtigkeit die Aufmerksamkeit der Besucher*innen spielerisch fesseln, Gespräche entstehen lassen und Raum zur gemeinsamen Reflexion bieten: Ist der Spirit von München ´72 in der heutigen Stadt mit ihren Herausforderungen noch zu spüren? Welche Ideale formulieren wir heute, welche Ideen leiten uns?
- Und noch bis Sonntag, 18. September, ist der Künstler Olaf Unverzart mit „Rundkurs“ auf fotografischer Spurensuche auf dem Rundkurs des olympischen Radrennens von 1972.
Das fotografische Kunstprojekt „Rundkurs“ von Olaf Unverzart richtet den Blick auf die 22,8 Kilometer lange Strecke des olympischen Straßenradrennens mit Start und Ziel in Grünwald. Mit einem dokumentarischen, künstlerischen Blick verbindet er das Ereignis von 1972 mit Gegenwart und Imagination. Als Ergebnis ist eine gedruckte Zeitungsbroschur mit seinen Fotografien in Kombination mit Archivmaterial aus dem Rennen von 1972 entstanden. In drei für München typischen Zeitungskästen entlang der Strecke (Kloster Schäftlarn – Buchenhain – Grünwalder Brücke) liegt diese Zeitungsbroschur zur kostenfreien Mitnahme aus.
Weitere Informationen unter www.publicartmuenchen.de.