Stadtrat Winfried Kaum (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) übergibt am Donnerstag, 22. September, 16 Uhr, in Vertretung des Oberbürgermeisters in der Widenmayerstraße 45 Erinnerungszeichen für Semaya und Julius Davidsohn der Öffentlichkeit.
Semaya Hirsch kam am 31. Mai 1879 in Frankfurt am Main als Tochter von Simon und Jette Hirsch zur Welt. Am 19. März 1901 heiratete sie in Mannheim den Kaufmann Julius Davidsohn, der am 8. Februar 1874 in Hannover geboren wurde; seine Eltern waren Daniel und Regine Davidsohn. Er besuchte die Höhere Bürgerschule und kämpfte von 1916 bis 1918 im Ersten Weltkrieg. Semaya und Julius Davidsohn zogen 1917 von Berlin nach München und wohnten seit 1920 in der Widenmayerstraße 45. 1932 nahmen sie Semaya Davidsohns gehörlosen Bruder Ludwig Hirsch bei sich auf. Von 1928 bis 1930 war Julius Davidsohn Teilhaber der Firma Rewag – E. Batz & Co., ein Reklameunternehmen in der Neuhauser Straße 23.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten bestimmten Ausgrenzung und Enteignung das Leben des jüdischen Ehepaares. Im Zuge der „Kristallnacht“ vom 9./10. November 1938 verschleppte die Gestapo Julius Davidsohn in das Konzentrationslager Dachau, er kam am 20. November 1938 wieder frei. Wenige Tage später stand die Gestapo erneut vor der Tür und raubte Semaya und Julius Davidsohn anhand penibel aufgestellter Listen etliche wertvolle Kunstgegenstände.
1939 mussten sie ihre Wohnung verlassen und in beengten Verhältnissen an verschiedenen Adressen leben. Anfang Dezember 1941 pferchte die Gestapo sie in der „Judensiedlung Milbertshofen“ in der Knorrstraße 148 ein und deportierte sie am 16. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt. Dort starben sie aufgrund der unmenschlichen Bedingungen – Julius Davidsohn am 11. August 1942, Semaya Davidsohn am 24. April 1943. Ihr gehörloser Bruder Ludwig Hirsch war dort am 8. Dezember 1942 umgekommen.
2019 restituierten die Bayerische Staatsgemäldesammlungen, das Bayerische Nationalmuseum und die Staatliche Graphische Sammlung München Kunstgegenstände aus dem Besitz des Ehepaars Davidsohn an die Erben.
(Siehe auch unter Terminhinweise)