Stadtrat bringt neue Stadtquartiere auf den Weg Archiv
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Rathaus Umschau 181 / 2022, veröffentlicht am 21.09.2022
Im ersten Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung nach der Sommerpause hat der Stadtrat die Weichen für neue Stadtquartiere gestellt. Städtebaulich entwickelt werden Flächen an der Hans-Preißinger-Straße – am derzeitigen „Gasteig HP8“ mit Kultur-, Gewerbe-, und Wohnnutzung sowie am Rappenweg in Trudering-Riem. Dort soll ein zeitgemäßes und nachhaltiges Wohn- und Gewerbequartier entstehen. Gebilligt und vorbehaltlich gesatzt wurde das neue Quartier an der Machtlfinger Straße im Gewerbeband Obersendling. Die Projekte im Einzelnen:
Wohnen, Gewerbe und Kultur an der Hans-Preißinger-Straße
Ein Miteinander von kreativen und gewerblichen Nutzungen mit einem hohen Wohnanteil von etwa 450 Wohnungen – das möchte die Stadtwerke München GmbH (SWM) auf ihrem Betriebsgelände an der Hans-Preißinger-Straße südlich des Heizkraftwerks Süd in Sendling entwickeln. Hierzu ist ein Bebauungsplan erforderlich, für den der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats nun den Aufstellungsbeschluss gefasst hat – ein wichtiger Planungsschritt für das Gebiet, auf dem sich derzeit interimsweise der „Gasteig HP8“ mit der Isarphilharmonie befindet. Darüber hinaus wurde entschieden, einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb durchzuführen. In diesem werden explizit Nachhaltigkeitskonzepte eingefordert. Damit wird dem Beschluss des Stadtrates „Klimaneutrales München bis 2035“ Rechnung getragen, in dem sich München hohe Ziele zur Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesteckt hat. Ein hoher Anteil an Grünflächen, flächensparender Umgang mit Grund und Boden, kompakte Gebäude und Solarenergie sind nur einige Instrumente, die auch beim Projekt an der Hans-Preißinger-Straße umgesetzt werden sollen.
Das jetzige kulturelle Angebot in Flaucher-Nähe kommt bei der Bevölkerung gut an, daher soll überprüft werden, welche Nutzungen weiterhin im Gebiet bleiben könnten. Ziel ist es, ein weiteres „Kreativquartier“ zu schaffen – Platz für Kreativwirtschaft rund um die denkmalgeschützte Lagerhalle im Norden, aber auch Wohnungen für unterschiedliche Bevölkerungs- und Einkommensgruppen im Süden. Um die Rad- und Fußwegeverbindungen zu verbessern, plant die SWM einen teilweisen Rückbau der Hans-Preißinger-Straße. Um das Innere des Gebietes weitestgehend autofrei zu halten, wird ein Mobilitätskonzept erarbeitet.
Weiterhin wurde entschieden, dass die Öffentlichkeit die Möglichkeit haben wird, sich frühzeitig beim Planungsprozess beteiligen zu können. Ein Konzept, das über das gesetzlich vorgegebene Maß hinaus geht, soll erarbeitet werden.
Neuordnung der Gewerbeflächen Rappenweg
Das gewerblich genutzte, etwa 24,5 Hektar große Planungsgebiet liegt im Osten Münchens, an der Stadtgrenze zur Gemeinde Haar. Seit den 1960er Jahren siedelten sich auf den ehemaligen Kiesabbauflächen am Rappenweg Gewerbebetriebe ohne Baugenehmigung an. Dadurch ist eine größere Gewerbeansiedlung entstanden, die jedoch große städtebauliche Mängel aufweist, beispielsweise fehlende Verkehrswege, unzureichenden Brandschutz und fehlende Kanalisation. Nach einem Wechsel der Eigentümer*innen wird nun ein neuer Planungsansatz zu einem neuen Konzept für das Gebiet verfolgt und eine umsetzbare, ökonomische, ökologische und dem Umweltschutz entsprechende Lösung für die Flächen entwickelt. Zielsetzung ist, an diesem Standort ein dichtes gemischtes Quartier mit Gewerbe- und Wohnnutzung sowie Einrichtungen zur Nahversorgung zu schaffen. Hierfür ist eine neue zweite Erschließung des Planungsgebiets Voraussetzung.
Mit dem aktuell gefassten Aufstellungsbeschluss beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, die erforderlichen Altlastenuntersuchungen, die Prüfungen von Sanierungskonzepten sowie die planerische und technische Machbarkeitsuntersuchung für eine zweite Erschließung vornehmen zu lassen. Falls bestätigt wird, dass die Schaffung eines zeitgemäßen und nachhaltigen gemischten Wohn- und Gewerbequartiers möglich ist, soll ein geeigneter Wettbewerb für einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwurf folgen. Das daraus resultierende Planungskonzept wird die Grundlage für das anschließende Bebauungsplanverfahren werden.
Neues Quartier im Gewerbeband Obersendling
Wiederbelebung von Gewerbeflächen, neue öffentliche Grünflächen, Platz für Kultur und Sport sowie besonders hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit und Klimaschutz: Diese Ziele verfolgt der Bebauungsplan für das neue Quartier an der Machtlfinger Straße, der den Rahmenplan Obersendling umsetzt und nun einen wichtigen Schritt vorangekommen ist.
Der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats hat den Billigungs- und vorbehaltlichen Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst, in dem bereits die Empfehlungen aus der ersten Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung berücksichtigt sind. Gleichzeitig wurde die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans vorbehaltlich der Zustimmung durch die Vollversammlung gebilligt.
Auf den jetzt noch teilweise brachliegenden Flächen sollen rund 220 Wohneinheiten für alle Bevölkerungsgruppen, attraktive Büros, Kultur- und Sporteinrichtungen sowie soziale Einrichtungen Platz finden. Den Kriterien des aktuellen Entwurfs der Hochhausstudie folgend entstehen drei Hochpunkte mit bis zu 80 Metern. Die unteren Geschosse sollen öffentlich genutzt werden und Angebote für Gastronomie, Sport, Sozial- oder Gemeinschaftsnutzungen schaffen. Eine Besonderheit ist die neue Nutzung des ehemaligen Industriegleises – als Erholungsgebiet und künftige Wegeverbindung durch Obersendling bringt es der Umgebung einen Mehrwert und verbessert das Stadtklima.
Um den Vorgaben zum Thema Klimaschutz des Stadtrates, der mit dem Beschluss „Klimaneutrales München bis 2035“ konkrete Maßnahmen für die Bebauungsplanung formulierte, gerecht zu werden, binden sich die Eigentümer*innen an eine Nachhaltigkeits-Charta: Unter vielen weiteren Maßnahmen sollen zum Beispiel Recyclingmaterialien wie Recyclingbeton, energiesparende Gebäudehüllen, Photovoltaikanlagen sowie die Nutzung von Grundwasser und Erdwärme für die Versorgung des Quartiers eingesetzt werden. Kompakte Gebäude sorgen für weniger Energiebedarf und eine zusätzliche Versiegelung noch ungenutzter Flächen sowie eine weitere Versiegelung durch Erschließungsflächen kann vermieden werden. Begrünte Dächer und Fassaden sind ebenfalls geplant. Als Nachhaltigkeits- zertifikat für die Baugebiete wird eine Zertifizierung in Platin im Verfahren „Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED) angestrebt. Oberirdisch wird das Gebiet autofrei bleiben, für die Stellplätze sind eine Gemeinschaftstiefgarage und Tiefgaragen vorgesehen. Mit Car- und Bikesharing wird einer nachhaltigen Mobilität Rechnung getragen. Auch in den nachfolgenden Realisierungswettbewerben für die Umsetzung wird Nachhaltigkeit eine Rolle spielen: Die Eigentümer*innen fordern hier von den Planungsbüros neue Ideen und nachhaltige Lösungen für die Gebäude und Fassaden.